Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
daherredet.« Link zog Liv am Zopf und Liv stieß ihn fort.
    Ich betrachtete die großen Steinsäulen, die rechts und links vom Eingang des berühmten Bonaventura-Friedhofs am Stadtrand von Savannah aufragten. Er ist nicht nur einer der berühmtesten Friedhöfe in den Südstaaten, sondern auch einer der bestgesicherten. Und genau hier lag das Problem, denn natürlich war er nachts geschlossen.
    »Mann, das soll doch wohl ein Witz sein! Wollt ihr ernsthaft da rein?« Link konnte sich etwas Schöneres vorstellen, als nachts über einen Friedhof zu spazieren, besonders weil vor dem Eingang ein Wachtposten stand und in regelmäßigen Abständen ein Streifenwagen vorbeifuhr.
    Liv besah sich eine eindrucksvolle Frauenstatue, die ein großes Kreuz umklammerte. »Bringen wir es hinter uns.«
    Link zog seine Gartenschere hervor. »Mal sehn, ob dieses nette kleine Ding hier ausreicht.«
    »Nicht durchs Tor.« Ich deutete zwischen die Bäume. »Über die Mauer.«
    Liv schaffte es, mir mitten ins Gesicht zu latschen, gegen meinen Hals zu treten und ihre Turnschuhe tief zwischen meine Schulterblätter zu rammen, bis ich sie auf die Mauer gehievt hatte. Oben angekommen verlor sie das Gleichgewicht und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden.
    »Nichts Schlimmes passiert, keine Panik«, rief sie von der anderen Seite der Mauer.
    Link und ich sahen uns an, dann ging er ein wenig in die Knie. »Du zuerst. Ich mach’s danach auf die Wildwesttour.«
    Ich stellte mich auf seine Schultern und er richtete sich langsam auf. »Ja, und wie willst du das schaffen?«
    »Ich such mir einen Baum, der dicht genug an der Mauer ist. So was wird sich ja wohl finden lassen. Ich schaff das schon, Alter.«
    Ich umklammerte die obere Kante der Mauer und zog mich mit beiden Händen hoch.
    »Ich hab ja nicht umsonst all die Jahre die Schule geschwänzt«, brüstete sich Link.
    Grinsend ließ ich mich auf der anderen Seite nach unten fallen.
    Fünf Minuten und sieben Bäume später führte uns das Bogenlicht immer weiter in den Friedhof hinein, vorbei an verfallenden Grabsteinen der Konföderierten und an Statuen, die die Gräber längst Vergessener bewachten. Moosbewachsene Eichen standen dicht nebeneinander, ihr Geäst spannte sich wie ein Baldachin über den schmalen Pfad. Das Bogenlicht pulsierte stärker.
    »Wir sind da. Hier ist es doch, oder?« Ich schaute über Livs Schulter auf das Selenometer.
    Link sah sich um. »Wo? Ich sehe nichts.« Wortlos deutete ich zwischen die Bäume. »Da drüben? Im Ernst?«
    Auch Liv war aufgeregt. Sie riss sich nicht gerade darum, auf einem finsteren Friedhof durch dichte Flechten aus Louisiana-Moos zu kriechen. »Ich kann nichts ablesen, das Ding spielt total verrückt.«
    »Macht nichts. Hier ist es, das weiß ich genau.«
    »Du glaubst, dass Lena, Ridley und John irgendwo dahinten sind?« Link machte den Eindruck, als würde er liebend gern wieder zurückgehen und draußen vor dem Tor oder besser noch in einem Steakhaus auf uns warten.
    »Vielleicht.« Ich schob die Moosflechten zur Seite und stieg hindurch.
    Von der anderen Seite wirkten die Bäume sogar noch gespenstischer. Ihre Äste hingen wie ein zweiter Himmel dicht über unseren Köpfen. Vor uns lag eine Lichtung, in der Mitte zwischen den Gräbern stand die imposante Figur eines betenden Engels. Die Gräber waren mit Stein eingefasst, und ich konnte die Särge, die sich in der Erde darunter befanden, fast vor mir sehen.
    »Schau mal, Ethan.« Liv deutete auf eine Stelle neben der Engelsstatue. Im schwachen Mondlicht erkannte ich die Umrisse von Menschen. Sie bewegten sich.
    Wir hatten Gesellschaft.
    Link schüttelte den Kopf. »Das kann nichts Gutes bedeuten.«
    Beunruhigt blieb ich stehen. Was, wenn es Lena und John waren? Aber was um alles in der Welt hatten sie nachts allein auf einem Friedhof zu suchen? Ich ging den Pfad weiter, der von Statuen gesäumt war – kniende Engel, die zum Himmel aufschauten, weinende Engel, die mit gesenkten Köpfen zu uns herabblickten.
    Ich wusste selbst nicht, was ich erwartet hatte, aber ganz bestimmt nicht die Gestalten direkt vor uns.
    Es waren Amma und Arelia, Macons Mutter. Ich hatte sie bei Macons Begräbnis zum letzten Mal gesehen. Die beiden Frauen saßen zwischen den Grabreihen. Ich war so gut wie erledigt. Ich hätte es wissen müssen, dass Amma mich überall finden würde.
    Und noch eine Frau saß zusammen mit ihnen auf der Erde. Ich kannte sie nicht. Sie war etwas älter als Arelia, hatte aber den

Weitere Kostenlose Bücher