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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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seine Stimme nicht.
    Die Augen des Mörders weiteten sich. »Du hast die Gabe, Junge, nicht wahr?«
    »Ich habe keinen Schimmer, was du da quatschst. Du kannst mich mal kreuzweise, Arschloch.« Randy fasst sich in den Schritt.
    »Erstaunlich«, flüsterte der Eindringling. »Du weißt es noch nicht einmal.«
    »Randy?« Stephanies Stimme klang flehentlich und schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen.
    Mit einem letzten Blick auf die Leichen seiner Eltern drehte sich Randy um und flüchtete. Tränen strömten ihm übers Gesicht, als er Sam und Stephanie durch die offene Tür folgte. Ihm fiel auf, dass die beiden Händchen hielten, doch in diesem Augenblick kratzte ihn das nicht.
    »Lauft ruhig«, rief der Mann in Schwarz hinter ihnen her. »Flüchtet, wenn ihr wollt. Ihr könnt nirgendwohin, ihr kleinen Maden. Einer meiner Brüder wird euch zu gegebener Zeit erwischen.«
    Auf der Straße und in den Gärten herrschte blankes Chaos, doch Randy nahm nichts davon wahr. Er erhaschte nur flüchtige Blicke auf das Geschehen, als er über das Gras zu seinem Auto rannte. Häuser brannten, Leichen lagen auf der Straße. Eine weitere dunkle Gestalt, fast identisch mit derjenigen, der sie gerade entkommen waren, schritt mit selbstgefälligem Lächeln über das Dach des Hauses nebenan und bedrohte zwei Leute, die sich verzweifelt an der Dachrinne festklammerten.
    Sam entriegelte die Türen. Randy beobachtete verzweifelt, wie er Stephanie zum Nissan führte und die Beifahrertür aufriss. Hastig stieg sie ein und schlug die Tür hinter sich zu. Dann schaute Sam auf und bemerkte Randy.
    »Was ist?«
    »Auto …«, war alles, was Randy hervorbrachte. Er deutete auf den Geländewagen.
    »Fahr uns hinterher«, sagte Sam und setzte sich rasch hinter das Lenkrad. Gleich darauf fluchte er wüst.
    Stephanie wirbelte panisch zu ihm herum. »Was ist?«
    »Er springt nicht an!«
    Randy stolperte auf die beiden zu. Sam saß immer noch hinter dem Lenkrad und drehte wie wild den Zündschlüssel. Randy legte die Hand auf die Motorhaube des Nissan und wollte sie gerade auffordern, in seinen Geländewagen umzusteigen, als Sams Motor plötzlich brüllend zum Leben erwachte.
    »Na endlich!«, rief Sam. »Kommst du?«
    »Ich folge euch.«
    Randy raste zu seinem Wagen und fischte die Autoschlüssel aus der Tasche. Sie klirrten in seinen zitternden Händen, als er die Tür damit entriegelte. Die Leute nebenan brüllten gellend, als sie in die Tiefe stürzten. Der Mann in Schwarz auf dem Dach drehte sich in Randys Richtung und winkte. Randy zeigte ihm den Mittelfinger und stieg ein. Er drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang an. Der Mann auf dem Dach wirkte verdutzt. Er sprang auf das darunterliegende Beet, als Randy losfuhr, das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat und sich bemühte, den Anschluss an Sams Rückleuchte nicht zu verlieren. Der tiefergelegte Nissan mit den seitlich aufgemalten Flammen schoss in die Dunkelheit davon. Der CD-Player erwachte mit einem Piepton zum Leben und begann, Still von den Geto Boys zu spielen – den Song, den Randy sich angehört hatte, als er zuletzt im Auto gesessen hatte. Doch er nahm die Musik kaum wahr.
    »Es tut mir leid«, schluchzte Randy, als er um die Kurve bog und Sam folgte. »Es tut mir ja so leid.«
    Die mächtigen Reifen des Geländewagens überfuhren schmatzend eine mitten auf der Straße liegende Leiche, aber Randy bemerkte es gar nicht.

Sechs
    Die meisten Menschen, denen Levi begegnete, als er sich durch das Chaos vorkämpfte, schienen in Schockstarre verfallen zu sein oder waren besinnungslos vor lauter Angst. Einige rannten vor ihm weg, als wäre er der Leibhaftige, der durch die Straßen von Brinkley Springs wandelte. Einige Leute schossen sogar auf ihn, ohne Fragen zu stellen oder ihn vorzuwarnen. Ein besonders verängstigter alter Mann schleuderte eine Flasche Whiskey in seine Richtung, dicht gefolgt von einem angezündeten Streichholz. Infolge dieser Konfrontationen fiel es Levi schwer, sich einen Überblick zu verschaffen, was in der Stadt vor sich ging. Viele Bewohner schienen genauso ahnungslos wie Levi zu sein. Sie hatten die Schreie und Schüsse gehört, wussten jedoch nicht, worauf sie zurückzuführen waren. Andere erwähnten Männer in Schwarz und Krähen. Beides war nicht sonderlich hilfreich.
    Männer in Schwarz war eine zu allgemeine Beschreibung, die alles Mögliche bedeuten konnte. Eine Gruppe von Bewaffneten in dunkler Kleidung. Agenten einer Regierungsbehörde oder

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