Eine unzüchtige Lady
nur
die ungewöhnlichen Umstände, die ihn faszinierten. Jetzt frage ich mich, ob es nicht ein Gutteil mehr ist.«
Konnte er recht haben? Es war unvernünftig, darauf zu hoffen. Dennoch warf sie ihm einen hilflosen, verwirrten Blick zu. »Wie können wir einander schon helfen?«
»Wenn wir zusammenarbeiten, kann diese Zusammenarbeit uns vielleicht weiterbringen. Mein Onkel ist überzeugt, dass Annabel dasselbe für mich empfindet, und ich denke - nein, ich bete -, er hat recht. Dennoch ist sie mit Lord Hyatt verlobt, und mein letzter Versuch, mich ihr zu erklären, endete in einer Katastrophe. Ich fragte mich, ob Ihr mit Eurem Blickwinkel und Eurer Erfahrung sie überzeugen könnt, dass eine lieblose Ehe sie ins Verderben führt.«
Verspürte sie tatsächlich gerade Mitleid für einen der gutaussehendsten, reichsten und bezauberndsten Männer Englands?
O ja. Es schien ihm verzweifelt ernst damit zu sein. Schließlich hatte er eine lächerliche Verkleidung angelegt und war hergekommen, um sie mitten in der Nacht zu sprechen. Nicht zu vergessen, dass er verkündet hatte, er habe nicht vor, die Wette zu Ende zu bringen. Selbst wenn sie es gewollt hätte.
Caroline bemerkte: »Ich kann nur von meiner eigenen Erfahrung berichten. Ich habe Lord Hyatt kennengelernt und bezweifle, dass er ein grausamer Ehemann wäre. Aber Ihr habt recht, Mylord. Ich glaube, eine Ehe ohne Liebe verschwendet einen wertvollen Teil des Lebens. Und es ist doppelt ungerecht, wenn einer der Beteiligten in einen anderen verliebt ist. Ich denke, es ist einen Versuch wert.«
»Exzellent.« Sein Lächeln war zum ersten Mal an diesem Abend aufrichtig. Die hypnotisierende Linie seines Munds hatte zweifellos die Knie vieler Frauen in Pudding verwandelt. Er hob eine Braue, und das Lächeln wurde zu einem teuflischen Grinsen. »Ich werde mir im Gegenzug ein Vergnügen daraus machen,
Nick so weit zu bringen, dass er sich - und Euch - eingesteht, wie sehr sein Herz Euch letztlich verpflichtet ist. Ich will nicht, dass er denselben Fehler macht wie ich. Wenn ich glaubte, eine einfache Gardinenpredigt könne helfen, würde ich das versuchen. Aber Männer sind begriffsstutziger als Frauen.«
»Wenn Ihr auch nur einen Augenblick lang glaubtet, ich würde Euch darin widersprechen, Lord Manderville, so irrt Ihr.«
»Das habe ich nicht bezweifelt«, erwiderte er trocken. »Meiner Meinung nach wird etwas wie ein Knüppel, der über seinem Kopf schwebt, besser funktionieren als ein subtiles Vorgehen. Ich habe einen Plan.«
Caroline begann zu verstehen, warum Nicholas mit seinem berüchtigten Gefährten so gut befreundet war. »Ich kann mir vorstellen, wie erfindungsreich Euer Plan ist, aber es gibt noch ein großes Problem. Wenn Ihr bisher nicht so ehrlich gewesen wärt, würde ich es nicht ansprechen, aber …«
Trotz ihrer einleitenden Worte erstarb ihre Stimme, und sie musste hart schlucken, weil ihr die Kehle eng wurde. Sie blickte kurz auf ihre Finger, die sich in ihrem Schoß verkrampften, ehe sie die Schultern straffte und fortfuhr: »Trotz meines Angebots, Euch im Wettstreit als Richterin zur Verfügung zu stehen, und obwohl ich die letzten Tage mit dem Duke verbracht habe, bin ich nicht an einer unverbindlichen Affäre interessiert. Da die Möglichkeit besteht, dass ich unfruchtbar bin, ist zwischen uns nicht mehr möglich. Im Übrigen kennen er und ich uns erst seit kurzem. Weniger als eine Woche in der Gesellschaft des anderen reicht kaum aus, um wahre Gefühle beurteilen zu können.«
Manderville lehnte sich mit seiner breiten Schulter an die Wand und verschränkte die Arme. »Ich glaube, da liegt Ihr völlig falsch, Lady Wynn. Ich kenne Annabel seit mehr als einem Jahrzehnt, und nicht einmal ich konnte vorhersehen, was zwischen uns passierte. Es gibt keine Zeitvorgabe, wie schnell wir
uns verlieben. Ich glaube, es passiert bei einigen in dem Augenblick, wenn sie einander begegnen, und bei anderen dauert es Jahre, ehe die Liebe langsam in ihnen erwacht. Dazwischen ist jede andere Zeitspanne möglich. Was Eure fehlende Möglichkeit betrifft, ein Kind zu empfangen, weiß ich, wie wichtig es für jeden Inhaber eines Titels ist, einen Erben zu zeugen und den Titel weiterzugeben. Aber selbst wenn Nicholas sich entschließt, eine jungfräuliche Lady zu heiraten, würde er trotzdem ein gewisses Risiko eingehen.«
Das stimmte. Ehe sie heiratete, hatte sie bestimmt nie darüber nachgedacht, was geschehen könnte, wenn sie kein Kind empfing. »Bei mir hat
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