Eine unmoralische Affäre
würde er sie gnadenlos auflaufen lassen? Sie hatte sich gleich bei der ersten Besichtigung in dieses Apartment verliebt und es vom Fleck weg mieten wollen. Als Happy sich jedoch sträubte, die Wohnung an eine alleinstehende Frau mit einem Baby zu vermieten, hatte
Katherine kurz entschlossen einen Ehemann erfunden, der das Zeitliche gesegnet hatte. Einer jungen Witwe, die noch dazu in einer Notlage steckte, konnte man schwerlich etwas abschlagen, kalkulierte sie. Und hatte Glück.
»Schön Sie kennen zu lernen, Mr. Adams«, sirrte Happy. »Ich bin sicher, Katherine freut sich über einen Besuch aus der Verwandtschaft.«
»Mein Name ist nicht Adams, Mrs. Cooper. Ich heiße Jason Manning. Jace.«
Happys aufgeräumte Miene verdunkelte sich. Ein Ausdruck ratloser Bestürzung zeigte sich in ihrem Gesicht. »Hmmm, wie kommt es denn, dass Sie und Ihr Bruder unterschiedliche Nachnamen haben?«
Katherine hielt den Atem an und schloss die Augen. Großer Gott, wenn Jace ihre Schwindelei auffliegen ließ, würde sie postwendend eine liebe, herzensgute Freundin einbüßen.
»Er … er war nur mein Halbbruder. Wir hatten andere Väter«, schwindelte Jace, ohne rot zu werden. Gingen ihm die Lügen immer so glatt über die Lippen?
»Aber natürlich, ich verstehe.« Happy tätschelte ihm begütigend die Hand. »Tragisch, das mit seinem Tod, nicht wahr? Es war in Afrika, oder?«
Jasons Brauen zuckten vielmeinend nach oben, und Katherine errötete. Schreck lass nach, er war ja in Afrika gewesen! Das hatte sie gar nicht bedacht, als sie Happy vorgeschwindelt hatte, dass ihr Pseudo-Ehemann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Afrika war ihr auf die Schnelle eingefallen, es bot sich für eine derartige Katastrophe an und war wenigstens weit weg.
»Ja, Afrika«, bekräftigte Jace. »Und es war tragisch. Schade,
dass er heute nicht bei uns sein kann.« Seine Miene und seine Stimme ernst, zwinkerte er Katherine über Happys grauen Schopf hinweg ausgelassen zu. Mrs. Cooper senkte eben den Kopf und tupfte sich mit einem weißen Spitzentaschentuch die Augen.
»Katherine, Sie Ärmste«, seufzte Happy, als sie sich abermals der jungen Frau zuwandte. Ihre betroffene Miene verlor sich, und sie strahlte wieder. »Aber jetzt, wo Jace da ist, brauchen Sie heute Abend nicht allein zu dem Fest zu gehen. Ist das nicht schön?«
Sie packte Jasons Hand und schob ihn zu Katherine.
Ungeachtet seiner Größe und Statur schaffte es Happys schwungvoller Schubs, dass er mit Katherine zusammenrasselte. Er schlang gerade noch rechtzeitig einen Arm um ihre Taille, sonst wäre sie der Länge nach hintenüber gefallen. Sie fixierten einander, ihre Nasenspitzen streiften sich fast, als er sie einen Wimpernschlag lang an sich presste. Der Kuss von vorhin hatte sich in ihre Herzen eingraviert. Und ließ beide nicht mehr los.
»Ich war schon in Sorge, dass Katherine so ganz ohne Begleitung hingehen müsste. Und da schneit aus heiterem Himmel ein attraktiver Schwager herein.« Happy schwatzte munter weiter, obwohl die junge Frau heimlich den Zeigefinger auf ihre Lippen presste, um ihr damit zu signalisieren, dass sie endlich den Mund halten sollte.
»Eine Party?«, griff Jace das Thema auf. Hatte er seine mentalen Radarantennen eigentlich überall?
»Ja, sicher! Heute Abend ist Fakultätsfest mit anschließendem Tanz. Katherine hat die ganze Organisation geschmissen. Sie muss wegen ihrem Job teilnehmen, aber wenigstens nicht mehr alleine. Wie schön, jetzt können Sie
sie begleiten. Haben Sie einen Smoking? Wenn nicht, ist es auch kein Drama. Ein dunkler Anzug tut es auch.«
»Happy, das ist leider ganz ausgeschlossen. Mr. … ähm … Jace bleibt nicht hier. Er kam bloß vorbei, um …«
»Natürlich bleibe ich, Katherine. Meinst du, ich lass dich heute Abend allein losziehen? Außerdem hab ich dir noch gar nicht erzählt, dass die Ölgesellschaft, für die ich arbeite, hier in der Nähe Bohrungen veranlasst. Demnach bleib ich dir noch eine ganze Weile erhalten.«
Katherine starrte ihn mit offenem Mund an, und Happy klatschte begeistert in die Hände. »Oh, Jace, Sie können sich nicht vorstellen, wie mich das freut. Wissen Sie, mir behagt die Vorstellung nicht, dass eine junge Frau mit ihren Entscheidungen völlig allein dasteht. Es ist bestimmt eine große Erleichterung für Katherine, dass Sie künftig ganz in der Nähe sind.«
Jace lächelte triumphierend Happy zu, ehe er zu Katherine herumschwenkte. Sein Blick senkte sich beschwörend
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