Eine verboten schoene Frau
Liebe konnte die Seele nähren. Avery warf einen Blick auf die Uhr. Mittag. Sie seufzte. Das würde ein langer Nachmittag werden.
Marcus ging mechanisch seiner Arbeit nach. Er war lange nicht im Büro gewesen, sodass sich ein großer Papierberg angesammelt hatte. Und obwohl Lynette bereits vieles davon bearbeitet hatte, blieb noch immer genug zu tun. Die Cullen-Sammlung würde am Wochenende eintreffen, und er wollte dabei sein, wenn sie ankam und aufgenommen wurde. Er konnte es kaum erwarten, die Sammlung mit eigenen Augen zu sehen.
Die Aussicht, den Katalog für die Auktion zusammenzustellen, erfüllte ihn mit Vorfreude. Der Fotograf hatte bereits die Abzüge geschickt, und Lynette hatte die gekennzeichnet, die sie für die Werbung empfahl.
Nur einen schwarzen Fleck gab es noch an seinem rosaroten Horizont. Die Lovely Woman .
Ein neuer Gedanke kam ihm und brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht. Falls Avery ihn heiratete, würde das Gemälde zur ehelichen Gütergemeinschaft gehören. Wenn auch gemeinschaftlich würde es in seinen Besitz übergehen. Nur ein Hindernis trübte diese wunderbare Aussicht. Noch konnte sie seinen Antrag ablehnen.
Er stieß den Stuhl vom Schreibtisch zurück und drehte sich zum Fenster. Aber er schaute nicht hinaus auf die geschäftige Madison Avenue. Wie war das alles so außer Kontrolle geraten? Er dachte über alles nach, was in den letzten Wochen geschehen war und konnte keinen anderen Weg erkennen als den, den er eingeschlagen hatte.
Heirat. Das war ein riesiger Schritt. Sein Großvater würde ihn umbringen, wenn er auch nur eine Ahnung davon hätte, dass Marcus Avery nicht so liebte, wie ein Mann die Frau lieben sollte, die er heiratete. Aber für die Chance, das Gemälde zurückzubekommen, das rechtmäßig ihnen gehören sollte? Das Gemälde, das fast das Leben seiner Urgroßmutter zerstört und ihr schon in jungen Jahren solch unglaubliche Härten auferlegt hatte?
Avery musste seinen Antrag annehmen. Sie musste einfach Ja sagen.
Er schwang auf dem Stuhl wieder herum. Er musste Vorkehrungen treffen für den Fall, dass sie zustimmte – alles andere war ohnehin unvorstellbar, und daher musste er vorbereitet sein.
„Lynette?“
Seine Assistentin erschien an der Tür, als hätte sie nur auf seinen Ruf gewartet. „Ja, Mr Price?“
Es fühlte sich immer noch merkwürdig an, dass eine Frau, die vom Alter her seine Mutter hätte sein können, ihn so formell ansprach, während er ihren Vornamen benutzte. Obwohl er sie oft aufgefordert hatte, das zu ändern, weigerte sie sich.
„Ich möchte, dass Sie etwas für mich recherchieren.“
„Natürlich, Mr Price. Was kann ich für Sie tun?“
Das musste man ihr lassen, sie blinzelte nicht einmal, als er ihr den Auftrag gab. „Eine Heiratserlaubnis – für dieses Wochenende.“
„Sicher. Das wird nicht lange dauern.“
Und das tat es auch nicht. Zu seiner größten Freude präsentierte sie ihm kurz darauf alle Informationen, die er für die Hochzeit brauchte. Er musste nur noch die Papiere ausfüllen, die Gebühren zahlen – und das Ja von Avery bekommen.
Danach reservierte er für den Abend einen Tisch in seinem Lieblingsrestaurant im Theaterbezirk. Das Ambiente, das Essen, der Service – alles würde perfekt sein. Und es war gut zu wissen, dass es ein paar Dinge gab, die er sicherstellen konnte.
Seine Leidenschaft dafür, auf alles bis ins Kleinste vorbereitet zu sein, führte ihn in einen Juwelierladen, der auf antike Reproduktionen spezialisiert war. Er glaubte nicht, dass Avery die Art von Frau war, die einen modernen Ring bevorzugen würde. Alles an ihr sprach von subtiler Eleganz, unaufdringlich und gleichzeitig wunderschön. Den richtigen Ring zu finden, der ihre Vereinbarung besiegeln würde, war entscheidend. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken, dass sie ablehnen könnte.
Er wusste, dass er den perfekten Ring gefunden hatte, als er einen aus Platin entdeckte, in dem ein blau-weißer Diamant funkelte.
„Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?“ Ein älterer Mann in dunklem Anzug trat zu Marcus, der in die Vitrine blickte.
„Dieser Ring. Den würde ich mir gern einmal näher anschauen.“
„Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack, Sir.“ Der Mann schaltete den Alarm ab und öffnete die Vitrine. „Eleganz und außergewöhnliche Qualität.“
Er reichte Marcus den Ring und pries weiterhin dessen Vorzüge an, aber Marcus konnte nur daran denken, wie sehr ihn das Blau des Diamanten an die Farbe
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