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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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Wasser. Sie liebte das bunte Glas in den Fenstern. Sie liebte es, wie die Dienstmädchen sich mit ihr beschäftigten, ihr diese unglaublichen Kleidchen anzogen. Die Näherin kam aus Frankreich und wohnte bei uns im Haus, und vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang tat sie nichts anderes, als diese Kleider für Emilia und mein kleines Mädchen zu nähen.
    Das Haus war immer voller fremder Leute. Es machte Emilia glücklich, und sie kamen von überall her. Sie hat keine Minute mehr mit ihrer Tochter verbracht. Ab und zu brachte sie sie mal nach unten, ausstaffiert wie eine Märchenprinzessin, und zeigte sie wie ein Äffchen herum.«
    Catherine sah sich selbst, wie sie in den Gängen des Hauses, das er beschrieben hatte, herumlief, ihre Gäste anlächelte, die sich, wenn sie an ihnen vorüberging, verbeugten, Herzöge und Herzoginnen und reiche Leute und Schauspielerinnen, Leute, denen Eisenbahnlinien gehörten und Araberpferde nur zum Reiten, nur zum Vorzeigen, und wie sie jeden Gegenstand auf jedem Tisch im Bewusstsein berührte, dass das alles ihr gehörte.
    Und irgendwo im Dunkeln das dumme Kind, und irgendwo im Licht das Klimpern von schöner Klaviermusik.
    Â»Sie ließ einen Klavierlehrer aus Italien kommen, noch einen Italiener. Ich habe nicht einmal nach seinem Namen gefragt. Ich wusste erst, als es zu spät war, dass das der eine zuviel war. Wir hatten noch ein Kind, einen Jungen, Antonio, wie sie ihn nannte, Andy. Er war dunkel wie sie, natürlich, sie alle sind es, und er war wie ein seltener Vogel, für den sie, um ihn zu bekommen, an den Amazonas gereist war. Ein Junge sollte nicht schön sein. So viel schwarzes Haar. So hübsch, schon, als er erst vier war. So haben wir gelebt, in diesem Haus, acht Jahre lang.
    Natürlich war sie mit ihm zusammen. War mit ihm zusammengewesen. Mit dem Klavierlehrer. Ich hätte es wissen müssen. Ich dachte, ich wüsste alles, aber das wusste ich nicht. Stellen Sie sich das vor. Das Flüstern und den Klatsch und die Spaziergänge im Garten, immer sprechen sie Italienisch, der Mann sitzt mit uns am Tisch, jeden Abend, isst mit uns zu Abend wie ein Gast, obwohl ich ihm jede Woche einen Scheck ausgeschrieben habe.
    Ich habe es nie wahrgenommen. Es nie kommen sehen. Sie war eine Gräfin. Ich sah, dass sie glücklich war, und es kostete mich ein Vermögen. Und doch wurde mein kleines Mädchen, mein süßes kleines Ding, jeden Tag größer, ihre Hände tasteten nach dem Licht wie eine Blinde, sie fand tastend ihren Weg.
    Und nach Antonio … nachdem Andy geboren worden war, schlief sie getrennt von mir, meine Frau. Jede Nacht in ihren eigenen Räumen. Sie kam nie zu mir. Ich habe sie nie berührt. Sie blieb die ganze Nacht auf, spielte Karten mit Huren und Narren und lachte mich aus. Manchmal begegnete ich ihr, wenn ich nach unten zum Frühstück ging, wie sie gerade die Treppe hochstieg, noch mit einem Champagnerglas in der Hand. Zigaretten rauchend.
    Sechs Jahre lang habe ich das ertragen. Ich habe sie nie berührt. Dann habe ich sie gesehen. Meine Frau. Den Musiklehrer. Ich ging in ihre Wohnung. Ihre Räume. Ich wollte ihr bloß eine Frage stellen. Stellen Sie sich das vor. Sie sahen nicht einmal besonders überrascht aus, und sie sahen auch nicht so aus, als hätten sie besonders viel Spaß, aber sie hatten es zu dem Zeitpunkt schon jahrelang so gehalten. Das hatte schon vor der Geburt meines Sohnes angefangen, verstehen Sie? Es war wie eine alte Gewohnheit. Ich weiß noch, wie er mich in meinem Haus ansah, als wäre ich der Eindringling und als wäre er da, wo er hingehörte, zwischen die nackten Beine meiner Frau. Und alle hatten es gewusst. Alle hatten es gewusst, nur ich nicht.
    Ich habe sie geschlagen, und ich habe ihn fast umgebracht, und ich habe sie rausgeworfen. Ich trieb sie aus dem Haus. Mein kleines Mädchen breitete ihre Arme aus und sah, wie ihre Mutter davonging. Ich habe die Diener, die Hausmädchen, die Gärtner und die Kutscher mit ihren bestickten Mänteln rausgeschmissen. Ich habe Mrs. Larsen behalten, die damals noch ein junges Mädchen war. Sie ist nicht so alt, wie sie aussieht, denke ich, aber das alles ist jetzt schon lange her. Ich habe das Haus genauso gelassen, wie es war, weil ich nicht wollte, dass Franny noch etwas verliert, aber es kam niemand mehr, niemand wurde mehr eingeladen, und niemand kam.
    Ich hasste Antonio. Er

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