Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
ihren Augen die Dunkelheit. Glänzte da etwas auf dem Boden? Ein Schuh! Beinahe wäre sie aufgesprungen und aus dem Zimmer gelaufen. Aber sie konnte sich gerade noch zurückhalten. Wer immer dort stand, falls ihr nicht ihre große Vorstellungskraft einen Streich spielte, wäre garantiert bei ihr, bevor sie die Tür geöffnet hätte. Warum hatte sie nicht gleich kehrtgemacht, als sie merkte, dass die Tür nicht verschlossen war? Hatte sie denn in den letzten Tagen nichts dazugelernt?
    Sie atmete tief durch und zwang sich, ihre Papiere auf dem Tisch hin- und herzuschieben, als würde sie etwas suchen. Langsam erhob sie sich und schimpfte dabei leise vor sich hin. »Verdammt, hat Tom mir etwa immer noch nicht den Bericht hingelegt? Jetzt darf ich ihn mir wieder abholen. Na toll!« Sie schob ihren Stuhl zurück und ging um den Schreibtisch herum auf die Tür zu. Dabei fiel ihr Blick auf ihren Rucksack. Die Fotos! Sie waren immer noch darin. Sie konnte sie unmöglich hier lassen. »Und das auch noch, wo ich heute meine Periode bekommen habe.« Sie seufzte laut. »Na ja, wenigstens kann ich dann gleich noch auf der Toilette vorbeigehen.« Ihre Stimme klang dumpf und unnatürlich in ihren Ohren, aber da der Typ hinter dem Schrank sie nicht kannte, merkte er es vielleicht nicht. Und sie kannte kein anderes Thema, bei dem ein Mann so schnell sein Gehirn abschaltete wie bei der Periode.
    So natürlich wie möglich nahm sie ihren Rucksack und schlenderte zur Tür. Sie hoffte, dass ihre Beine sie tragen würden, obwohl sie schlotterten. Wahrscheinlich würde sie gleich zu Boden sinken und dort zerfließen, so weich waren ihre Muskeln. An der Tür angekommen, öffnete Sam sie, schlüpfte hindurch und schloss sie hinter sich. Doch kaum war die Tür zu, rannte sie los, als wäre der Teufel hinter ihr her. Vielleicht war er das ja auch. Sie würde jedenfalls bestimmt nicht stehen bleiben und nachsehen, wer ihr folgte. Sehr schnell erkannte sie, dass sie mit ihren wackeligen Beinen zurzeit nicht besonders weit laufen konnte. Sie musste ein Versteck finden. Als sie an einem riesigen alten Aktenschrank vorbeikam, schluchzte sie fast vor Erleichterung auf. Endlich eine Deckung! Sie warf sich daneben und drückte sich dicht an die raue Wand. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. War da ein Geräusch? Sie wagte nicht, um die Ecke zu sehen, aus Furcht, entdeckt zu werden. Ein leises Quietschen veranlasste sie, ihre Hände vor den Mund zu pressen. Ihr Blut pulsierte so laut in ihren Ohren, dass sie außer ihrem eigenen Herzschlag kaum noch etwas hörte. Da, wieder dieses Quietschen, wie Gummisohlen auf Linoleumboden! Es kam näher …
    Sam presste die Augen zu. Es war natürlich kindisch zu denken, man würde sie so nicht entdecken. Aber sie konnte einfach nicht anders. Ihr Herz donnerte in der Brust. Jeden Moment würde sie entdeckt werden und dann sterben. Ihr Kampfgeist erwachte. Sie wollte noch lange nicht sterben – und schon gar nicht hier im Keller! Bebend vor Angst, an eine dreckige Wand gepresst bereitete sie sich innerlich darauf vor, um ihr Leben zu kämpfen. Erneut erklangen die quietschenden Schritte, jetzt bereits ganz nah. Sam hielt ihren Rucksack vor sich, bereit, ihn notfalls als Waffe einzusetzen. Plötzlich verstummten die Schritte.
    Sams Herz klopfte zum Zerspringen, ihre Hände zitterten. Die Augen hatte sie unverwandt auf die Kante des Aktenschranks gerichtet, wo gleich jemand auftauchen würde, der garantiert nichts Gutes im Sinn hatte. Ein Schatten kroch über sie, weil derjenige, der vor ihr stand, das Licht der einzigen Lampe blockierte. Sie öffnete den Mund, um so laut wie möglich zu schreien.
    »Sam? Was machst du denn da?«
    Sams Herz blieb vor Schreck stehen, um dann erleichtert wieder loszupoltern, als sie Toms Stimme erkannte.
    Er kniete sich vor sie. »Geht es dir nicht gut? Warum sitzt du hier in der dunklen Ecke?«
    Sam erhob sich vorsichtig und linste um den Aktenschrank und Tom herum. Nichts zu sehen. Der Gang war leer. Erleichtert ließ sie sich zurücksinken und fuhr mit fahrigen Händen über ihr klammes Gesicht. Gott, das war knapp gewesen. Sie versuchte ein Lächeln. »Doch, mir geht es gut. Zumindest jetzt.«
    Immer noch mit sorgenvoll gerunzelter Stirn blickte Tom sie an. »Was ist denn passiert?«
    Langsam kam Sam sich albern vor. Was war, wenn sie sich alles nur eingebildet hatte? Das glänzende Ding, das wie ein Schuh ausgesehen hatte, hätte alles Mögliche sein können: ein Stück Folie, ein

Weitere Kostenlose Bücher