Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
stöhnte, zügelte er das Tempo weiter und ignorierte die ungeduldigen Blicke seiner Männer. Plötzlich war er nicht mehr halb so darauf erpicht, ein Lager für die Nacht aufzuschlagen, wie sie. Emma hatte vielleicht den zermürbenden Tag im Sattel überstanden, aber er war sich nicht sicher, dass er eine weitere Nacht überstehen würde, wenn sie irgendwo in seiner Nähe schlief.
Er hatte gehofft, sein finsterer Blick würde Unterhaltungen unterbinden, doch es hielt Bon nicht davon ab, seinen Rotfuchs neben ihn zu lenken und dem in seinen Armen schlafenden Mädchen einen argwöhnischen Blick zuzuwerfen. »Ich nehme an, es ist nur gut, dass das Mädchen sich jetzt ausruht, nicht wahr?«
»Und warum sollte es das sein?«
Bon zuckte die Achseln. »Nun, nachdem ich mit angesehen hab, wie du ihr heute Morgen einen Kuss gestohlen hast, habe ich den schleichenden Verdacht, dass sie all ihre Kraft für die kommende Nacht brauchen wird.«
Nicht in der Stimmung für die Scherze seines Cousins – oder die köstlich verderbten Bilder, die sie in seinem Kopf heraufbeschworen – blickte Jamie weiter stur geradeaus.
Unbeirrt von seiner steinernen Miene fuhr Bon fröhlich fort: »Sie wehrt sich vielleicht anfangs und bockt, aber nachdem du sie erst einmal an den Sattel gewöhnt hast, kannst du sie lang und hart reiten. Wenn du merkst, dass dir die Knie schwach werden und du vielleicht Hilfe brauchst, möchte ich, dass du weißt, ich bin dein Mann. Du musst nur pfeifen, und ich bin nur zu gerne bereit …«
Jamies Hand schoss vor und schloss sich um Bons Hals, erstickte die Worte mitten im Satz. Emma mit seinem anderen Arm balancierend beugte er sich zu seinem Cousin, schaute ihn direkt an und sagte: »Ich weiß dein Angebot überaus zu schätzen, aber ich denke nicht, dass deine Dienste benötigt werden. Heute Nacht oder sonst wann.«
Er ließ Bon los, warf ihm einen Blick zu, um den ihn der Teufel persönlich beneidet hätte, griff wieder nach den Zügeln und konzentrierte sich auf den Weg vor ihm.
Bon sah ihn an, als habe er ein verkrüppeltes Kätzchen getreten, und rieb sich den Hals, den noch die Abdrücke von Jamies Fingern zierten. »Es besteht keine Notwendigkeit, so empfindlich zu sein. Man könnte glatt meinen, dass die Braut des alten Hepburn in seiner Gewalt zu haben einen Mann großzügiger machen würde.«
»Aye, das würde man denken, was?« Mit dieser rätselhaften Erwiderung klatschte Jamie mit den Zügeln seinem Pferd auf den Rücken, um dem hinterlistigen Glitzern in den Augen seines Cousins zu entkommen.
Es wäre für Emma schwieriger gewesen, weiter so zu tun, als schliefe sie, wenn Jamie Sinclairs breite Brust nicht so ein bequemes Kissen abgegeben hätte. Solange sie die Augen geschlossen hielt und ihre Muskeln nicht spannte, wurde sie durch jeden Schritt des Pferdes sacht in Jamie Sinclairs Armen gewiegt.
Sie war gerade rechtzeitig aus ihrem erschöpften Schlummer aufgewacht, um zu hören, wie er das geschmacklose Hilfsangebot seines Cousins in unmissverständlichen Worten zurückwies. Diese Zurschaustellung von brutaler Männergewalt hatte einen verräterischen kleinen erregenden Schauer über ihren Rücken gesandt. Unseligerweise folgte der Erregung sogleich eine Welle der Selbstverachtung.
Gleichgültig, wie zärtlich er sie hielt oder wie standhaft er sie verteidigte, sie konnte es sich nicht leisten zu vergessen, dass Jamie Sinclair ihr Feind war. Vielleicht versuchte er einfach, sie mit kleinen Freundlichkeiten zu verwirren. Statt sie in seinen Armen schützend zu halten, hätte ein anderer sie einfach an den Händen gefesselt und hinten an sein Pferd gebunden, sodass sie hinter ihm herstolpern musste, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Wenigstens wäre es dann leichter gewesen, den Mann zu hassen, dachte sie mit wachsender Verzweiflung, ihn dafür zu verabscheuen, dass er ein herzloser Schuft war.
Sie wäre ein entsetzliches Dummchen, Habgier mit Ritterlichkeit zu verwechseln. Jamie hatte bereits zugegeben, dass sie für ihn lebendig weitaus mehr wert war als tot. Wenn er versuchte, sie vor den lüsternen Absichten seiner Männer in Schutz zu nehmen, dann war es nur, um ihre Unschuld zu bewahren und seine Investition zu schützen, bis er Hepburn das Lösegeld abgeknöpft hatte. Sie bedeutete ihm nicht mehr als eine Zuchtstute, die man dem höchsten Bieter zuschlug.
Diese bittere Zurechtweisung bestärkte sie in ihrem Entschluss. Es würde schlicht nicht gehen, eine weitere Nacht
Weitere Kostenlose Bücher