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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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Sie sind zu klein. Sie würden Alice passen. Sie sind hoffnungslos aus der Mode, wie aus einem Museum. In ihrer Frisierkommode ist eine Schmuckschachtel. Perlen und Smaragde und Rubine. Reife aus Diamanten, die man im Haar trägt. Eine Uhr mit Diamanten. Dinge, die sie vergessen hat oder nicht mitnehmen konnte, als sie fortging.«
    Â»Er hat meine wunderbare Mutter geschlagen. Er hat sie geschlagen, bis sie blutete. Sie wusste doch kaum, was sie tat. Sie ist nur mit den Sachen, die sie gerade am Leib trug, fortgegangen, sonst hat sie nichts mitgenommen.«
    Â»Es ist alles immer noch da.«
    Â»Und Alice will ich nicht. Nicht in meiner Nähe, nirgendwo.«
    Es ermüdete sie, die Geschichte zu erzählen. Es ermüdete sie, ihn zu trösten. Er war immer noch ein Junge, ein kleiner Junge, der in seiner Kindheit stehen geblieben war und der diese Kindheit niemals wiederbekommen würde. Sie wusste das. Sie wusste, dass der Tod des Vaters, die mit Diamanten besetzten Haarreifen und sein ganzer gefühlloser, lüsterner Überdruss ihm nie wieder das würde zurückgeben können, was er verloren hatte, denn was er verloren hatte, war die Zeit, und was er noch besaß, war die Wut.
    Er wusste das auch. Er versuchte, sich zu erinnern. Er versuchte, sich an seine Schwester und an seine Mutter zu erinnern, und nichts fiel ihm ein. Seine Wut war der heiße ruhende Pol, auf dem sein ganzes Leben fußte.
    Â»Er vermisst dich aus ganzem Herzen. Es tut ihm leid, was er getan hat. Der Schmerz darüber geht nie vorbei.«
    Â»Glaubst du, mein Schmerz geht vorbei? Glaubst du, mir gefällt dies hier, dies Leben?«
    Sie musste bei jedem Schritt vorsichtig sein, wie eine Seiltänzerin im Zirkus.
    Nachts konnte er nicht schlafen. Sein Herz klopfte, und das Blut in seinen Schläfen raste. Er verspürte einen inneren Druck und warf sich hin und her, bis es draußen zu hell war, um im Bett zu bleiben. Wenn er es nicht länger aushalten konnte, wählte er die Bewusstlosigkeit, das Morphium, das Opium, den Wein, aber er wachte wieder auf und fühlte sich nicht ausgeruht.
    Er fühlte, dass seine Seele, seine Wut, sich auf seinem Gesicht abzeichnete. Er stellte sich vor, wie seine Gesichtshaut aufplatzte und der Eiter seiner Wut an seinen feinen hohen Wangenknochen herunterlief.
    Er aß nur gerade genug, um am Leben zu bleiben, und dann nur höchst exquisite Sachen. Austern und Champagner. Wachteln und Kaviar. Melonen, die außerhalb der Saison aus Südamerika herbeigeschifft wurden. Parmaschinken. Dinge, die wie die Zärtlichkeit einer lange verstorbenen Frau wirkten, einer Frau, von der er glaubte, dass sie ihn als Kind geliebt hatte.
    Er hatte Sex, weil er schön war. Es war die Last der Schönheit, sie zur Verfügung zu stellen. Er hatte Sex, weil es während des Geschlechtsaktes einen Moment gab, in dem er vergaß, wer er war, in dem er alles vergaß, seinen Vater, seine Mutter und seine kleine Idiotenschwester, in dem er die Schläge und Flüche vergaß, die Ralph gegen sein eigenes Fleisch und Blut geschleudert hatte. Ralph, kalt und nüchtern, nüchtern und kalt, wieder und wieder, der ihn in die Hölle verwünschte, und er ein Kind von acht Jahren, als es begann. Beim Sex hörte er auf zu denken und war nur noch Dasein, Bewegung, Lust und Können. Er lebte in einem sexuellen Rausch, weil er manchmal hinterher ein oder zwei Stunden schlafen konnte.
    Â»Erzähl mir nicht mehr davon. Rede nicht mehr von ihm.«
    Â»Was immer du willst.«
    Catherine war eine Ausnahme, die Frau, zu der er immer und immer wieder zurückkehrte. Die Frau, die alles verkörperte, was er von Liebe wusste. Sie war vom Leben verwüstet worden, und ihr Gesicht war immer noch schön und ihr Körper von Krankheiten unberührt. Sie wusste, worauf sie sich einließ. Sie konnte in seine Seele schauen und wurde nicht vom Feuer versengt.
    Alice war eine andere Ausnahme. Eines Abends hatte er sich betrunken, als Catherine fort war, um seinen Vater zu heiraten, und er hatte Alice entdeckt, als er im Morgengrauen nach Hause gestolpert war. Sie stand da, stand da wie eingefroren an der Ecke einer dunklen Straße, und er hatte sich ihr genähert und zwei Worte zu ihr gesagt. Sie hatten schneller Sex miteinander, als es dauern würde, den ersten Satz der Mondscheinsonate zu spielen. Sie hatten kein einziges Wort gesagt, so als wäre er einfach zu

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