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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Erwägung ziehen, dorthin zu reisen. Auch Griechenland war faszinierend und in manchen Gegenden überraschend primitiv für ein Land, das über so eine lange Geschichte
und wertvolle Kultur verfügt. Besonders Kreta vermittelt eine wilde Atmosphäre, obwohl seine vielschichtige antike Zivilisation zerstört wurde. Gut möglich, dass diese Zivilisation Platon als Vorbild für Atlantis diente.«
    An diesem Punkt der Unterhaltung legte Caroline ihre Ellbogen unelegant auf den Tisch und blickte ihn herausfordernd an. »Glaubt Ihr, diese Theorie hat irgendeine Aussagekraft? Kürzlich wurde der Royal Society eine Abhandlung vorgelegt, die dasselbe behauptet. Damals fand ich die Vermutung faszinierend. Eine katastrophale Flutwelle, die nach einem Vulkanausbruch in großer Entfernung die Hauptstadt überflutet und mit sich gerissen hat.«
    Er war derjenige, der mitgerissen wurde - von ihrem aufrichtigen Interesse. »Ich bin kein Archäologe, aber die Hypothese ist interessant, findet Ihr nicht?«
    »Ich bin unglaublich neidisch auf Eure Erfahrungen.« Für einen Moment wirkte ihr Gesicht verschlossen, aber dann lächelte sie und schüttelte bedauernd den Kopf. »Als ob Ihr das nicht merken würdet. Ich bekomme leider nicht oft Gelegenheit, Diskussionen wie diese zu führen. Miss Dunsworth und ich haben oft stundenlang beim Tee zusammengesessen, und sie erzählte mir von den Theorien und Reisen ihres Vaters. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es ihr je etwas ausgemacht hat, dass er sie mittellos zurückließ, denn als Ersatz blieben ihr immer noch die Geschichten und Artefakte, die er ihr von seinen Reisen mitgebracht hatte. Sie hat in mir den Durst nach der großen, weiten Welt geweckt. Ich fürchte, ich habe Euch mit meinen Fragen zugesetzt wie ein neugieriges Kind.«
    An ihr war nichts Kindisches, dachte er. Sein Blick glitt über ihre geschmeidige, verführerische Gestalt. »Ich glaube, ich habe Euch bereits gesagt, dass ich jede Eurer Fragen beantworten werde.«

    Aber das war im Bett gewesen, als er ihre Unsicherheit und ihre Unwissenheit gespürt hatte. Sie erinnerte sich wohl gleichsam an die Situation, denn etwas Nervöses flackerte in ihrem Blick auf. »Ja, das habt Ihr.«
    Er hob bedeutungsvoll eine Augenbraue. »Gibt es noch etwas anderes, das Ihr zu erfahren wünscht?«
    Die sexuelle Anspielung, die in seiner Frage mitschwang, war unmissverständlich. Ihr Mund - dieser herrliche, küssenswerte Mund - verzog sich. »Ich bin sicher, wenn es etwas gäbe, wärt Ihr die Person, die ich fragen würde.«
    »Habt Ihr irgendwelche Bedenken, was meine Kompetenz betrifft?«, fragte er neckend.
    Ein undurchdringlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Beinahe wehmütig gestand sie: »Nein.«
    »Kommt«, sagte er und erhob sich, die Hand nach ihr ausgestreckt. »Tanzt mit mir.«
    »Wir haben keine Musik«, wandte sie ein, aber sie erhob sich gehorsam. Ihre Finger schlossen sich um seine. Die Seide ihres Kleids streifte seine Beine.
    »Brauchen wir Musik?« Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich - viel zu nah für einen überfüllten Londoner Ballsaal, aber gerade richtig für einen einsamen Walzer auf einer sternenhellen Terrasse, versteckt in der warmen Dunkelheit dieser ländlichen Gegend.
    Sie wiegte sich, ließ sich von ihm führen. Ihre Brüste berührten sein Jackett, und das geschmeidige Gefühl ihres Körpers war so berauschend wie Alkohol. »Bittet mich bloß nicht zu singen«, bat sie ihn scherzhaft. »Wir würden über die Terrasse stolpern. Ich fürchte, meine Talente liegen auf anderen Gebieten.«
    Sein Lachen brachte ihr duftendes Haar in Bewegung. »Dann stelle ich mir die Melodie in Gedanken vor.«
    »Nehmt mich ruhig beim Wort, es wird das Beste sein.«

    »Für eine schöne Frau verfügt Ihr über einen erstaunlichen Mangel an Einbildung.«
    Sie blickte mit ergreifender Unsicherheit zu ihm auf. »Ich glaube nicht, dass ich viel Übung darin habe, eitel zu sein.«
    Er stimmte ihr darin zu. Außerdem glaubte er, sie verfügte über keine Eitelkeit. Eine erstaunliche Wahrheit, wenn er ihre berückende Anziehungskraft bedachte. Aber vielleicht war es nicht überraschend, wenn er die Umstände ihrer Vergangenheit berücksichtigte. Nicholas bewegte sich langsam in kleinen Schritten, sie drehten und wirbelten herum. Er genoss das weiche, herrliche Gefühl, wenn sie sich an ihn schmiegte.
    Der Tanz ging weiter. Dieser Abend hatte etwas Idyllisches, das er in seinem beschäftigten Leben nicht

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