Eine Versammlung von Krähen (German Edition)
nicht noch einmal vorkommen.«
»Aber wie wollen Sie uns beschützen? Entschuldigen Sie die direkte Frage, Levi, aber wie kann ich mir sicher sein, dass Marsha nichts zustoßen wird?«
Levi lächelte. »Sie sind Soldat. Das bin ich auch. Der einzige Unterschied sind unsere Methoden und die Waffen, mit denen wir kämpfen. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass sie sich in diesem Haus in Sicherheit befindet. Und jetzt kommen Sie! Lassen Sie uns die Gelegenheit nutzen, solange die Luft noch rein ist.«
Sie hasteten über die Straße. Marsha und Donny liefen Hand in Hand hinter Levi her. Sie hatten gerade den anderen Bürgersteig erreicht, als der Motorlärm eines Fahrzeugs die Stille durchbrach. Marsha und Donny zuckten zusammen. Das unerwartete Geräusch jagte ihnen eine Heidenangst ein. Levi drehte sich mit sichtlicher Irritation in die Richtung, aus der es kam.
»Also, das ist merkwürdig.«
Ein Pick-up mit Allradantrieb schoss um die Ecke und raste auf sie zu. Levi runzelte die Stirn, starrte auf die sich nähernden Scheinwerfer und hob die Hand, um die Augen vor dem grellen Licht abzuschirmen.
»Das ist Randy!«, rief Marsha. »Das ist mein kleiner Bruder!«
Marsha und Donny winkten dem Fahrzeug entgegen. Als es näher kam, ließ Marsha Donnys Hand los und rannte zum Bordstein. Der Wagen schlingerte, die Bremsleuchten erstrahlten in der Dunkelheit rot, und der Pick-up kam schlitternd zum Stehen. Randy sprang aus der Kabine, ließ den Motor laufen und eilte zu seiner Schwester. Die beiden umarmten sich innig, während Donny und Levi zu ihnen liefen.
»Geht es dir gut?«, stieß Marsha hervor. »Du bist überall voll Blut.«
Randy nickte. »Es geht mir gut. Das … das ist nicht mein Blut.«
Er löste sich von ihr, und alle erblickten die Tränen auf seinen Wangen.
»Kommt mit«, forderte er die anderen auf. »Ich kann uns hier rausschaffen. Die alte Holzfällerstraße müsste …«
»Das wird nicht funktionieren«, fiel Levi ihm ins Wort. »Wir müssen nach drinnen.«
Randy starrte erst Levi an, dann schaute er zu Donny und Marsha. »Wer ist das?«
»Du kannst ihn Levi nennen«, antwortete Marsha. »Er ist in Ordnung. Ein Freund.«
Donny streckte die Hand aus, und Randy ergriff sie. Die beiden umarmten sich kurz, und Donny klopfte ihm auf den Rücken.
»Schön, dich zu sehen«, sagte Donny.
»Gleichfalls. Danke, dass du dich um meine Schwester gekümmert hast.«
Als Nächstes streckte Randy die Hand Levi entgegen, doch der zögerte. Er wirkte hochkonzentriert.
»Was ist?« Randy runzelte die Stirn. »Hängt mir ein Popel aus der Nase oder so?«
»Deine Aura«, flüsterte Levi. »Sie ist … interessant, und das ist noch vorsichtig ausgedrückt.«
Die Falten auf Randys Stirn vertieften sich. Er sah seine Schwester und Donny an, doch die beiden zuckten nur mit den Schultern.
»Was meint der Typ?«
»Anscheinend kann er Auren sehen«, erwiderte Donny. »Und ja, ich weiß, wie sich das anhört, aber nach allem, was wir heute Nacht erlebt haben, wundere ich mich über gar nichts mehr.«
Marsha ergriff die Hand ihres Bruders. »Wo sind Ma und Pa?«
Randys Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er holte tief Luft, versuchte, zu sprechen … und sackte nach vorn. Donny und Marsha fingen ihn auf.
»Großer Gott«, stieß Donny hervor.
»Randy?« Marsha tätschelte mit der Hand seine Wange. »Randy!«
»Er ist bewusstlos«, sagte Donny. »Ich tippe auf einen Schock. Hab das schon öfter gesehen.«
»Kommt er wieder in Ordnung? Er hat eine dicke Beule am Hinterkopf. Und dann das ganze Blut! Was ist mit ihm passiert? Was ist mit meinen Eltern?«
»Wir müssen ihn reinbringen«, ergriff Levi das Wort und trat näher, um ihnen zu helfen. »Schnell.«
Donny hob Randy hoch und hievte sich den Teenager vorsichtig über die Schulter.
»Beeilen Sie sich«, drängte Levi. Er schielte nervös in den Himmel.
»Warum?« Donny folgte seinem Blick, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erkennen.
»Weil sie kommen.«
»Scheiße.«
»Ja.«
Donny trug den besinnungslosen Jungen ins Haus. Marsha lief neben ihm, fuhr Randy durch die Haare und war außer sich vor Sorge. Levi rannte zum Auto, schaltete den Motor und die Scheinwerfer ab und ließ die Wagentür zuknallen. Der Wind wurde stärker, und die Blätter an den umgebenden Bäumen raschelten.
»Dein Wille geschehe, Herr. Alles, worum ich dich bitte, ist ein wenig Zeit. Für sie und für mich.«
Damit machte er kehrt und eilte den anderen hinterher. Als sie die
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