Eine verlaessliche Frau
einem Rokoko-Konzertsaal spielen. Truitt bevorzugte Catherines schlichten Ausdruck, ihre fehlende Virtuosität.
Catherine und Truitt lagen in dem groÃen Bett in ihrem blauen Schlafzimmer. Antonio schlief weit entfernt von ihnen in einer Junggesellenwohnung, die er sich aus den alten Räumen seiner Mutter geschaffen hatte. Mit einem Ankleidezimmer. Einem prächtigen Wohnzimmer, für das er sich Möbel aus dem ganzen Haus zusammengesucht und für das Truitt auÃerdem ein Klavier aus Ebenholz bestellt hatte. Und mit einem Schlafzimmer, das groÃ, prachtvoll und voller Wandteppiche war.
Im Dunkeln spürten sie, wie seine Blicke auf ihnen ruhten. In die Art, wie sie miteinander umgingen, war eine neue Stille, eine neue Einfachheit hineingekommen. Es war Liebe, dachte Catherine. Es war das, was normale Leute miteinander hatten, wenn die Leidenschaft vorüber war. Nachdem sie sich geliebt hatten, sprachen sie leise miteinander. Sie sprachen über alltägliche Dinge, über seine Geschäfte, Mrs. Larsen und ihre stille Trauer, über den Ehemann, den sie nie wiedersehen würde und für dessen Pflege Truitt bezahlte. Ãber den Garten, für den täglich neue Pflanzen eintrafen. Nie sprachen sie über Truitts Krankheit, so als hätte es sie nie gegeben.
»Er erinnert mich so sehr an Emilia. An ihre Augen und ihren Mund, mit diesem dunklen Haar. Ein Italiener.«
Catherine setzte sich im Bett auf und starrte auf das fahle Licht des neuen Monds, das durch das Fenster fiel.
»Wie ist sie eigentlich gestorben?«
Sie konnte sein Schweigen neben sich fühlen. Er war immer noch schwach, und es gab immer noch Augenblicke, in denen er nicht wusste, wo er war, wer sie war oder wo sie wohnten. Sein Körper war mit Narben bedeckt, einer stillen Mahnung an ihre Missetaten, ihre Tröstungen und seine Vergebung.
»Ich habe sie umgebracht.«
Der Mond schien so weit entfernt zu sein. Der Winter war so lang gewesen, und sie konnte sich nicht mehr an eine Zeit erinnern, in der nicht Winter geherrscht hatte. Sie konnte sich nicht mehr an ihr Leben bis zu dem Moment, als sie aus dem Zug und ins Blickfeld von Ralph Truitt getreten war, erinnern. Sie konnte oder wollte sich nicht daran erinnern, auÃer durch die Anwesenheit von Antonio, der wie eine Katze durchs Haus schlich und sie Tag und Nacht beobachtete.
»Das kann ich nicht glauben. Das glaube ich nicht.«
Truitt setzte sich im Bett auf und ergriff ihre Hand. »Ich werde es dir nur einmal erzählen. Wenn ich damit fertig bin, wird ihr Name in diesem Haus nicht mehr genannt werden. Ich habe sie umgebracht. Ich habe sie sterben lassen.
Sie war mit Moretti nach Chicago gezogen. Sie war meine Frau. Es gab keine Scheidung, keine gerichtliche Regelung von Ansprüchen. Sie war Katholikin, und die taten so etwas nicht. Ich hatte ihr Kind, ihren Jungen, unter meinem Dach wohnen, und sie war meine Frau, und ich spürte jedes Mal einen Schmerz, wenn ich an sie dachte, aber ich wusste, wo sie war, und ich hörte die Geschichten. Jeder in der Stadt hörte die Geschichten, und ich schämte mich, aber ich machte einfach weiter, und natürlich redete niemand darüber, jedenfalls nicht mit mir.
Ich schickte ihr Geld. Sie war nicht mittellos. Ich schickte ihr Geld, und sie hatte einen Lebensstil, den ich abscheulich fand, aber ich schickte es ihr trotzdem weiterhin, weil sie meine Frau war, weil mir Franny nachging und weil ich ihren Jungen hatte und weil ⦠weil ich nicht wollte, dass sie völlig verkam.
Dann verlieà Moretti sie. Er verlieà sie wegen einer reichen Witwe mit einem groÃen Haus, die blind für seine Untreue, seine Affektiertheit und seinen Mangel an Talent oder Charme war. Emilia â¦Â« Als er ihren Namen aussprach, konnte sie den Schmerz in seiner Stimme hören. »Emilia nahm sich eine Reihe von Liebhabern, alle waren jung und alle nutzlos, sie liefen in Chicago herum und erzählten, sie hätten eine Gräfin gehabt, eine echte Gräfin, und beschrieben dann in den Bierhallen, was sie alles bereitwillig mitgemacht hatte. Sie war ja immer noch schön.
Sie hat nie an Antonio geschrieben. Sie ist nie gekommen, um das Grab ihrer Tochter zu besuchen. Sie hätte etwas anderes wählen können. Sie hätte etwas anderes als diese Prozession von jungen Nichtsnutzen wählen können, etwas mit Güte, etwas mit Ehre, ein Haus führen können, in das sie
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