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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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gelangweilt und Alice schlicht und ergreifend stumm.
    Â»Ich weiß, wo sie ist.«
    Â»Wo?«
    Â»Alice. Sie ist in Wild Cat Chute.«
    Catherine wandte sich ab und bedeckte das Gesicht mit ihren Händen. Tony Moretti lächelte.

15. KAPITEL
    â€¢ • •
    A lice.
    Als Catherine Land acht Jahre alt war, nachdem ihre Mutter an der Influenza gestorben und Alice gerade alt genug war, um laufen zu lernen, verlor ihr Vater den Verstand. Er konnte das Sonnenlicht nicht mehr ertragen, konnte das Gefühl von Kleidung auf seiner Haut nicht mehr ertragen, konnte den Geschmack von Speichel in seinem Mund nicht mehr ertragen, wenn er nicht mit billigem Fusel versetzt war. Er verlor seine Arbeit und seine Freunde.
    Eines Tages hatten sie kein Geld mehr. Eines Tages hatten sie kein Haus mehr. Ihre Möbel, die Möbel ihrer Mutter, lagen in einem Haufen Schnee auf der Straße.
    Und dann starb er, das auch noch. Es dauerte sechs Jahre. Catherine ging nicht mehr zur Schule, weil sie nirgendwo lange genug blieben, um zur Schule zu gehen, und weil niemand auf das Baby aufpassen konnte.
    Ihr Vater starb natürlich an seiner Trunksucht. Er trank sich zu Tode, aber Catherine wusste insgeheim, dass er an gebrochenem Herzen starb. So etwas geschieht. Sie wusste es, und sie beobachtete es, und es war nicht schön oder romantisch oder traurig. Es war erbärmlich und dumpf und hart, wie Pferde, die einen Karren durch den Dreck ziehen.
    Und dann hatten sie niemanden mehr. Dann hatten sie keinen Ort, wo sie hinkonnten. Catherine war erst vierzehn, Alice sieben.
    Sie gingen zum Armenhaus. Catherine führte sie durch den Hafen, bis sie zu dem düsteren Lagerhaus kamen, in dem sich die Ärmsten vor den Augen der weniger Armen verbargen. Alice ging in eine kleine Schule, eine wohltätige Einrichtung innerhalb einer wohltätigen Einrichtung, und sie brachte Catherine das Lesen bei. Catherine erledigte alle Arbeiten, die man ihr auftrug, sie wusch oder wischte die Böden auf Händen und Knien. Sie begann, kleine Näharbeiten zu erledigen, und sie wurde zu einer echten Könnerin, es war das Erste, was sie voller Stolz erledigen konnte.
    Während Alice in der Schule war, saß Catherine in einem kleinen Park in der Nähe des Hafens und sah zu, wie das Wasser im schwachen Sonnenlicht funkelte, und sie saß da und starrte bloß, bis eines Tages ein Mann kam und sich neben sie setzte, ihre Hand berührte und sie in sein billiges Hotelzimmer mitnahm, und sie entdeckte, was sie mit ihrem Leben anfangen, was aus ihr werden sollte und wie sie Alice retten konnte.
    Sie wusste nicht, was sie da eigentlich tat. Sie wusste nicht, warum er gefragt hatte oder warum sie tat, worum er sie gebeten hatte. Es bedeutete ihr nichts.
    Sie begriff, dass ihr Körper ihre Bank war, er war alles Geld, das sie hatte. Er war alles, was sie je brauchen würde.
    Sie arbeitete, sie lernte lesen, und abends, bevor sie die Türen verschlossen, wanderte sie im Hafen herum und machte ein bisschen Geld auf die einzige Art, die ihr zur Verfügung stand, Sex in Hauseingängen, in riesigen Schiffskisten, auf einem Haufen Mäntel im Hinterzimmer einer Bar.
    Manchmal blieb Catherine die ganze Nacht weg, ging von Mann zu Mann, während die Stunden erbarmungslos vergingen, und kehrte erst am Morgen zurück, wenn sie die großen Doppeltüren aufsperrten. Ihr Körper schmerzte, als hätte sie die ganze Nacht Böden geschrubbt.
    Während Alice ihre Buchstaben und Zahlen lernte, erkannte Catherine ihre Macht im Hunger der Männer. Macht über sie, über ihre Lust, die Macht, ihre Schwester zu retten. Sie wusste jetzt, dass sie Alice in Sicherheit bringen konnte, sie von den Ratten und Läusen und den schwachköpfigen Kindern mit ihren kleinen Mündern fernhalten konnte, die ebenfalls verwahrlost waren. Zumindest waren Alice und sie einmal geliebt worden, an einem Ort, der ihr wie ein Traumland erschien.
    Sie lag in fremden Betten und stellte sich das Haus vor, in dem Alice und sie wohnen würden, wenn sie Geld hätten. Und dort wären sie dann rundum glücklich und sich selbst genug. Das Haus wäre die ganze Zeit blitzsauber, und selbst im Winter würde das Sonnenlicht durch die Fenster hereinströmen.
    Sie war sechzehn. Als sie genug Geld hatten, brachte sie sie nach Philadelphia. Sie zog in ein Zimmer in einer Baracke am Schuylkill. Catherine kam immer spätabends nach Hause und

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