Eine unheilvolle Begegnung
möglich ins Bett bekam.
Sie stellte den Motor ab und wandte sich um. »Wie geht es Ihnen?«
Der Mann öffnete mit Mühe die Augen und blickte sie an. »Ging schon … besser.« Sofort schüttelte ihn ein heftiger Hustenkrampf. Halb besinnungslos hing er im Sitz, nur aufrecht gehalten von ihrem stützenden Arm.
Nach scheinbar endlosen Minuten hatte sich der Husten so weit beruhigt, dass Sam den Mann mit schwacher Mithilfe aus dem Buggy ins Zelt bugsieren konnte. So sanft wie möglich ließ sie ihn auf das Feldbett sinken, von dem sie vorher die Bettdecke entfernt hatte. Natürlich war das nicht die beste Art, einen Kranken zu betten, aber eine andere Möglichkeit hatte sie hier nicht. Neben dem Bett und der Kiste, die gleichzeitig als Tisch diente, hatte sie nur noch ein paar weitere Kisten hinter dem Kopfteil des Bettes als Regal aufgebaut. Hier hatte sie ihre Bücher und einigen Krimskrams verstaut.
Sie knipste die generatorbetriebene Lampe an und stellte sie in das Regal, um besser sehen zu können. Obwohl sie bereits im Licht ihrer kleinen Taschenlampe die Verletzungen gesehen hatte, erschrak sie zutiefst. Wie sollte sie diesem Mann helfen? Sie hatte nur rudimentäre Kenntnisse in Erster Hilfe, gerade genug, um oberflächliche Verletzungen zu verbinden. Was war, wenn die Schnitte an seinem Kopf tiefer waren oder er sogar innere Verletzungen hatte? Seine Hustenanfälle und sein schwerer Atem schienen das nahezulegen. Als er erneut stöhnte, riss Sam sich zusammen. Sie würde ihn jetzt zusammenflicken, so gut es ging, und dann gleich morgen früh in ein Krankenhaus bringen. Eine andere Lösung gab es nicht. Entschlossen füllte sie eine Schüssel mit Wasser, das sie zuvor über ihrem Gaskocher leicht erhitzt hatte, zog die dünnen Handschuhe an, die sie in ihrem Verbandskasten gefunden hatte, und machte sich daran, die verschmutzte und zerrissene Kleidung des Fremden zu entfernen.
Jedes Stück Haut, das sie freilegte, zeugte davon, durch welche Hölle der Mann gegangen war. Überall waren blutige Stellen, riesige Blutergüsse und Schwellungen zu erkennen. Es war klar, dass viele dieser Verletzungen nicht erst eben entstanden waren, sondern augenscheinlich schon Stunden, wenn nicht sogar Tage alt waren. Was konnte er getan haben, dass ihm eine solche Misshandlung zuteilgeworden war? Sam schüttelte entschlossen den Kopf. Das war jetzt unwichtig. Sie musste sich darauf konzentrieren, ihn zu verarzten. Alles andere war nebensächlich.
Vorsichtig schob sie die Arme des Mannes aus den Ärmeln seines zerfetzten T-Shirts. Gemeinsam mit ihm zuckte sie zusammen, als sie dabei an seine bläulich verfärbten Rippen stieß. Verdammt, so ging das nicht. Kurz entschlossen holte sie eine Schere aus einer Kiste und schnitt den Rest des T-Shirts auf. Immerhin konnte sie ihm so Schmerzen ersparen.
Sam tauchte einen Lappen in das lauwarme Wasser und wrang ihn aus. Wo sollte sie anfangen? Hilflos blickte sie vom Kopf über die Brust bis zu den Spitzen seiner abgenutzten Cowboystiefel. Ihr Blick wanderte zu seinem zerschundenen Gesicht zurück. Am besten oben. Sie setzte sich neben ihn auf das Feldbett und senkte vorsichtig den Lappen auf seine blutverschmierte Stirn. Der Mann atmete heftig aus, rührte sich sonst aber nicht. Gut, wahrscheinlich war es besser, wenn er für die Zeit, in der sie seine Wunden versorgte, bewusstlos war. Vorsichtig wusch sie sein Gesicht, entfernte Dreck und Blut. An seiner Schläfe hatte er einen tiefen Schnitt, der sofort wieder anfing zu bluten, als sie mit dem Lappen darüberwischte. Sam öffnete den Verbandskasten, den sie zu jeder Ausgrabung mitnahm, und suchte eine blutstillende Kompresse heraus. Mit den Zähnen riss sie die sterile Verpackung auf und platzierte die Watte vorsichtig auf der Wunde. Bereits nach kurzer Zeit war sie wieder durchgeblutet. Diesen Vorgang wiederholte sie einige Male, bevor sie ein Schmetterlingspflaster über den Schnitt klebte und seinen Kopf mit einem Verband umwickelte. Hoffentlich half das Pflaster dabei, die Blutung zu stoppen und den Schnitt zu schließen. Ihr Vorrat an Verbandsmaterial war begrenzt, und sie wusste nicht, welche anderen Verletzungen sich noch unter seiner Kleidung verbargen.
Sie war froh, dass sie nicht den schwachen Magen ihres Bruders besaß. Reys Gesicht färbte sich bereits grün, sowie er nur einen Tropfen Blut sah – besonders sein eigenes. Sam lächelte bei dieser Erinnerung. Was ihr großer Bruder wohl gerade tat? War er immer noch
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