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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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belegten, dass es einen schmalen Grat zwischen gut aussehend und hässlich gab.
    Malcolm – oder vielleicht war es auch Angus – nickte ernst. »Bon spricht die reine Wahrheit, Mylady. Himmel, erst letzte Woche hat er damit angegeben, wie er die Schankmagd in Invergarry behandelt hat.«
    »Das stimmt, Miss«, pflichtete ihm Angus – oder Malcolm, je nachdem – mit ebenso überzeugender Aufrichtigkeit bei. »Bon hat geschworen, er habe sie richtig behandelt, jawohl. Und nach dem Kreischen und Stöhnen zu schließen, das bis in die frühen Morgenstunden aus dem Heuboden im Stall drang, war das keine leere Prahlerei.«
    Die anderen Männer lachten und stießen einander an. Bon stöhnte und warf der Pistole, die sich nutzlos in seiner Hand befand, einen nachdenklichen Blick zu, als erwöge er, sich selbst zu erschießen, bevor sie es tat.
    Jamie verschränkte die Arme vor seiner Brust und räusperte sich. »Ich könnte dir nicht wirklich einen Vorwurf machen, wenn du Bon erschießen würdest. Hölle, ich hätte ihn selbst schon vor langer Zeit erschossen, wenn er nicht mein Cousin wäre.«
    »He!«, widersprach Bon und schaute ihn gekränkt an.
    Jamie sprach weiter, als wäre er nicht unterbrochen worden. »Wie auch immer, ich betrachte es als meine Christenpflicht, dich zu warnen, dass in der Pistole nur ein Schuss ist. Du kannst nicht uns beide erschießen. Ich fürchte, du wirst dich entscheiden müssen, meine Liebe.«
    Über den zärtlichen Ton seiner Stimme wütender als über jeden geschmacklosen Witz seiner Männer schwang Emma die Pistole wieder herum und richtete sie erneut auf sein Herz. »Ich bin nicht Ihr ›Mädchen‹. Und ich bin auch nicht ›Ihre Liebe‹.« Als sie ihm so gegenüberstand, die Schultern nach hinten gedrückt und das Kinn gereckt, merkte sie erstaunt, dass ihre Hand nicht länger zitterte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte sie sich völlig als Herrin ihres Schicksals. »Ich gehöre nicht zu irgendeinem Mann. Wenigstens noch nicht.«
    Sie hatte unbedachterweise angenommen, sie habe ihn entwaffnet, aber sie hatte seine wirkungsvollste Waffe außer Acht gelassen. Er legte den Kopf schief und musterte sie, dann verzog er seinen Mund zu dem trägen Grinsen, unter dem ihr ganz heiß wurde. »Wenn du es so behalten willst, fürchte ich, wirst du mich erschießen müssen.«
    Er ließ seine starken Arme sinken und kam auf sie zu. Obwohl die Mienen seiner Männer alles zwischen Ungläubigkeit und Beunruhigung widerspiegelten, hatte Jamie nur Augen für sie.
    Emmas Panik steigerte sich mit jedem Schritt, den er sich ihr näherte, mit dem sich der Abstand zwischen seiner Brust und der Mündung der Pistole verringerte. In dem Moment begriff sie, dass er ebenso ein Spieler war wie ihr Vater; sie stolperte rückwärts, spannte mit dem Daumen den Hahn.
    Trotzdem ging er einfach weiter, so entschlossen und furchtlos wie eine große Bergkatze, die eine Feldmaus jagte. Emmas Sichtfeld verringerte sich, bis sie jede einzelne Wimper sehen konnte, die seine leuchtend grünen Augen umrahmten. Augen, die für immer im Tod geschlossen sein würden, wenn sie ihre Drohung wahrmachte.
    Sie kniff die Augen zu, um sein Gesicht nicht länger sehen zu müssen. Dennoch sah sie klar vor sich, wie er in einer Blutlache lag. Konnte erkennen, wie die sonnengebräunte Haut ihren gesunden Schimmer verlor und Leichenblässe an ihre Stelle trat und er bleich und wächsern aussah wie eine Plastik auf einer Grabkammer.
    Ihre Finger spannten sich um den Abzug, aber in genau dem Augenblick, als sie abdrückte, spürte sie, wie ihr Arm zur Seite ruckte, als habe er einen eigenen Willen.
    Sie öffnete die Augen wieder und sah, dass Jamie noch aufrecht stand; zwischen ihnen lag eine scharf riechende Rauchwolke in der Luft. Mit Ohren, die immer noch von dem Widerhall dröhnten, hörte sie ihn anerkennend pfeifen, während er das zackige Stück Rinde betrachtete, das die Kugel aus dem Stamm einer nahen Birke gerissen hatte. »Nicht schlecht für einen Laien im Scharfschießen. Oder für eine Frau. Wenigstens hast du nicht mein Pferd erschossen.«
    Emmas Arm sank schlaff an ihre Seite. Ihre Schultern ließ sie enttäuscht sinken. Sie wehrte sich nicht einmal, als Jamie sich bückte und ihr die rauchende Pistole aus der Hand nahm. Er warf sie achtlos einem seiner Männer zu, damit er sich um sie kümmern konnte.
    Sie wappnete sich für den Hieb, der kommen musste, wusste, dass ihr offener Widerstand ihm praktisch keine Wahl

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