Eine unmoralische Affäre
Obhut deiner Eltern geben. Mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, dass ein Kerl wie du, der beruflich schwer engagiert und ständig auf Achse ist, die Verantwortung für ein vier Monate altes Baby übernehmen will. Da kannst du vor mir noch so edelmütig tun, das nehm ich dir einfach nicht ab.«
Ihre Argumentation war gemein und hässlich, aber wie sollte sie in dieser verfahrenen Situation anders reagieren? Sie schmeckte bittere Galle im Mund. Hätte sie Allison nicht auf dem Arm gehabt, wäre sie aufgesprungen und ihm auf Augenhöhe begegnet. »Hast du eine Ahnung, was aus Allison wird, wenn sie unter dem Einfluss deiner Mutter aufwächst? Sie …«
»Ja«, unterbrach er ihre Tirade seelenruhig. »Das kann ich mir sehr gut vorstellen.«
Für den Augenblick eines Herzschlags war die junge Frau baff. »Ja?«
»Sie wird oberflächlich, borniert und egoistisch. Genau wie ihr Vater.«
Katherine öffnete den Mund und schloss ihn unverrichteter Dinge wieder. Dann sagte sie: »Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht …«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das erklärt vieles. Du hast offenbar keine hohe Meinung von mir. Und steckst mich mit den anderen Mannings in eine Schublade. Von daher ist es kein Wunder, dass du unserer Heirat keine Chance gibst.«
»Ich werde dich nicht heiraten, Jace!«, platzte sie wütend heraus. Dann senkte sie die Stimme und sagte: »Mir hat man beigebracht, dass die Ehe eine lebenslange Angelegenheit ist und keine …«
»Eine Verurteilung wegen Kindesentführung ist auch nicht von Pappe, Katherine. Nein, sei mal noch kurz still«, brüllte er, als sie etwas einwenden wollte. »Ich glaube zwar nicht, dass die Jury auf lebenslänglich plädieren wird, aber das Stigma wird dir zeitlebens anhaften. Der Tod von Peter und Mary, ganz zu schweigen von dem Mädchen, das mit ihm im Wagen saß und starb, wird erneut die Schlagzeilen auf den Titelseiten der Sensationsblätter dominieren. Möchtest du das wirklich? Willst du das alles noch einmal durchmachen? Vor ein paar Wochen wurdest du von den Journalisten bloß als Randnotiz erwähnt. Dieses Mal wärest du die Hauptdarstellerin.« Er durchquerte das Zimmer, stützte die Hände auf dem Küchentisch auf und neigte sich zu ihr, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt. »Bist du dir darüber im Klaren, was es heißt, ein solches Verfahren zu stemmen? Kannst du dir das überhaupt finanziell leisten? Ich hab mich vorab schlau gemacht. Bei der unsicheren Ausgangslage dieses Falles wirst du ordentlich was springen lassen müssen, um einen Anwalt
zu finden, der deine Interessen vertritt. Unter fünftausend Dollar ist da nichts zu machen. Vermutlich musst du sogar noch tiefer in die Tasche greifen. Und ich gebe dir Brief und Siegel darauf, dass meine Eltern so lange kämpfen werden, bis sie Erfolg haben. Mit jeder Menge Kohle und allen Tricks. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Und was passiert in der Zwischenzeit mit Allison? Der Staat übernimmt kommissarisch die Vormundschaft, und sie kommt in ein Kinderheim, bis die Sache entschieden ist, was Monate dauern kann. Willst du der Kleinen das antun?«
Katherine drückte das Baby an sich und schlug die Augen nieder. Er hatte ja so recht! Sie würde es niemals schaffen, sich gegen die wohlhabenden, einflussreichen Mannings durchzusetzen. Und selbst wenn es ihr nach Monaten gerichtlicher Auseinandersetzung letztlich glücken würde, die Vormundschaft zu erstreiten, wäre der Preis für den Sieg entschieden zu hoch. Plötzlich hatte sie einen Geistesblitz.
»Was, wenn … äh … nur mal angenommen, wir würden tatsächlich heiraten, würden deine Eltern dann nicht gegen uns beide prozessieren?«
»Sie könnten gegen mich prozessieren, wenn ich probieren würde, das alleinige Sorgerecht für die Kleine zu erstreiten. Indem sie darauf abheben, dass ich Single und damit alleinerziehend bin. Aber sie würden nicht gegen uns beide prozessieren. Als Ehepaar sind wir so was wie eine Familie. Wir würden natürlich umgehend die Adoption beantragen. Damit wäre Allison rechtmäßig unser Kind und nicht bloß unsere Pflegetochter. Jedes Gericht würde das befürworten. Zudem sind wir wesentlich jünger als
meine Eltern, und das ist wiederum ein Punkt, der sich erheblich zu unseren Gunsten auswirken wird. Im Übrigen«, er grinste sardonisch, »kann ich es mir nicht vorstellen, dass Mutter sonderlich scharf auf diese Art von Publicity ist.« Er kicherte leise. »Ich tippe eher darauf, dass sie,
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