Eine unmoralische Affäre
hatten sie bereits das FBI eingeschaltet. Ich bat meinen Freund Mark, mich umgehend zu informieren, sobald er definitiv etwas wüsste. Ich hab ihn alle paar Tage angerufen und ihm deine Nummer gegeben, für den Fall, dass er mich über Sunglow oder in meinem Motel nicht erreicht.«
»Aber ich hab sie nicht gekidnappt, Jace«, entrüstete Katherine sich, als er eine Gesprächspause machte und einen Schluck Kaffee trank. »Mary gab das Kind in meine Obhut, bevor sie starb. Das hab ich schriftlich.«
»Wo ist das Schreiben?«, fragte er.
Sie zögerte kurz, dann deutete sie auf den Schreibtisch,
der in ihrem Wohnzimmer stand. »Im dritten Schubfach auf der linken Seite.« Und wenn er das Dokument kurzerhand zerriss? Auch egal, dann gab es immer noch das Original, das sie in einem Schließfach in Denver deponiert hatte.
Er nahm die Kopie aus der Schublade und setzte sich wieder an den Küchentisch. Er überflog das Blatt, hob den Blick und sah Katherine mit traurigen Augen an.
»Das hat sie noch kurz vor ihrem Tod geschrieben?«
»Ja«, bestätigte Katherine mit tränenerstickter Stimme.
»Es ist zwar ausführlich und schlüssig abgefasst, trotzdem bezweifle ich, dass es in einem Prozess von Bedeutung wäre, Katherine.«
»Ich hab das Original in Denver in einem Schließfach deponiert«, setzte sie erklärend hinzu. In ihrer Stimme schwang leise Hoffnung.
»Das nützt uns auch nichts.« Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Hattet ihr einen Zeugen, der dabei war, als deine Schwester ihren Letzten Willen verfügte? Zumal niemand mit unterzeichnet hat.«
Katherine ließ betrübt den Kopf hängen. »Nein«, murmelte sie.
»Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Kriterien, was die Akzeptanz und Glaubwürdigkeit von handgeschriebenen Testamenten betrifft. Wir könnten zwar die Colorado-Statuten einsehen, aber …« Er stockte und zuckte wegwerfend mit den Schultern. Sah Katherine an und rieb sich nachdenklich die Nasenspitze. »Katherine, ich erzähl dir jetzt mal, was ich arrangiert habe.« Er stand auf, schlenderte zum Waschbecken und blickte aus dem Küchenfenster in den baumbestandenen Hof, in den das morgendliche Sonnenlicht flutete.
»Aufgrund früherer Erfahrungen durfte ich davon ausgehen, dass meine Eltern zu drastischen Maßnahmen greifen würden, um die Vormundschaft für Peters Kind zu bekommen.«
Es war das erste Mal, dass der Name Peter zwischen ihnen fiel. Und wenn Katherine den Namen bloß hörte, überlief sie eine eisige Gänsehaut. Hinter ihren Augäpfeln erschien unwillkürlich das Bild von Marys blassem, schmalem, unglücklichem Gesicht. Würde sie diesen Anblick jemals vergessen können?
»Ich beschloss, selbst die Vormundschaft für Allison zu erwirken. Deshalb bin ich hergekommen.« Er drehte sich ins Profil, streifte sie mit einem kurzen Blick. »Du hattest völlig recht mit deiner Skepsis, als ich das erste Mal hier war. Ich war fest entschlossen, dich, wenn nötig, vor Gericht zu schleifen, solltest du Allison nicht freiwillig herausgeben. Aber dann … du … hmm, wie dem auch sei, ich sah ein, dass du dich liebevoll um sie kümmerst. Und ich weiß, dass ein Kind eine Mutter braucht. Folglich« - er zog seufzend die Schultern hoch - »hatte ich die Idee, dass wir unsere Interessen gemeinsam wahrnehmen und uns zusammen um das Kind kümmern. Ich bat Mark, die erforderlichen Schritte einzuleiten, damit wir das Aufgebot in Texas bestellen können. Er kennt da einen Typen am Dallas County Court House, der das mal eben locker für ihn erledigt hat. Und jetzt, da meine Mom und mein Dad ihre Drohung wahrmachen, finde ich, sollten wir so schnell wie möglich heiraten. Heute noch.«
Sie konnte es nicht fassen, wie selbstverständlich er über ihr Leben bestimmte. Auf die Idee, dass sie Einwände haben könnte, kam er wohl gar nicht, oder?
»Also, Mr. Manning«, hob sie an. »Um mal eins klarzustellen: Ich heirate weder dich noch sonst jemanden. Und wenn du denkst, dass ich jemals einen Manning heiraten würde, dann bist du auf dem Holzweg. Ich hab nicht vergessen, wie brutal Peter mit Mary umgesprungen ist. So etwas ist unverzeihlich.«
Er wirbelte herum und sah sie fest an. »Schau, inzwischen kenne ich deine Einstellung gegenüber meiner Familie und ich kann gut nachvollziehen, warum das so ist. Ich nehm dir das auch nicht krumm.«
»Danke«, konterte sie sarkastisch. »Woher weiß ich denn, dass das Ganze kein fieser Trick ist? Du könntest mir Allison immer noch wegnehmen und sie in die
Weitere Kostenlose Bücher