Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
Vom Netzwerk:
hatte. Diese Kleider waren nur traurige Erinnerungen, wie die schmutzigen Teller nach einem Abendessen, das sie mit Genuss eingenommen hatte.
    Â»Entbinde mich von meinem Versprechen. Ich kann es nicht einhalten. Ich werde es nicht können.«
    Â»Du wirst was nicht können?« Er lehnte sich, schlank, muskulös und schön, in einer Chaiselongue zurück, seine Schuhe waren poliert und elegant.
    Â»Ich werde Truitt nicht töten.«
    Er lächelte. »Doch, das wirst du. Hör mir mal zu, Catherine. Du bedeutest mir eine Menge, aber nicht so viel, wie du glaubst. Es gab eine Zeit, da warst du mir der Mond und die Sterne. Weißt du noch? Wie wir im Morgengrauen nach Hause kamen, bis nachmittags schliefen und uns liebten, wenn die Sonne unterging? Mein Körper, dein Körper, im Glanz des Zwielichts und der chinesischen Laternen. Du hast mich in dieser Bar entdeckt, einen harten kleinen Jungen, und du hast mich gelehrt, mich anmutig und schön zu fühlen und vor Liebe platzend. Wir könnten das wieder haben. Wir könnten das für immer haben. Und das werden wir. Raus aus dieser schmutzigen Stadt, fort von diesen kalten und kaltschnäuzigen Menschen. Wir werden ein Leben voller Musik und Luxus und endloser Freuden führen. Du hast mir ein Versprechen gegeben. Für uns. Ich verlasse mich darauf, dass du es hältst.«
    Â»Ich kann es nicht. Er ist ein guter Mensch, Tony.«
    Â»Dann liebst du also jetzt ihn?«
    Â»Nein. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt jemanden liebe, aber wenn, dann liebe ich dich. Es kommt mir so vor, als hätte ich dich schon immer geliebt.«
    Â»Warum dann also?«
    Â»Er hat sich mit ehrlichem Herzen auf diese ganze Sache eingelassen, und er hat es nicht verdient. Komm nach Hause. Er wird gut zu dir sein. Er ist gut zu mir.«
    Â»Das interessiert mich nicht. Das Haus und sein Geld sind so lange ohne Wert für mich, wie er am Leben ist. Ich werde nicht warten, bis er von selbst stirbt. Ich werde nicht warten, während du in seinem Bett schläfst. Er hat meine Mutter umgebracht. Man gibt sich nicht die Hände und vergisst das einfach. Das vergisst man nicht.«
    Â»Wir haben unser Leben so gelebt, wie wir es uns geschaffen haben. Ich habe verloren. Du hast verloren. Diese Erinnerung, die du hast. Es war nur kurze Zeit so schön. Wir haben uns schlecht benommen. Gegeneinander. Und der Welt gegenüber. Es ist vorbei. Wir sind fertig damit. Es muss aufhören.«
    Â»Das wird es auch. Es wird in dem Augenblick aufhören, in dem Truitt tot ist. In dem Augenblick, in dem du mir die Nachricht schickst, dass Truitt tot ist, ist dies alles hier vorbei. Ich werde lammfromm sein. Wir werden alles haben.«
    Â»Ich habe alles. Ich habe mehr, als ich verdiene.«
    Er sprang von der Chaiselongue auf. Er packte sie am Handgelenk und sah sie mit stählerner Wut an. »Es ist mir scheißegal, was du hast. Du kommst völlig zerknirscht hierher, vor Reue überfließend, verändert, wie du sagst, wie irgendein Bauerntrampel, der Jesu Antlitz in einer Kartoffel erblickt hat, und du glaubst, du kannst nach Wisconsin fahren und die kleine Ehefrau in einer Stadt sein, die man nach meinem Großvater benannt hat, und nichts von alledem hier wäre je geschehen. Du glaubst, du hast dir deine Freiheit erkauft. Aber so lange ich lebe, wirst du nie frei sein, und du wirst tun, was du versprochen hast. Du wirst tun, was ich dir sage. Und weißt du, warum?«
    Sie wusste es. Sie wusste es genau, aber sie konnte es nicht ertragen, es auch noch zu hören. Sie zog ihr Handgelenk aus seinen schönen Händen, sie lief durchs Zimmer und befühlte wie ein Dummerchen ihre Kleider, den Stoff ihres alten Lebens, als wäre es eine Ausstellung im Japanischen Pavillon. Sie konnte ihn nicht ansehen.
    Â»Weil ich ihm, wenn du das nicht tust, einen Brief schreiben werde. Mehr bedarf es gar nicht. Einen Brief. Glaubst du, er möchte das hören? Glaubst du, er möchte hören, dass seine Frau seinen Sohn gefickt hat? Glaubst du, er möchte hören, dass seine Frau eine gewöhnliche Hure ist, die, seit sie fünfzehn ist, immer und immer und immer wieder das Gleiche getan hat? Was wird dann aus seiner Güte, aus seiner Menschenfreundlichkeit?«
    Â»Ich kann das nicht ertragen. Ich werde sterben.«
    Â»Bislang bist du nicht gestorben. Du wirst auch jetzt nicht sterben. Du stirbst nicht vor Scham.«
    Â»Ich werde

Weitere Kostenlose Bücher