Eine verlaessliche Frau
Lockvogel als auch das Instrument, um Truitts tiefen Wunsch zu erfüllen. So närrisch, wie er war.
Von nun an bestand für sie kein Zweifel mehr, dass Truitt ein sentimentaler Narr war und dass er nie auf die Idee kommen würde, dass Catherine eigene Wünsche hegen könnte, wenn sie plötzlich mit etwas derart Phantastischem konfrontiert wäre.
Na also. Zumindest hatte sie sich bedeckt gehalten. Zumindest könnte niemand ihr Benehmen in Frage stellen. Selbst wenn Malloy und Fisk ihr folgten, gäbe es für sie nichts zu berichten.
Sie war über die MaÃen entzückt und erstaunt über ihre eigene Schlauheit. Es gab keinen Plan, den sie nicht durchschaut hätte. Es gab kein Ergebnis, das sie nicht zu ihrem eigenen Vorteil gestalten konnte. Indem sie Truitt zu ihrem Komplizen machte, machte sie sich selbst zur Heldin ihres eigenen Komplotts, und sie verspürte eine Freiheit und eine Gier, wie sie sie noch nie empfunden hatte. Zunächst war sie noch unsicher gewesen, inwieweit sie sich auf Truitt verlassen konnte. Jetzt wusste sie, dass sie ihn im Griff hatte.
In der Abenddämmerung ging sie durch die StraÃen, ihren Persianermantel hatte sie am Hals fest zugezogen, und ein Schleier verbarg ihr Gesicht. Sie sah sich prüfend um, um sicher zu sein, dass sie nicht verfolgt wurde, obwohl es jetzt kaum noch von Bedeutung war. Sie ging an den Reihenhäusern vorbei, bog in die StraÃe mit den schäbigen Bretterbuden ein und stand vor seinem roten Haus.
Er würde sich gerade ankleiden. Er würde noch warm vom Baden sein, und seine Kleider lägen ausgebreitet auf dem Bett. Er würde das Klopfen an der Tür hören und schnell die Opiumpfeife oder die Spritze weglegen oder was auch immer er gerade brauchte, um sich zu betäuben, seine Phantasie anzuregen und seine Musik machen zu können und was nie sehr weit auÃer Reichweite war. Er würde das Klopfen hören, und er wäre schon bereit für sie. Er würde schon wissen, wer da war, bevor er überhaupt die Tür öffnete.
Sie klopfte. Er öffnete. Er starrte sie lange an, und dann war seine Zunge in ihrem Mund, so feucht und salzig wie eine Auster. Er zog sie hinein, stieà die Tür mit dem Fuà zu und küsste sie mit einer Wildheit, die ihr vertraut war.
Er schob seinen Finger unter ihren Mantel und unter den Kragen ihres Kleides und berührte die pulsierende Ader an ihrer Kehle. Sie zerrte an seiner Kleidung, die schon lose hing und aufgeknöpft war, weil sie unbedingt die weiche, weiÃe Haut seiner Brust berühren wollte und seinen festen, flachen Bauch, der sich unter ihrer Hand seidig anfühlen würde. Seine Haut fühlte sich brandneu an, als wäre sie noch nie berührt worden.
Die ganze Zeit über küsste er sie, presste seine Lippen auf ihre, hatte seine Zunge in ihrem Mund und an ihren Zähnen, und ihre Zunge war in seinem Mund, glitt über seinen Mund, spürte seinen Gaumen, schmeckte die Ausschweifungen der vergangenen Nacht, den Champagner, die Zigarren und den schalen Atem, schmeckte ihn, und ihr Verstand setzte aus, ihre Haut begann zu brennen, und sie war verloren, wieder verloren, im Glanz dessen verloren, wer und was er war, in der Gewalt seiner Seele. Nichts war von Bedeutung. Es gab keine Zeit mehr. Es gab keine Hitze oder Kälte oder Vergangenheit oder Zukunft mehr. Es gab nur dies, ihre Hand auf seiner Haut, ihren Finger in seinem Nabel, ihre Hand unter seinem Gürtel, seinen Finger an ihrer pulsierenden Ader.
Ihr Blut war nur noch Wasser. Ihre Augen waren blind. Sie war nicht mehr Catherine. Sie war überhaupt niemand mehr. Niemand wusste, wo sie war. Niemand würde je erfahren, wo sie gewesen war. Sie befand sich jetzt im Königreich der Berührungen, und für sie war es die reine Ekstase.
Sie liebten sich, als würde jemand dabei zusehen. Ohne Decke und sich ihrer eigenen Bewegungen immer bewusst, ihrer eigenen Zärtlichkeiten, als täten sie das alles vor den Blicken eines anderen, als wäre es eine Demonstration der Mühelosigkeit, mit der man die Freuden des Körpers zelebrieren konnte. Sie war auf seinem Bett, ihre Kleider lagen unordentlich auf dem FuÃboden, und auch er war nackt, sie lag seitlich auf dem Bett, als hätte sie keine Knochen, und er bewegte sich über und auf und an ihr, und seine Zunge brachte sie so schnell und so heftig zum Orgasmus, dass sie immer noch ganz von Wärme und
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