Eine unmoralische Affäre
Flüstern, und Katherine wich dem forschenden Blick seiner strahlend blauen Augen aus. Sie fühlte, wie sein Atem ihre Wange streifte, sein Gesicht kaum Zentimeter von ihrem entfernt.
Sie wandte sich ab, deckte mit fahrigen Fingern die Kleine wieder zu. Jace berührte unschlüssig ihre Schulter, als wollte er Katherine zu sich umdrehen. Woraufhin sie seine Hand abschüttelte und entrüstet zurückwich.
»Lassen Sie das gefälligst«, fuhr sie ihn an. Als Allison angesichts ihrer Lautstärke zusammenschrak, senkte sie die Stimme zu einem gereizten Fauchen. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Einfach bei mir hereinzuschneien und einen auf freundlich, verständnisvoll … und mitfühlend zu machen? Schreiben Sie sich eins hinter die Ohren, Mr. Manning: Niemand nimmt mir Allison weg. Und erst recht kein Mitglied der Familie Manning. Ich will nichts mit dieser Mischpoke zu tun haben. Ich will nichts von Ihnen, und Allison auch nicht.« Sie tat einen tiefen, zerrissenen Atemzug. »Ihr Bruder hat meine Schwester auf dem Gewissen!«
Die Worte hingen bedeutungsschwer im Raum. Jasons Miene gefror. Die beiden fixierten einander wütend - Kontrahenten, die die Belastbarkeit des Gegners auszutesten suchten.
Die Atmosphäre knisterte vor Erotik und Emotion. Später, in ihrer heimlichen Selbstanalyse, versuchte Katherine sich weiszumachen, dass Jace die Initiative ergriffen hatte. Sie war bestimmt nicht diejenige gewesen, die den Anfang gemacht hatte. Sie wusste bloß noch, dass sie irgendwann
schwach geworden war. Impulsiv hatte er ihre Lippen mit einem wilden, harten Kuss besiegelt. Und sie hatte kapituliert. Hatte seinen Nacken umklammert, während er sie in eine ungestüme Umarmung schloss.
An welchem Punkt er zärtlicher wurde, hätte Katherine nicht zu sagen vermocht. Irgendwann wollte Jasons Kuss nicht mehr strafen, sondern beglücken. Sie öffnete ihm bereitwillig die Lippen, woraufhin er mit forschendem Zungenspiel die feuchte Süße ihres Mundes erkundete. Wie zwei Ertrinkende schlürften beide den prickelnden Tau. Bevor ihre Lippen abermals miteinander verschmolzen.
»Huu-huu, Katherine. Draußen steht so ein komisches fremdes Auto. Da hab ich mir Sorgen um dich gemacht, deshalb dachte ich, ich schau mal kurz vor…«
Happy Coopers beachtliche Ausmaße füllten den Durchgang zu Allisons Schlafzimmer aus.Völlig geschockt fixierte sie Jace, der neben Katherine an der Wiege stand.
Kaum dass sie Happys Stimme hörten, waren sie wie ertappt auseinandergesprungen. Katherine bekam rote Ohren, ihr war am ganzen Körper glutheiß. Ihr Busen hob und senkte sich heftig, während sie mühsam nach Luft japste.
»Katheriiine?«, fragte ihre Vermieterin mit sich überschlagender Stimme. Als weder Katherine noch der gut aussehende Fremde antworteten, trat die alte Dame von der Tür weg und stürzte sich wie eine Besessene auf das Telefon, das im Wohnzimmer stand.
Happys ungelenke Bewegung riss Katherine aus ihrem Trancezustand. »Happy«, rief sie, während sie ihrer Vermieterin nachsetzte. Sie legte ihrer Freundin begütigend eine Hand auf den Arm. »Ist schon … ist schon okay. Alles im
grünen Bereich. Wir waren bloß erschrocken, das ist alles.«
»Also, ihr habt mich fast zu Tode erschreckt!«, empörte Happy sich. »Ich bin es nun mal nicht gewöhnt, fremde Männer in deinem Apartment anzutreffen, Katherine.« Sie lachte, dass ihr gewaltiger Busen wackelte. Ihr rundes Gesicht zu einem breiten Grinsen verzogen, stampfte sie zu Jace und hielt ihm ihre Hand hin. »Ich bin Happy Cooper, Katherines Freundin und Vermieterin. Wie geht es meinem kleinen Engel?« Sie deutete auf das schlafende Kind. »Ist sie nicht süß? Haben Sie jemals ein goldigeres Baby gesehen? Ich liebe sie wie ein eigenes Kind.«
Jace schüttelte sprachlos die ausgestreckte Hand, überwältigt von Happys Leibesfülle und ihrer unverstellten Freundlichkeit.
»Katherine, ich sterbe vor Neugier. Wer ist denn dieser junge Mann? Er sieht fabelhaft aus, wie ein Filmstar. Na los, Mädchen, raus mit der Sprache.« Happy hielt nicht viel von vornehmer Zurückhaltung oder Taktgefühl. Stattdessen trug sie ihr Herz auf der Zunge.
Katherine sann auf eine glaubhafte Ausrede und blieb dann doch nah an der Wahrheit. »Das … das ist mein … Schwager. Äh … ja. Der Bruder meines verstorbenen Mannes und Allisons Onkel«, stammelte sie.
Sie blickte über Happys silbergraue Betonfrisur zu Jace, in der Hoffnung, dass die Botschaft bei ihm angekommen war. Oder
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