Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
in Jamie Sinclairs Gesellschaft oder in seinen Armen zu verbringen. Wenn sie hoffen wollte, seinen Klauen mit intaktem Stolz und Herzen zu entkommen, konnte sie es sich nicht leisten, in Ruhe abzuwarten, bis ihr Bräutigam entweder das Lösegeld für sie zahlte oder sie rettete. Ihr blieb schlicht nichts anderes übrig, als ihr Schicksal einmal mehr selbst in die Hand zu nehmen, sobald sich die Gelegenheit bot.
Und dieses Mal gab es keinen Platz für Versagen.
Wenn Sie noch einmal weglaufen, werde nämlich ich am Ende entscheiden, dass Ihre Tugend mir mehr wert ist als dem Earl.
Emma erschauerte, als Jamies Warnung ihr in den Ohren klang. Es war keine leere Drohung. Er besaß die Macht, sie zu ruinieren. Nicht nur für ihren Bräutigam, sondern auch für jeden anderen Mann. Wenn er sein Versprechen hielt, würde kein anständiger Mann sie noch wollen. Und keine anständige Frau würde Emma jemals wieder in ihrem Haus empfangen. Den Rest ihres Lebens würde sie wie ein Gespenst leben, das am Rande der Gesellschaft im Schatten weilte – verstoßen und unsichtbar.
Sie verspannte sich, als das Pferd stehen blieb. Auf das muntere Klirren von Geschirren und Zaumzeug folgten erleichterte Seufzer und fröhliche Scherze von Jamies Männern, als sie absaßen. Sie mussten schließlich doch noch beschlossen haben, das Lager für die Nacht aufzuschlagen.
Sie gähnte und regte sich, tat so, als sei sie eben erst aus tiefstem Schlaf aufgewacht. Sie hatten auf einem kargen Stück Moorland Halt gemacht, das auf der einen Seite hohe Bäume säumten. Ein zarter Nebelschleier schwebte dicht über dem Boden und schimmerte im sanften Mondlicht.
Emma rechnete halb damit, dass Jamie sie einfach auf die Füße stellte, so wie er es gestern Abend auf der Lichtung getan hatte, aber stattdessen hielt er sie vorsichtig auf dem Pferd, während er selber absaß, und zog sie dann in seine Arme.
Als er sie behutsam wieder hinstellte, glitt ihr Körper an seinem abwärts, Zoll um herausfordernden Zoll. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Sein kampfgestählter Körper war genau in demselben Zustand wie heute Morgen, als sie aufgewacht war – der Zustand, von dem er behauptet hatte, er sei schmerzhafter, als eine Pistolenkugel zwischen die Augen zu bekommen. Sie legte den Kopf nach hinten, um ihm in die Augen zu sehen, war nicht länger imstande, Schlaf oder gar Unschuld zu heucheln.
Sich überdeutlich seiner Männer bewusst, die nur wenige Fuß entfernt geschäftig um sie herumliefen, senkte sie die Stimme zu einem angespannten Flüstern: »Ich dachte, Sie hätten gesagt, das passiere nur am Morgen. Und dass es nichts mit mir zu tun hätte.«
Er blickte ihr tief in die Augen, und sein ausdrucksvoller Mund verriet noch nicht einmal den Anflug eines Lächelns. »Das war gelogen. Beides.«
Seine großen warmen Hände lagen immer noch auf ihren Rippen, die Daumen nur wenige Zoll entfernt von ihren Brüsten. Sie schaute ihm in die Augen, fragte sich unwillkürlich, wie Frost so heiß brennen konnte, dass ihre Furcht und ihre Vorbehalte darunter zu schmelzen drohten. In diesem Augenblick war sie nicht erpichter darauf, ihm zu entkommen, wie er dazu bereit war, sie freizulassen.
Was genau das war, das ihr den Mut verlieh, ihre zitternden Hände um den Griff seiner Pistole zu schließen und die Waffe ganz ruhig aus seinem Hosenbund zu ziehen, ihm die Mündung an den Bauch zu halten.
Kapitel 12
Es dauerte nicht lange, bis Emmas und Jamies regloses Verharren die Aufmerksamkeit seiner Männer erregte. Das gutmütige Scherzen um sie herum verstummte jäh. Zaumzeug entglitt erstarrten Fingern. Lächeln verschwanden, Kinne wurden energisch vorgeschoben.
Als Emma sich langsam von Jamie entfernte, mit der Mündung seiner Waffe sorgsam auf sein Herz zielend, erschienen ein Dutzend Pistolen in den Händen seiner Männer, jede auf sie gerichtet. Jamie hatte sie gewarnt, dass sie bereit wären, für ihn zu sterben. Sie hätte wissen müssen, dass sie ebenfalls bereit wären, für ihn zu töten.
Aus den Augenwinkeln konnte sie sie sehen, doch sie weigerte sich, sich von Jamie abzuwenden. Mit dem Pferd hinter sich konnte er nirgendwohin fliehen.
»Runter mit den Waffen«, befahl er. Obwohl sein Blick immer noch auf sie gerichtet war, wussten sie alle, seine Worte waren für seine Männer bestimmt.
»Aber, Jamie«, sagte ein Hüne mit einer gezackten Narbe in der Wange leise, »was erwartest du, sollen wir tun? Einfach danebenstehen und fröhlich pfeifen,
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