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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Diskussion über den schönen Duke und den verwegenen Earl sie langweilte. Sie entschuldigte sich und suchte sich ihren Weg hinaus in die Gärten hinter dem hell erleuchteten Stadthaus. Sie nahm einen tiefen Atemzug, als könne sie so all das, was in ihrem Leben zerbrochen war, heilen oder in Stand setzen.
    Nein, das konnte nur sie allein schaffen.
    Einige andere Gäste hielten sich auf der Terrasse auf, daher wandte sie sich dem Garten zu, wo sich akkurate Blumenbeete und Gebüsch erstreckten. Sie spazierte einen dunklen Weg entlang. Vereinzelt leuchteten am Nachthimmel Sterne auf. Sie versuchte indes, ihre aufgewühlten Gefühle wieder in den Griff zu bekommen.
    War das hier tatsächlich etwas, dessen sie fähig war? Eine geheime Verabredung, um einen Wettstreit zwischen zwei Gentlemen beizulegen, die ihr gestanden hatten, diese Wette sei unter dem Einfluss einer großen Menge Weins zustande gekommen?
    Hitze stieg ihr ins Gesicht, und sie war froh, dass sie allein war. Die unverfroren männliche Begutachtung des Dukes vorhin im Gasthaus war nichts, das sie nicht zuvor schon erlebt hätte, aber ihre Reaktion darauf kam für sie am überraschendsten.
    Gewöhnlich war sie in so einem Fall stets von einer unwillkommenen Mischung aus Hilflosigkeit und Beklemmung erfüllt.
    Aus irgendeinem Grund hatte er nicht diese Wirkung auf sie.
Vielleicht hatte ihre Rolle bei diesem Wettstreit die Dynamik ihres Zusammenspiels von Beginn an verändert. Das Treffen war ihre Entscheidung. Das war neu für sie - etwas entscheiden zu können.
    Ihr Rock streifte im Vorbeigehen die glänzenden Blätter eines Busches, und eine weiße Blume warf ihre Blütenblätter über den Stoff. Wirbelnd sanken sie nieder, wie eine Verwehung im Schneesturm. Der Duft war süß, unschuldig und betörend. Abwesend wischte sie die Blätter beiseite und wandte ihr Gesicht der kühlen Brise zu.
    Zumindest schienen ihre zukünftigen Liebhaber durchaus geneigt zu sein, der Bitte, ihre Identität geheim zu halten, Folge zu leisten. Keiner von ihnen hatte im Laufe des Abends auch nur flüchtig zu ihr herübergeblickt.
    Es wird klappen, versicherte sie sich.
    Und sie betete, dass es stimmte.

Kapitel 6
    Hatte denn niemand in ganz London ein anderes Thema, über das zu reden lohnte, außer dieser verdammten Wette?
    Die Tasse klapperte auf der Untertasse, als sie beides beiseitestellte. Ein kleines bisschen Tee schwappte über den Rand. Annabel Reid biss die Zähne zusammen und hoffte, niemand habe es bemerkt. Sie tat ihr Bestes, um so gefasst wie nur möglich zu wirken.
    Sie wusste, ein Teil des wachsenden Interesses rührte daher, dass die beiden Beteiligten der Wette auf dem Branscum-Ball am Vorabend aufgetaucht waren. Sie standen eine Zeitlang beisammen
und unterhielten sich angeregt. Wie immer blieben sie von dem Geflüster um sie herum unberührt. Zusammen waren sie stets berückend: der Duke mit seinem schamlos guten, dunklen Aussehen und Derek Drake - den sie von Kindesbeinen an kannte - mit seiner umwerfenden, kultivierten Schönheit und der bezaubernden Art, die ihm so mühelos gelang.
    Bloß: Sie war nicht bezaubert.
    Der Mann mochte auf jede für sein Geschlecht nur erdenkliche Weise überwältigend attraktiv sein, aber sie verabscheute ihn. Dieses leise Lächeln und die gesellige Art kaschierten nur die Schwächen unter der Oberfläche.
    Ja, sie verachtete ihn.
    Ganz und gar.
    Völlig.
    »Es tut mir leid, meine liebe Miss Reid, aber seid Ihr nicht mit Manderville verwandt?«
    Annabel blickte verärgert auf. Ihr wurde erst mit Verzögerung bewusst, dass sie gemeint war. Eine Gruppe von acht Ladys blickte sie erwartungsvoll an, unter ihnen auch ihre zukünftige Schwiegermutter. Die anderen waren Alfreds Tanten und Cousinen. Sie räusperte sich. Unerklärlicherweise jagte ihr diese Frage Angst ein. »Nein … nein. Keinesfalls. Sein Onkel ist mein Vormund. Das ist alles.«
    Es war die Wahrheit. Es gab keine Blutsverwandtschaft. Thomas Drake und ihr Vater waren ihr Leben lang enge Freunde, und diese Verbindung war innig genug, dass ihr Vater damals Vorkehrungen traf, falls das Schlimmste eintreten sollte. Als dies tatsächlich geschah, wurde ihre Fürsorge seinem alten Freund anvertraut. Sie war ein verunsichertes, achtjähriges Mädchen gewesen, nachdem ihre Eltern bei einem Segelunfall verstorben waren. Egal was sie von seinem berüchtigten Neffen Derek dachte, Sir Thomas war ein wunderbarer Mann, und er und seine
Frau Margaret hatten sie wie ihr eigenes

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