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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Tisch und gab Sahne in ihre Tasse. Aber ihre Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf ihn. »Du siehst aus, als würdest du dich an etwas Angenehmes erinnern. Es hat dich zum Lächeln gebracht.«
    Die Herzoginwitwe war schon immer einfühlsam gewesen. Aber Nicholas war nicht in der Stimmung, um Fragen zu beantworten. Und selbst wenn er es wäre, dann bezweifelte er, ob ihr seine Antworten gefielen. Vielleicht würde sie ihm nicht glauben. Frauen hatten ihn nie über die Maßen beschäftigt.
    Bis heute.
    Nachdenklich fuhr sie fort: »Du machst auf mich den Eindruck, als wärst du in Gedanken ganz woanders.« Ihre klaren, dunklen Augen blitzten neugierig. »Und du warst die ganze Woche still und hast es abgelehnt, dich uns anzuschließen.«
    Sie hatte recht. Er verzichtete darauf, bei den üblichen Soireen und anderen Abendveranstaltungen teilzunehmen. Hauptsächlich, um Caroline zu meiden.
    Und zugleich verspürte er auch dieses unnatürliche, unbehagliche Verlangen, sie zu sehen. Normalerweise kannte er sich. Sein aktueller Zustand der Unruhe erinnerte ihn auf irritierende Weise daran, wie er sich vor einem Jahrzehnt bei Helena gefühlt hatte. Nur mit dem Unterschied, dass sein Interesse damals durch eine jungenhafte Vernarrtheit befeuert wurde. Heute war er kein Junge mehr.
    »Ich bin im Moment schrecklich beschäftigt«, antwortete er bemüht gefasst.
    Seine Mutter ließ sich von ihm nicht täuschen. Eine geschwungene Braue hob sich, und ihre aristokratischen Züge waren geradezu der Inbegriff von Skepsis. »Du bist immer schrecklich beschäftigt, Nicholas. Das kann es wohl kaum sein.Althea ist es auch aufgefallen. Du wirkst etwas … ich weiß nicht … abwesend.«

    Das ist genau das, was ein Mann braucht, dachte er mit bitterem Amüsement. Jede Frau in seinem Haushalt schien sich um ihn Gedanken zu machen. »Wenn ich etwas abwesend wirke, schieb es auf den aktuellen politischen Konflikt. Wir debattieren alles, von Wellingtons Anfrage, ihm mehr Soldaten zur Verfügung zu stellen, bis zu landwirtschaftlichen Maßnahmen.«
    »Darum gehst du zu vernünftiger Stunde zu Bett und stehst bei Sonnenaufgang auf?« Seine Mutter blickte ihn prüfend an, als wäre er fünf Jahre alt und sie hätte ihn bei einer dreisten Lüge ertappt. »Gewöhnlich hast du einen völlig anderen Tagesablauf. Die Debatten im Parlament gibt es immer. Dafür ist es schließlich da. Ich finde, du bist in letzter Zeit recht ausweichend, und frage mich, warum das so ist.«
    Seit seiner Rückkehr aus Essex schlief er wirklich nicht allzu gut. Schnell hatte er sich an seine neue Vorliebe für den Tagesanbruch gewöhnt, aber es war nicht annähernd so befriedigend wie vor ein paar Tagen, als Caroline warm und willig neben ihm aufwachte und er die Ankunft der Sonne auf die leidenschaftlichste Art feiern konnte.
    »Du planst, heute Abend am Harrison-Ball teilzunehmen, oder? Ich glaube, Charles und Althea wollen lieber in die Oper gehen, und ich habe nichts dagegen, wenn du mich begleitest.«
    Wenn sie ihn so fragte, konnte er kaum ablehnen.
    »Es wäre mir eine Ehre, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Und bitte, mach dir keine Sorgen mehr um mich.« Er stand vom Frühstückstisch auf und küsste sie mit einer Zuneigung auf die Wange, die er nicht einmal vortäuschen musste, obwohl er nicht daran interessiert war, sich ihrem Verhör noch länger auszusetzen. Er verließ den Raum.
    Er hatte nicht gelogen, schließlich war nicht irgendwas falsch, sondern eher etwas nicht richtig. Dieses lächerliche Abgelenktsein beschränkte sich nicht nur auf seine Gedanken, die während
des Frühstücks auf Wanderschaft gingen. In der Nacht hatte er von heller, seidigzarter Haut geträumt, die sich an seine schmiegte. Üppiges, kastanienbraunes Haar ergoss sich über seine Brust, und erhitzte Lust mischte sich mit dem verführerischen Duft von Maiglöckchen. Es war demütigend, denn er wachte schwitzend auf, hatte sich in seiner Bettdecke verfangen. Nicht zu vergessen, dass er steinhart war. Das war etwas, das ihm zuletzt in seiner Jugendzeit nach einem Traum passiert war.
    Dieser Traum hatte ein Gesicht. Ein herrliches, schönes und ihm nur allzu vertrautes Gesicht, das von dieser seidigen Masse ihrer Haare umrahmt und von großen, unbeschreiblich silbergrauen Augen beherrscht wurde.
    Mit seiner Erregung hatte er sich auseinandergesetzt und dabei an sie gedacht. Etwas, das er nicht oft tat. Wirklich, er brauchte es nicht. Wenn es ihm um Sex ging, gab es stets willige Frauen,

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