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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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sie merkte in diesem Augenblick, dass er jeglichen Ernst aus dieser Unterhaltung vertrieben hatte. Auch darin war er sehr, sehr gut.
    Sie unterdrückte ihre Enttäuschung und erinnerte sich mit kühler Sachlichkeit daran, dass er vermutlich der Mann war, von dem sie am wenigsten erwarten konnte, dass er vor ihr auf die Knie fiel und leichtfertig poetische Liebeserklärungen von sich gab. Es schien eher so, als habe sie ihm gegeben, was er wollte, und das war mehr als genug. Seine ursprüngliche Lust war befriedigt, er war zufrieden, und sie war eine Zerstreuung, die er nun wieder vergessen konnte. Wenn er eifersüchtig war, verging dies wie bei einem Kind, das einem anderen Kind beim Spiel mit seinem liebsten Spielzeug zusah.
    »Ich glaube nicht, dass ich mich bei Euch bereits für das einfallsreiche Geschenk bedankt habe«, murmelte sie. »Mein Butler ist nicht ganz so begeistert, wenn stets ein Welpe um seine Füße herumläuft, aber ich muss gestehen, ich finde es ziemlich erheiternd.«
    »Gern geschehen. Es schien ein reizendes Geschöpf zu sein, und Ihr habt erwähnt, Ihr hättet einen gewollt.«
    »Es war sehr aufmerksam von Euch.« Sie berührte seine Wange, nur eine leise Berührung ihrer Finger.
    »Oder eine ausgeklügelte Bestechung, damit Ihr mich in Erinnerung behaltet.« Sein Mundwinkel zuckte amüsiert.
    Mit derselben athletischen Leichtigkeit, mit der er sie dort platziert hatte, hob Nicholas sie von seinem Schoß herunter. Galant bot er ihr sein Taschentuch an, damit sie seinen Samen von ihren Schenkeln wischen konnte. Er verschloss seine Hose, ehe er dreimal gegen das Dach der Kutsche pochte. Unbeteiligt meinte er: »Ich habe Eurem Kutscher gesagt, er soll mich einige
Blocks von Eurem Haus entfernt absetzen. Ich werde mir ein Mietpferd nehmen und zum Ball zurückkehren. Niemand wird wissen, dass wir zusammen waren.«
    Nur sie würde es wissen, dachte sie verzweifelt.
    Und sie stellte sich besser der Wahrheit, dass Lord Manderville schrecklich falsch liegen konnte. Als Nicholas an diesem Abend auf dem Ball auftauchte, hing eine hübsche ältere Dame an seinem Arm. Die Familienähnlichkeit war so offensichtlich, dass sie vor der Ankündigung wusste, dass sie Mutter und Sohn waren. Das Eintreffen der Herzoginwitwe hatte Caroline erschüttert und daran zweifeln lassen, Dereks Plan weiter zu verfolgen. Melinda Cassat, die immer ein Quell des neuesten Klatsches war, hatte keiner zweiten Aufforderung bedurft, um ihrer Freundin die Details der Manning-Familie zu enthüllen. Nicholas war der einzige Sohn, und der nächste Mann in der Erbfolge war ein entfernter Cousin, der zurzeit in den Kolonien weilte. Es war für seine Familie wichtig, dass er einen Erben bekam. Wenn es stimmte, was Melinda berichtete, scharten sich immer mehr hoffnungsvolle Mütter mit ihren ungeduldigen, jungen Debütantinnen um ihn, je näher er dem dreißigsten Lebensjahr kam und sich vielleicht gezwungen sah, eine Ehe im Sinne der Dynastie zu schließen.
    Eine unfruchtbare Witwe war wohl kaum das, was die elegante Duchess für ihren hübschen, extrem wählerischen Sohn im Sinn hatte.
    Caroline rückte ihre Kleidung zurecht und nickte. Sie brachte kein Wort hervor.
    Wenn sie ihn dazu bringen könnte, überhaupt eine Heirat zu erwägen. Sie spielte mit hohem Einsatz und schlechten Gewinnaussichten. Aber als die Kutsche zum Stehen kam und er ihr einen ausgiebigen Abschiedskuss gab, ehe er aus dem Gefährt stieg, entschied sie, dass es einen Versuch wert war. Ihr erstes
Wagnis mit dem teuflischen Duke hatte schließlich auch ein gutes Ende genommen.

Kapitel 21
    Der Name auf der Karte war für sie eine echte Überraschung. Annabel runzelte die Stirn. Sie war nicht sicher, wie sie den unerwarteten Besuch einer Frau interpretieren sollte, die sie kaum kannte. Dennoch nickte sie, denn sie konnte sich keinen Grund denken, warum um alles in der Welt sie Lady Wynn nicht empfangen sollte.
    Andererseits konnte sie sich auch keinen Grund vorstellen, warum die junge Witwe bei ihr vorsprach.
    Sie sagte dem Lakai, der ihr das Kärtchen gebracht hatte: »Bitte bringen Sie die Lady in den Salon. Ich komme gleich.«
    Thomas war unterwegs, um ein paar Besorgungen zu machen, und Margaret war beim Hutmacher. Daher fiel es ihr zu, die Gastgeberin zu spielen. Sie legte das Buch beiseite, in dem sie gelesen hatte, und stand auf. Sie hoffte, ihr Musselinkleid war nicht zerknittert, denn sie hatte seit Stunden in einen Roman vertieft dagesessen. Das Leid einer

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