Eine verboten schoene Frau
was für Marcus alles in ein neues Licht rückte.
Das hier war ernst. Seine Eltern hatten nie geheiratet – und sie hatten sich nie etwas aus ihrem Kind gemacht. Für seinen Vater war er nie mehr gewesen als ein Unterpfand für mehr Geld. Marcus hatte nie geplant, Kinder zu haben, und ganz bestimmt nicht schon vor dreißig. Aber nun würde er Vater werden, mit allem, was das mit sich brachte, und er war entschlossen, das Richtige für Mutter und Kind zu tun. Ganz gleich wie beängstigend das war.
Er rückte zum x-ten Mal die Manschetten an seinem Hemd zurecht. Er war nicht nervös. Obwohl er kurz besorgt gewesen war, als er dem unerbittlichen Blick des Richters zum ersten Mal begegnet war. Eine halbe Stunde war das her. Der Händedruck des Richters war kräftig gewesen. Und Marcus war auch nicht der warnende Unterton in seiner Stimme entgangen, als er sagte, dass er hoffte, Marcus würde gut für Avery sorgen.
Jetzt, wo er im Garten stand und auf Avery wartete, spürte er, wie die Blicke der wenigen Freunde, die so kurzfristig hatten kommen können, ihn förmlich durchbohrten. Vor allem der von Macy Tarlington, die mit ihrem Cowboy in der ersten Reihe saß.
Avery und er hatten beide auf Trauzeugen verzichtet, da sie alles so kurzfristig organisiert hatten. Aber jetzt wünschte er sich, er hätte jemanden an seiner Seite. Schuldgefühle stiegen in ihm auf. Er hätte wenigstens seinem Großvater von der Hochzeit erzählen sollen, aber er hatte die bohrenden Nachfragen vermeiden wollen, die auf die Ankündigung gefolgt wären. Für die war er noch nicht bereit.
Das Streichquartett, das bisher ruhig im Hintergrund gespielt hatte, brach plötzlich ab, und dann ertönte der Hochzeitsmarsch. Marcus fühlte sich, als hätte jemand plötzlich seinen Schlips enger gezogen. Er drehte sich um und sah der Braut entgegen.
Die sanften Strahlen der nachmittäglichen Sonne hüllten Avery in goldenes Licht, und sie strahlte, als ihre Blicke sich trafen – und die Distanz zwischen ihnen war mit einem Mal verschwunden. Und in diesem Augenblick wusste Marcus, dass er unwiderruflich verloren war. Er ging diese Ehe nicht wegen eines Babys ein. Er ging diese Ehe nicht ein, damit er endlich den Familienschatz zurückbekam.
Er ging diese Ehe aus Liebe ein – und angesichts dieser Erkenntnis war er vor Furcht wie gelähmt.
13. KAPITEL
Was Flitterwochen anging, so war die Nacht nach ihrer Hochzeit viel zu kurz. Aber das würde er in den kommenden Wochen wiedergutmachen, nahm sich Marcus vor, während er in der Morgendämmerung wach lag und Avery im Arm hielt. Das würde er. Im Moment rang er immer noch mit der Erkenntnis, dass er seine Ehefrau liebte. Er hatte noch nie wirklich viel über Liebe nachgedacht. Aber über das hier musste er nachdenken, musste der Tatsache ins Gesicht sehen und lernen, damit umzugehen. Und er hatte keine Ahnung wie.
Seit er seine eigenen Entscheidungen treffen konnte, war alles in Marcus’ Leben berechenbar gewesen. Jeder Schritt, vom lernbegierigen Schüler mit einem Traum im Herzen bis heute, war nach Plan verlaufen. Aber das hier, dieses überwältigende Gefühl, das man Liebe nannte, war anders. Diese Leidenschaft und diese Intensität, verbunden mit einer tiefsitzenden Angst, waren etwas völlig Neues.
Zuneigung für Avery zu empfinden war sicher gewesen. Sie zu lieben war furchterregend. Er traute der Liebe nicht. Konnte es nicht. Die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. Avery diese Macht über sich zu geben, ihr seine Liebe zu gestehen, stand gegen alles, woran er immer geglaubt hatte.
Er konnte sich kaum daran erinnern, wie sie gestern das Ehegelöbnis ausgetauscht hatten. Aber er erinnerte sich deutlich daran, wie ihm der Ernst des Ganzen bewusst geworden war, als er ihr den Ring an den Finger gesteckt hatte. Dieser Ring symbolisierte ein Band zwischen ihnen. Über dieses Band hatte er keinen Moment nachgedacht, als er Avery einen Antrag gemacht hatte. Er war ja so dumm und naiv gewesen.
Dass sie ihm viel bedeuten würde, hatte er bei seinem Antrag gesagt. Gott, was hatte er sich dabei gedacht? Dieses Gefühl, dieses überwältigende Verlangen nach ihr und der Drang, sie zu beschützen, all das war von Anfang an da gewesen. Sie war die Eine. Die Eine für ihn. Wie hatte er das nicht sehen können?
Er war so darauf konzentriert gewesen, sie zum Verkauf der Sammlung, zum Verkauf der Lovely Woman zu überreden, dass er die liebenswerte Frau in seinen Armen gar nicht wahrgenommen hatte.
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