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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Kind aufgezogen. In gewisser Weise fragte Annabel sich, ob sie nicht ebenso eine Wohltat für das kinderlose Paar gewesen war wie Thomas und Margaret für sie.
    Wie auch immer, sie liebte die beiden. Derek war jedoch eine völlig andere Geschichte.
    »Aber Ihr seid doch auf dem Familienanwesen aufgewachsen, nicht wahr?« Lady Henderson blickte sie mit unverhohlener Neugier an.
    »Ich … nun ja, das stimmt. In … Berkshire.«
    Warum brachte sie ihre Antwort nur stammelnd hervor, zumal so viele Leute sie beobachteten? Das Gesprächsthema war ihr nicht willkommen, es war das Letzte, worüber sie reden wollte. Sie hasste Klatsch. Wenn die ganze skandalöse Angelegenheit nur endlich vorbei wäre, wäre sie mehr als nur glücklich. Sie saß im Salon im Haus ihres Verlobten in London, umgeben von wertvollen Möbeln und für ihren Geschmack zu vielen Leuten. Das war schon schlimm genug, ohne ein unliebsames Thema aufzuwärmen. Annabel liebte es viel mehr, Bücher zu lesen und allein zu sein, statt bei heiklen Teeverabredungen zugegen zu sein. Eine schöne Voltaire-Ausgabe und ein sonniges Plätzchen am Fenster waren mehr nach ihrem Geschmack als die aktuelle Situation.
    »Ich vermute, Ihr habt ihn recht häufig gesehen.« Lady Hendersons blasse Augen verhehlten kaum ihre Neugier.
    Jede der Anwesenden blickte sie erwartungsvoll an. Natürlich. Schließlich redeten sie über Derek Drake, und sobald sein Name in einem Raum voller Frauen erwähnt wurde, blieb das nicht unbemerkt.
    Verdammt sollte er sein.
    Ja, es war ein wenig ärgerlich zu wissen, dass er tatsächlich das Haus besaß, das sie als ihr Zuhause betrachtete. Ihr Vormund war der jüngste Bruder von Dereks Vater, dem verschiedenen Earl.
Eigentlich hatte sie ein ungutes Gefühl ob der Tatsache, dass Derek ihre Mitgift bereitstellte. Als Annabel Margaret geradeheraus fragte, war diese der Frage ausgewichen. Und Margaret war niemand, der leichtfertig log. Das genügte Annabel als Antwort. Es ging Thomas finanziell recht gut, aber Derek war es, der den tatsächlichen Reichtum in ihrer Familie besaß.
    Das war zu komisch. Der Mann, von dem sie einst geglaubt hatte, ihn zu lieben, gab das Geld, um einen anderen Mann zu verlocken, sie zu heiraten.
    »Er ist zehn Jahre älter«, hob Annabel hervor. »Daher haben wir uns nicht so oft gesehen. Als ich acht war, ging er nach Cambridge, und mir schien er London stets Berkshire vorzuziehen. Wir sehen ihn selten. Selbst wenn wir in der Stadt sind, hat er sein eigenes Stadthaus.«
    Eine weitere Dame - sie war sich ziemlich sicher, ihr Verlobter habe sie Tante Ida genannt - murmelte: »Ich kann mir schon denken, warum. London ist um einiges … belebter.«
    Was implizierte, es gebe hier mehr verfügbare Frauen. Das war allen klar, und obwohl das Letzte, was zu tun sie bereit war, einen hoffnungslosen Wüstling wie den Earl of Manderville zu verteidigen, tat Annabel es aus ihr unerklärlichen Gründen. »Er hat tatsächlich viele geschäftliche Interessen, denen er nachgeht. Und es ist für ihn einfacher, wenn er während seines Aufenthalts in der Stadt Kontakt mit den Verwaltern und Anwälten hält. Manderville Hall ist dafür kaum geeignet. Er ist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Das will ich meinen.« Eine weitere Lady, dürr und mit für ihr Alter unnatürlich dunklen Haaren, lachte kurz und schrill auf. »Obwohl ich bezweifle, dass die Geschäfte das sind, was ihm zuerst in den Sinn kommt. Wie auch immer, es ist ja ein Leichtes, ihm seine Indiskretionen zu vergeben. Er ist so ein gutaussehender junger Mann!«

    »Etwa noch besser als Rothay?«, fragte jemand.
    »Unmöglich«, ließ eine andere verlauten.
    Ja, widersprach Annabels Herz mit verräterisch heftigem Klopfen. Er sieht besser aus als jeder andere lebende Mann.
    Sie hatte ihn schon als Kind verehrt. Mit seinem schelmischen Grinsen und dem ungezwungenen Humor war er für ein Mädchen, das plötzlich verwaist war, ganz natürlich zum Helden geworden. Rückblickend wusste sie, er war einfach freundlich zu ihr gewesen, als er ertrug, dass sie ihm ständig an den Fersen klebte. Dass ein junger Mann von achtzehn Jahren sich die Zeit nahm, einem Kind ein Pony zu schenken und ihm Reitunterricht zu erteilen, war ein Punkt zu seinen Gunsten, aber trotzdem … Der Mann war ein abscheulicher Schuft. Das engelhaft gute Aussehen, das die Natur ihm mitgegeben hatte, war eine grobe Täuschung. Er sollte zwei Hörner und einen gezackten Schweif haben, zusammen mit den

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