Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
Treppenabsatz, auf der falschen Seite einer verschlossenen Schlafzimmertür. Er hörte sie.
    Lieber Gott, er hörte sie. Sie liebte ihn angeblich, doch hier gab sie sich der Leidenschaft mit einem anderen Mann hin - er brauchte nicht mal in das Zimmer eindringen, um zu wissen, dass es stimmte.
    Er kannte dieses leichte, rauchige Ausatmen, das sie im Moment der
Lust ausstieß … Er kannte es. Es brannte sich in sein Hirn, in seine Nervenenden, brannte sich in sein Herz …
     
    Er machte sich ein zweites Mal zum Idioten. Damals hatte er die Tür geöffnet, und jetzt öffnete er sie auch mit mehr Kraft als beabsichtigt, so dass sie gegen die Wand stieß.
    Mit wild klopfendem Herzen wappnete er sich für das schlimmste denkbare Szenario, als er den Raum betrat. Stattdessen fand er die Frau, von der er so besessen war, sittsam in einem Sessel am geklinkerten Kamin sitzen. Sie hielt ein Glas mit Sherry an ihre Lippen, und ihre Augen weiteten sich überrascht bei seinem plötzlichen Eintreten.
    Vollständig bekleidet, jeder weibliche Putz an Ort und Stelle, das Haar sorgfältig frisiert und zu einem einfachen Knoten zusammengefasst. Auch Derek war da, er hockte auf dem Bett und war bis zu den Reitstiefeln und sogar seiner Krawatte bekleidet.
    Nein, das war überhaupt nicht so wie die Szene, in die er vor einem Jahrzehnt eingedrungen war.
    Gott sei Dank.
    Die Erleichterung machte ihn sprachlos. Oder vielleicht war es auch etwas anderes, einer Demütigung ähnlich. In dem eintretenden Schweigen brachte er ein überschwängliches »Guten Tag!« zustande.
    Es war Derek, der darauf antwortete. Sein alter Freund stand mit einer fließenden Bewegung auf. Ein kleines, selbstzufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund. Mit eingeübter Präzision zog er eine Uhr aus der Westentasche, blickte darauf und steckte sie wieder weg. »Du hast länger gebraucht, als ich dachte, Nick.«
    Wie bitte?
    Nicholas wollte strahlend lächeln, aber es gelang ihm nicht,
obwohl er doch seit Jahren darin geübt war, seine Gefühle zu kontrollieren. »Würde es dir etwas ausmachen, diese Bemerkung zu erklären?«, fragte er gelassen.
    »Würde es dir etwas ausmachen, deine Gegenwart zu erklären?« Derek schlenderte zur Tür. »Nicht mir, selbstverständlich, denn ich werde jetzt gehen. Ich bin sicher, Lady Wynn würde gern hören, was du ihr zu sagen hast. Besuch mich, wenn du wieder zurück in London bist.«
    Was zum Teufel geht hier vor?
    Nicholas trat beiseite, als sein Freund sich an ihm vorbeischob. Auf Dereks Gesicht lag der unmissverständliche Anflug eines Lächelns. Die Situation schien ihn zu amüsieren.
    Ja, das war es, was er brauchte. Jemand, der über ihn lachte. Als würde Nicholas sich nicht bereits selbst verhöhnen.
    Aber es war schwer, irritiert zu sein, als er plötzlich mit Caroline allein war. Allein. Mit ihr. In einem abgelegenen Landgasthaus.
    Ein Traum wurde wahr. Nein, er war überzeugt, seine männliche Fantasie wurde wahr. Vielleicht auch eine Kombination aus beidem.
    Sie sah absolut bezaubernd aus in dem einfachen Kleid aus blassrosafarbenem Musselin. Das Kleid war von der Reise zerknittert, aber ihre silbergrauen Augen strahlten, als sie ihn vom anderen Ende des Raums aus betrachtete.
    Das Bett sah recht gemütlich aus, wie er fand.
    Er würde Derek später für die Wahl der Unterkunft danken. »Ihr habt mich erwartet?«
    Ihre Stimme war ein Flüstern. »Ich habe es … gehofft.«
    Sie hatte es gehofft. Lieber Himmel, es war um ihn geschehen.
    »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt hier bin.« Er fuhr sich verärgert mit der Hand durchs Haar und atmete heftig aus.
»Wenn man davon absieht, dass ich einfach den Gedanken nicht ertrug, wie Ihr den zweiten Teil unseres Handels durchmacht.«
    »Ihr kamt also her, um mich zu retten?« Sie saß still da, das kleine Glas hing zwischen ihren Fingern. Ihr Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Gewöhnlich wusste er, was Frauen dachten. Nein, das stimmte nicht - er konnte allenfalls raten, was Frauen dachten, aber sie zu verstehen war etwas völlig anderes.
    Im Augenblick hatte er absolut keine Ahnung.
    Nicholas betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    In diesem Moment verbannte er Helenas Geist nicht nur in den Korridor hinter seinem Rücken, sondern für alle Zeiten in die Vergangenheit. »Ich kam Euretwegen«, gestand er ehrlich. »Was genau das bedeutet … nun, Ihr seid verpflichtet, mir beim Verstehen zu helfen.«
    »Verpflichtet?« Rotbraune Augenbrauen hoben sich,

Weitere Kostenlose Bücher