Eine unmoralische Affäre
ist, ruf ich dich an. Das kannst du ihnen vorab schon mal verklickern. Mann, wird der Bringer … Ja, das kannst du laut sagen. Tschüss und danke, Mark.«
Er legte den Hörer auf die Gabel und starrte für eine
lange Weile auf das Telefon, das an der Wand angebracht war. Ehe er herumschwenkte und sich in Katherines fragend geweiteten grünen Tiefen verlor.
»Wie lange brauchst du zum Anziehen und Packen? Wir fahren nach Dallas.«
»Nach Dallas?«, wiederholte sie verdattert. »Was soll ich denn in Dallas?«
»Mich heiraten. Noch mal ganz langsam zum Mitschreiben: Wir beide fahren heute nach Dallas, um dort zu heiraten.«
5
»Hast du den Verstand verloren?«
Katherine starrte Jace ungläubig an. Er registrierte ihre schockierte Miene und nickte missmutig.
»Mag sein«, versetzte er grimmig, »aber so, wie es aussieht, haben wir keine Alternative.«
»Wie … was für eine Alternative? Wovon redest du überhaupt?« Allison wurde mit jeder Sekunde nörgeliger. Katherine schob die Kleine auf ihre andere Schulter und schaukelte sie abwesend im Arm. Ihre geballte Aufmerksamkeit war auf den Mann fokussiert, der es in einer einzigen Woche geschafft hatte, die Kontrolle über ihr Leben an sich zu reißen.
»Katherine.« Seine sachlich-ruhige Stimme machte sie rasend! »Gib Allison doch erst mal ihr Fläschchen, dann können wir in aller Ruhe darüber sprechen.«
Die junge Frau torpedierte ihn mit einem mordlustigen Blick, bevor sie sich umdrehte und das Milchfläschchen nahm, das sie in weiser Voraussicht schon eine Stunde zuvor erwärmt hatte. Sie setzte sich auf einen der Kaffeehausstühle, die an ihrem Küchentisch standen, und schob die Kleine in ihre linke Armbeuge. Stützte behutsam das Köpfchen mit ihrer Schulterkugel. Um die Kleine zu beruhigen, bekam sie vorab ihr Milchfläschchen und erst
später den Früchtebrei, den Katherine ihr löffelchenweise gab. Im Moment mochte sie es jedoch nicht riskieren, sich durch andere Dinge ablenken zu lassen, dafür war die Situation zu brisant.
Sie fasste sich ein Herz und fragte: »Okay, wer war das da eben am Telefon? Ich will auf der Stelle wissen, was du damit gemeint hast, dass wir beide heiraten. Das kannst du dir zwar geflissentlich abschminken, trotzdem bin ich neugierig, wie du auf dieses schiefe Brett gekommen bist.« Unter den gegebenen Umständen, fand Katherine, war ihre Argumentation eine echte Glanzleistung.
Jace goss sich eine Tasse Kaffee ein und drehte sich grinsend zu ihr um: »Tsts, so redet man doch nicht in Gegenwart eines Babys, Katherine. Wie nimmst du eigentlich deinen Kaffee?« Er fand sich wohl sehr witzig und wieherte los, woraufhin Allison verschreckt von dem Fläschchen hochschaute, an dem sie gerade nuckelte.
»Da mach ich einer Frau einen Antrag und weiß nicht mal, wie sie ihren Kaffee trinkt oder ob sie überhaupt welchen trinkt.« Er hob fragend eine Braue.
»Mit ganz wenig Milch«, versetzte Katherine. Wann wollte er endlich auf das eigentliche Thema zurückkommen?
Jason goss Milch in ihren Kaffee und stellte die Tasse vor sie auf den Tisch. Nachdem er seinen eigenen Becher nachgefüllt hatte, setzte er sich rittlings auf einen Stuhl und verschränkte die Arme über der gerundeten Lehne.
»Katherine, meine Eltern haben Anzeige gegen dich erstattet. Wegen Kindesentführung. Wenn die Polizei dich aufspürt, kommst du mit ziemlicher Sicherheit ins Gefängnis.«
Er schwieg, ließ das Gesagte wirken. Aus Katherines Gesicht wich sämtliche Farbe. Allison begann leise zu weinen, weil ihre Tante sie unwillkürlich fester an sich zog. Katherine schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht glauben, was sie da eben gehört hatte.
»Nein, nein, das können sie nicht tun! Ich hab das Sorgerecht für die Kleine. Meine Schwester …«
Er unterbrach sie. »Sie können und sie werden es tun. Glaub es mir. Ich erzähl dir jetzt mal alles, von Anfang an, okay?« Sie nickte, ihr fehlten die Worte, und er berichtete ihr, was er über die Situation in Denver wusste.
»Ein Freund von mir, ein Anwalt, hält sich in der Angelegenheit auf dem Laufenden. Als ich aus Afrika zurückkehrte, waren meine Eltern außer sich wegen dir - und das ist noch harmlos ausgedrückt. Sie drohten mit den schlimmsten Konsequenzen. Klar, sie wollen Allison.«
Als sie etwas einwenden wollte, winkte er mit einer kurzen Geste seiner Hand ab. »Später. Hör mir erst weiter zu, okay?« Widerstrebend nickte sie, und er fuhr fort: »Um die Zeit, als ich hier eintraf,
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