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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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konnte es auch nicht mehr lange weitergehen. Nicht einmal Truitts Geduld war endlos.
    Antonios Wut wuchs in dem Maße, in dem Ralph kräftiger wurde. Auf seine aschfahlen Wangen war die Farbe zurückgekehrt. Ihm wurde nicht mehr schwindlig, wenn er die steile Treppe zum Haus hochstieg. Sein Schlaf wurde nicht mehr von den alten Ängsten gestört. Die Gespenster waren fort.
    Abends las sie den beiden am Kamin Whitman und andere amerikanische Dichter vor.
    Â»Mein Gott. Ist das langweilig. Hast du irgendeine Vorstellung, wie langweilig das ist?«
    Nachts, während Ralph und sie sich im blauen Schlafzimmer liebten, dachte sie an Antonio, der in seinen Räumen, die fernab lagen, auf und ab ging, Brandy trank und Zigarren rauchte, und sie konnte seinen Zorn spüren und wusste, dass dieser Zorn zu etwas Schrecklichem führen würde, etwas, das sie sich weder vorstellen noch beschreiben könnte. Sie versuchte, Truitt zu warnen, aber er wollte nicht auf sie hören.
    Â»Er wird alles zerstören. Er ist eine Gefahr für dich.«
    Â»In seinem Alter war ich genauso. Ich war unruhig, gelangweilt und voller Hass. Vielleicht ist er das Kind seiner Mutter. Vielleicht wird er sich nie auf das hier einlassen. Vielleicht ist er aber auch mein Sohn. Ich wollte auch nie aufhören. Die Verachtung. Der ganze Hass. Ich muss es einfach versuchen.«
    Ralph nahm Antonio mit zur Fabrik, erklärte ihm geduldig, wie das Erz geschmolzen wurde, zeigte ihm die verschiedenen Formen, zu denen man das glühend heiße, geschmolzene Eisen verarbeiten konnte. Antonio beleidigte die Arbeiter und lachte über ihre anstrengende Arbeit.
    Das Einzige, wofür er sich wirklich interessierte, war Catherine, die er immer Mrs. Truitt nannte. Wenn Ralph fort war, wenn er sich schließlich aus dem Bett gewälzt hatte und sie schon beim Mittagessen saß oder mit Mrs. Larsen über das Abendessen sprach, schlich er wie eine Katze ins Zimmer und tauchte plötzlich neben ihr auf, stand ihr im Weg, nahm sie in Anspruch, wenn sie seine Anwesenheit fast schon vergessen hatte.
    Â»Mrs. Truitt …«
    Â»Nenn mich bitte nicht so.«
    Â»Du bist die Frau meines Vaters. Wie soll ich dich denn sonst nennen?«
    Â»Catherine.«
    Â»Niemals. Mrs. Truitt, denk mal, was für einen Spaß wir haben könnten. Das ganze Geld. Es ist genug Wein für ein ganzes Jahr da. Diese ganzen Zimmer, wir könnten Leute einladen, die wir kennen, unsere Freunde …«
    Â»Antonio. Es gibt kein ›wir‹. Nicht mehr. Das musst du endlich einsehen.«
    Â»Und du musst endlich dafür sorgen, dass er stirbt.«
    Â»Das mache ich nicht. Ich kann es auch gar nicht. Ich habe das Gift gar nicht mehr.«
    Â»Davon gibt es genug. Ich werde nach Chicago fahren. Ich werde ihnen erzählen, dass es in dem Haus von Ratten wimmelt.«
    Sie sah aus den Fenstern des Esszimmers und über die Weide bis zum Fluss hinunter. Das Eis war bereits brüchig. Die Kinder kamen nach der Schule nicht mehr zum Schlittschuhlaufen. Der Winter würde nicht mehr lange andauern.
    Â»Ich werde es nicht tun. Ich habe es dir schon hundert Mal gesagt. Er ist mein Mann. Du hast jetzt schon alles, was du überhaupt nur wollen kannst.«
    Â»Ich langweile mich.«
    Â»Dann fahr nach Chicago. Spiel mit deinen Freunden.«
    Â»Ich habe keine Freunde in Chicago.«
    Â»Es sind die gleichen Leute, wie die, die du in Saint Louis kennst. Sie unterscheiden sich nicht im Geringsten voneinander. Sie schlafen den ganzen Tag und trinken die ganze Nacht und spielen und gehen zu Huren und rauchen Opium. Genau das, was du magst. Du könntest dir Kleidung kaufen. Du hast sehr viel Geld. Truitt hat einen ausgezeichneten Schneider. Du könntest wie der Prinz von Wales leben.«
    Â»Das würde mir überhaupt keinen Spaß machen.«
    Â»Geh nach Europa. Das hat er auch getan.«
    Â»Und verschwinde für fünf Jahre?«
    Â»Er würde dir schicken, was immer du an Geld brauchst.«
    Â»Ich kann die Sprachen nicht. Ich mag keine Kirchen. Ich habe dir gesagt, was ich will.«
    Â»Und ich habe dir gesagt, dass du das nicht bekommst. Heute nicht. Niemals. Du wirst dich daran gewöhnen müssen.«
    Â»Du weißt, dass es nicht meine Sache ist, mich an irgendetwas zu gewöhnen.«
    Â»Ich flehe dich an. Lass mich allein, eine Stunde, einen Nachmittag.«
    Da ließ er sie dann allein, aber sie konnte seine

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