Eine verboten schoene Frau
Wandelganges und nippte an seinem Champagner. Averys Worte hallten in seinem Kopf nach. Wir tun eben, was wir tun müssen. Und tat er nicht auch nur, was er tun musste? Tat, was er seinem Großvater schuldig war, für all die Opfer, die der ihm zuliebe gebracht hatte? Rechtfertigte am Ende sein Fall nicht die Mittel?
Aber so sehr er sich auch davon zu überzeugen versuchte, dass er nicht wie die Kriecher war, die Avery bedrängten, so kam er doch nicht um die Tatsache herum, dass er ebenso schuldig war. Und diese Erkenntnis schmeckte ihm ganz und gar nicht. Er wusste, dass sie ihn attraktiv fand – ihre Reaktion im Pool war mehr als verräterisch gewesen –, und er kannte ihren Typ. Sie ließ sich nicht nur so zum Spaß auf eine rein körperliche Affäre ein. Sie war die Art von Frau, die sich ganz und gar hingab, wenn sie sich jemandem hingab. Mit Herz und Seele. Aber die Liebe war nichts für ihn. Sie war nicht Teil seines Plans.
Die Liebe hatte seine Mutter blind gemacht für die Fehler seines Vaters. Hatte sie von Drogen abhängig gemacht und sie dazu gebracht, die Schuld auf sich zu nehmen, als ein Drogendeal seines Vaters schiefging. Die Liebe hatte seine Mutter zerstört. Er wollte Avery nicht verletzen. Und tief in seinem Inneren wusste er, dass er genau das tun würde, sollte er sich auf eine Affäre mit Avery einlassen.
Wenn sie nur dem Verkauf der Kunstsammlung zustimmen würde. Dann könnte er anonym die Lovely Woman kaufen und verschwinden, bevor er ihr ungewollt das Herz brach.
7. KAPITEL
Verstohlen beobachtete Avery von der anderen Seite des Tisches, wie Marcus mit den um ihn herum platzierten Gästen plauderte. Er schien ein geradezu unglaubliches Talent dafür zu haben, becircte die älteren Damen und beeindruckte die älteren Herren in der Runde und gewann ganz offensichtlich eine eigene Fangemeinde unter den jüngeren Frauen. Und auch unter den nicht mehr ganz so jungen. Doch immer wieder hob er kurz den Kopf und suchte nach ihr, nickte ihr kaum merklich zu und lächelte leicht, sobald sich ihre Blicke trafen. Diese kurzen Momente lösten ein warmes Gefühl in Avery aus. Ein Gefühl, das sie seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr gekannt hatte, und das allmählich begann, die Dunkelheit in ihr zu vertreiben.
Natürlich begehrte sie Marcus. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Schon wenn nur seine Hand kurz die ihre streifte, so wie vorhin, als sie sich kurz unterhalten hatten, war ihr Körper wie elektrisiert. Aber das Gefühl ging über das rein Körperliche hinaus. Unter all seinen guten Umgangsformen spürte sie noch etwas anderes, etwas, was er sorgsam verbarg und schützte. Und sie wollte mehr von ihm verstehen.
Sie dachte an den Grund, der Marcus in ihr Leben gebracht hatte. Tat sie wirklich das Richtige, indem sie weiter an der Sammlung ihres Vaters festhielt? Wenn sie ehrlich war, woran hielt sie da eigentlich fest? An einer Ansammlung von Leinwänden von impressionistischen Meistern, die über Jahre hinweg von einem passionierten Sammler angehäuft worden waren. Und warum hatte ihr Vater sie gesammelt? Die Antwort war einfach: Weil sie ihm Freude bereitet hatten.
Avery griff nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck. Ihre Entscheidung stand fest, und eine freudige Erregung, wie sie sie kaum kannte, erfasste sie angesichts ihres Entschlusses.
Erst am späten Abend kehrten sie am Samstag nach Kensington zurück. Die stille Auktion von den Kunstwerken der Kinder war ein voller Erfolg gewesen, und zusammen mit den Erlösen des Galadinners war die Stiftung wieder für ein Jahr finanziert. Avery kämpfte gegen ein Gähnen an, als sie sich ihrem Haus näherten.
„Müde?“ Marcus nahm eine Hand vom Steuer und strich über ihre.
„Ein bisschen.“
Nach dem Abendessen, als sie sich noch bei einem Glas Wein entspannten, beschloss Avery, dass nun der richtige Zeitpunkt wäre. „Marcus, ich habe nachgedacht.“
„Über die Statue? Es tut mir wirklich leid, dass alle unsere Bemühungen bis jetzt erfolglos geblieben sind. Aber ich glaube, einer der Fühler, die ich ausgestreckt habe, könnte uns weiterbringen.“
„Darum geht’s nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe eine endgültige Entscheidung über Dads Sammlung getroffen.“
Marcus setzte sein Weinglas ab und sah sie an. Die Anspannung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben – Hoffnung, die sich einen Kampf mit der erwarteten Enttäuschung lieferte.
„Und die sieht wie
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