Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
Vom Netzwerk:
parfümierten Kleider, rief ihr alles wieder ins Gedächtnis, und sie wollte wieder bis mittags im Bett liegen, sie wollte das Gelächter und die schmutzigen Witze, die schlüpfrigen Lieder und den Sex mit Männern, die sie anschließend nie wiedersah, das Klimpern der Münzen in ihrer seidenen Geldbörse, den Kitzel des Champagners, die klebrige Süße, nachdem die Kohlensäure weg war, den grässlichen Geschmack im Mund am nächsten Morgen, Opium und Champagner. Die Nächte im ersten Stock mit den anderen Frauen, in ihrer Unterwäsche mit den seidenen Bändern, wenn sie sich gegenseitig träge streichelten und die ganze Nacht gelassen und leichthin über die Dinge redeten, die noch geschehen würden, und weniger gelassen und leichthin über die Dinge, die schon geschehen waren, und irgendwie war alles völlig in Ordnung so. Sie wollte an einem Sonntagmorgen im Bett liegen und über die Bekanntschaftsanzeigen lachen und nicht die erblicken, die Ralph Truitt aufgegeben hatte, und dann den Namen erkennen und ihn laut Antonio Moretti vorlesen und das Glitzern in seinen Augen erkennen, als er sich die Zeitung schnappte. Sie wünschte, nicht den Tag damit verbracht zu haben, dass sie laut darüber nachdachte, was sie wohl mit dieser traurigen Information anfangen könnte. Ralph Truitt. Bloß ein Name, das Ende einer alten Geschichte.
    Sie konnte nicht mehr zurück. Und wenn sie es könnte, wohin zurück sollte sie gehen? Zurück in eine Kutsche mit ihrer eigenen lieben Mutter in einem sommerlichen Gewitter mit Kadetten? Zurück zu den lieben Augen ihrer eigenen kleinen Schwester? Zurück zu den Augenblicken, bevor irgendetwas von all diesen Dingen geschehen war?
    Sie schloss den Schrank. Sie wusch sich sorgfältig mit dem Wasser aus dem Steingutkrug, und sie dachte nicht mehr nach. Sie wusch sein Geschlecht von ihrer wunden Haut ab, schwelgte in allem und bereute nichts.
    Sorgfältig legte sie ihre damenhafte Verkleidung wieder an, ging ohne Furcht durch die dunklen Straßen in den Gegenden von Saint Louis, durch die niemand ohne Not ging, und schlief wie ein unschuldiges Mädchen in ihrem schmalen Bett im Planter’s Hotel, und das Zwitschern ihres Vogels begleitete sie zu den Engeln.

14. KAPITEL
    â€¢ • •
    S ie konnte sich nicht bremsen. Es war wie eine Droge, von der sie sich zu lange ferngehalten hatte. Sie schrieb an Truitt. Sie sagte ihm, dass sie Fortschritte mache, aber dass es nur langsam vorangehe. Sie versprach ihm, dass Andy, wie sie ihn in ihren Briefen nannte, nach Hause kommen würde.
    Jeden Tag ging sie zu Antonio. Sie hatte keine Angst mehr vor Fisk und Malloy. Sie entdeckte sie nie. Sie nahm an, dass sie irgendwo im Dunkel herumlungerten, aber sie war schon zu weit gegangen, als dass es sie jetzt noch kümmerte.
    Sie schlief mit Antonio, manchmal zehn heftige Minuten lang und manchmal, bis sich die Dunkelheit wieder in Helligkeit verwandelte und wieder in Dunkelheit, und dann holte sie ein Kleid aus dem Schrank, und sie gingen aus. Sie aßen Austern und tranken Champagner.
    Abgesehen von seiner speziellen Obsession für Truitt, hatte er einen kindlichen und unverwüstlichen Charme. Er gab ihr das Gefühl, wieder ein Mädchen zu sein, in einer Zeit, als alles noch frisch und möglich erschien. Wieder und wieder erzählte er die Geschichte seiner Irrfahrten, erzählte von den komischen Eigenheiten der Leute, die er dabei kennen gelernt hatte, und immer wirkte alles neu und unschuldig, die endlosen Abenteuer eines Jungen, der nie erwachsen wurde. Sein Gelächter war wie klares Wasser, das im Sonnenlicht funkelte und im Wald im Frühling über die Felsen sprudelte.
    Er brachte sie zum Lachen. Mit Truitt lachte sie nie. Truitt war vieles, solide und gut, aber nie hatte sie gelacht.
    Weil er ihr manchmal in der Nacht davon erzählte, wenn sein Schutzpanzer fiel, wenn er nackt und schmal und schließlich verletzlich in ihren Armen lag, wusste sie auch, dass es in Wirklichkeit meist ein langer und einsamer Kampf um den nächsten Dollar oder die nächste Frau gewesen war – ein junger Mann ohne einen Penny, allein auf der Welt, ohne Mutter oder Vater, ohne ein Zuhause, in das er zurückkehren konnte –, aber wenn er mit ihr zusammen bei Austern und Champagner saß, dann war es so, als wäre sein Leben immer voller Sonnenschein und sauberer Laken gewesen.
    Er sagte ihr, wie

Weitere Kostenlose Bücher