Eine unzüchtige Lady
merkwürdige, warme Flüssigkeit in sie hineinpulsieren.
Das Schlafzimmer war still bis auf ihren heftigen Atem. Annabel begann aus ihr unerklärlichen Gründen zu lachen. Ein leises Geräusch, denn noch immer rang sie nach Luft. Sie legte ihre Arme um Dereks Hals und murmelte, den Mund an seinem Hals geborgen: »Jetzt glaube ich dir. Du willst mich wirklich heiraten.«
Seine Lippen strichen über ihre Stirn. »Ich bin mir nie einer Sache in meinem Leben so sicher gewesen.«
Kapitel 26
In jeden Garten Eden kriecht irgendwann eine Schlange.
Die Visitenkarte wurde ihr auf einem Silbertablett gebracht, und Caroline blickte zunächst desinteressiert darauf. Aber als sie den aufgeprägten Namen erkannte, machte sich eine ungute Vorahnung in ihr breit und brachte ihren Magen zum Flattern. Obwohl sie unter normalen Umständen abgelehnt hätte, ihn zu empfangen, schien das heute keine Möglichkeit zu sein, die ihr zu Verfügung stand, wenn sie den Worten ihres Butlers Glauben schenkte.
»Er ist sehr beharrlich, Mylady, und er hat behauptet, er wisse aus erster Hand, dass Ihr zu Hause seid.«
Wie das möglich war, blieb ihr ein Rätsel. Aber als sie zuletzt miteinander sprachen, war Franklin auch im richtigen Moment aus dem Nichts aufgetaucht.
Oder auch im falschen Moment, je nachdem, aus welcher Perspektive man es betrachtete.
Norman, der nicht mehr allzu jung war, gehörte kaum zu den Butlern, die einen ungebetenen Gast des Hauses verwiesen, zumal Franklin Wynn mindestens zwei Jahrzehnte jünger war als er. Caroline stieß einen sehr undamenhaften Fluch aus und murmelte: »Also gut, lassen Sie ihn ein.«
»Dafür gibt es keinen Bedarf. Guten Morgen, Mylady.«
Franklins Dreistigkeit, ihrem Butler aus der Eingangshalle zu folgen, ohne auf ihre Antwort zu warten, überraschte sie. Caroline
starrte den Mann an, der sich an einem erzürnten Norman vorbei in den Raum schob.
Ihr Cousin - nicht dass sie sich dieser Verwandtschaft glücklich schätzte - trug heute Morgen Pflaume, bemerkte sie, als er den Raum betrat. Man konnte es kaum übersehen: ein dunkelvioletter Mantel, eine hellere, bestickte Weste, lavendelfarbene Reithosen. Sogar seine Schuhe wiesen unter den weißen Seidenstrümpfen diese Färbung auf. Seine blassen Augen glitzerten wie immer eiskalt, und sein Mund verzog sich, dass ihr der Atem vor Angst stockte. Dunkles Haar war aus der Stirn gekämmt und umrahmte seine kalten, hübschen Gesichtszüge. Ein Mundwinkel hob sich leicht.
Seine Miene gefiel ihr nicht im Mindesten.
»Ihr seid von Eurem Aufenthalt auf dem Lande zurück, wie ich sehe.« Ohne ihre Einladung abzuwarten oder sich mehr als kurz und beiläufig zu verneigen, hob er seine Rockschöße und machte es sich in einem Sessel bequem. Als gehörte der Raum ihm und nicht ihr. »Es ist der zweite Ausflug innerhalb eines Monats, nicht wahr? Wie ungewöhnlich. Ich war mir nicht bewusst, dass Ihr so oft verreist.«
Woher zum Teufel wusste er, wohin sie gereist war?
»Ja«, antwortete sie schlicht.
Seine nächsten Worte ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. »Wie geht es denn Rothay und Manderville?«
Nein!
Ihr Kopf fühlte sich leer an. Leere.
Denk nach …
Sie hatte im Frühstückszimmer über ihrer Korrespondenz gesessen, als ihr ungebetener Besucher kam, und legte nun vorsichtig den Brief beiseite, den sie gelesen hatte. Hoffentlich bemerkte er nicht das Zittern ihrer Hand. »Wie bitte?«
»Die beiden wollüstigen Wüstlinge, die derzeit das Stadtgespräch
beherrschen. Wie geht es ihnen?« Franklin lehnte sich triumphierend in dem Sessel zurück. Ein anmaßendes Grinsen lag auf seinem Gesicht.
Wusste er tatsächlich etwas? Oder fischte er nur im Trüben?
Caroline schüttelte das Frösteln ab, das sich ihrer trotz der warmen Morgensonne bemächtigte, die durch die Fenster hereinschien und den luftigen Raum in sanftes Licht tauchte. »Ich bin verwirrt, Mylord. Woher soll ich das wissen?«
»Meine Spekulation würde natürlich in die Richtung abzielen, dass Ihr trotz Eures kühlen Auftretens, das niemanden glauben ließe, Ihr wärt dazu in der Lage, die Richterin für den prahlerischen Wettstreit der beiden gebt. Warum sonst solltet Ihr die beiden in einem schäbigen, kleinen Gasthof treffen?«
Ihr Magen verkrampfte sich. »Das ist eine Lüge, Sir.«
Er lehnte sich vor und stützte die Hände auf seine Knie. »Ist es das?«
»Natürlich? Wie kommt Ihr nur auf diese ungewöhnliche Idee?«
»Ja, tatsächlich. Woher bloß?«
Es
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