Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
betagten Damen enteilten in Richtung Küche. Marsha wich ihrem Bruder nicht von der Seite und schien außer ihm nichts anderes im Raum wahrzunehmen. Donny wandte sich an ihren Begleiter.
    »Sie sehen fertig aus, Levi.«
    »Noch nicht.«
    »Nein, ich meine, Sie machen einen müden Eindruck.«
    »Oh.« Grinsend kratzte sich Levi am Bart. »Das bin ich auch. Aber es dauert noch eine Weile, bis ich mich hinlegen kann. Ich glaube kaum, dass jemand von uns vor dem Morgengrauen schlafen wird – außer dem Jungen dort. Sein Name ist Randy?«
    »Ja.«
    »Er hat … Fähigkeiten.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Donny zuckte mit den Schultern. »Er stellt sich beim Reparieren von Autos ziemlich geschickt an. Davon abgesehen wäre mir das neu. Was meinen Sie damit?«
    »Er … egal. Wir haben dringlichere Dinge zu besprechen. Er fasziniert mich, das ist alles.«
    Donny schaute zu Randy und Marsha hinüber, dann zurück zu Levi. »Er fasziniert sie?«
    »Er erinnert mich … an einen anderen Jungen in seinem Alter.«
    »An wen?«
    »Da wären wir wieder«, verkündete Esther, als sie und Myrtle mit mehreren Plastikflaschen Wasser ins Wohnzimmer zurückkamen. »Es ist noch kalt. Tut mir leid, dass wir es nicht in Gläser eingeschenkt haben, aber unter den gegebenen Umständen schien es uns mit den Flaschen einfacher zu sein.«
    Levi lächelte, als er eine Flasche entgegennahm. »Ich bin sicher, das ist für uns alle kein Problem. Vielen Dank für Ihre Mühe.«
    Er schraubte den Verschluss auf und genehmigte sich einen ausgiebigen Schluck, während die beiden Damen Flaschen an Donny und Marsha verteilten. Marsha öffnete ihre, aber statt selbst zu trinken, hob sie den Kopf ihres Bruders sanft von der Couch, setzte die Flasche an seine Lippen und träufelte ihm ein wenig Wasser in den Mund. Randy schluckte und schmatzte mit den Lippen. Seine Augen blieben geschlossen.
    »Ich hoffe, es geht ihm gut«, sagte Marsha.
    »Warten Sie.« Levi stand auf, durchquerte den Raum und kniete sich neben ihn. »Wenn Sie gestatten …«
    Er ergriff Randys Hand und kniff die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger leicht zusammen. Kurz darauf schlug Randy die Augen auf. Verwirrt sah er sich um, entspannte sich jedoch, sobald er Donny und seine Schwester erkannte. Behutsam ließ Levi seine Hand los und kehrte auf seinen Platz zurück.
    »Durstig«, krächzte Randy und leckte sich die Lippen.
    »Hier. Versuch noch nicht, dich aufzusetzen.« Marsha gab ihm einen weiteren Schluck Wasser.
    »Wo sind wir?«
    »In Mrs. Laudrys Pension«, klärte Marsha ihn auf. »Du bist auf dem Gehsteig bewusstlos geworden. Kannst du dich daran erinnern? Du wollest mir gerade etwas über Ma und Pa erzählen.«
    Erneut verfinsterten sich seine Züge. »Oh.«
    »Randy, was ist passiert? Was ist los?«
    Er starrte schweigend auf seine im Schoß gefalteten Hände.
    Marsha schlang einen Arm um ihn. Donny setzte sich neben sie auf die andere Seite der Couch und ergriff ihre freie Hand. Als Randy wieder zu ihr aufschaute, standen ihm frische Tränen in den Augen. Zuerst sprach er langsam und stockte immer wieder. Seine Stimme klang monoton. Emotionslos. Dann jedoch sprudelte es förmlich aus ihm heraus. Er zitterte, und sein Hals zuckte, als würde ihn das, was er zu sagen hatte, zum Würgen bringen.
    Er schilderte ihnen alles, was sich zugetragen hatte – angefangen beim Stromausfall über die Krähe auf der Terrasse, die sich in einen Mann verwandelt hatte, bis hin zur Ermordung seiner Eltern. Von der seltsamen Wirkung, die das Salz auf den Mörder gehabt hatte, seiner Flucht mit Stephanie und Sam, was er bei der Fahrt durch die Stadt gesehen hatte, und der seltsamen Inschrift am Henkersbaum. Er schloss mit Sams und Stephanies Tod, der unsichtbaren Barriere und den toten Vögeln. Als er seinen Bericht beendet hatte, brach er in unkontrolliertes Schluchzen aus, beugte sich vor und vergrub das Gesicht im Schoß seiner Schwester. Sie schlang die Arme um ihn, legte die Wange auf seinen Rücken und teilte seinen Schmerz mit ihm. Donny streichelte ihren Rücken und versuchte, die beiden zu trösten.
    »Der arme Junge«, flüsterte Myrtle. »Die armen Kinder. Randy und Marsha haben so etwas nicht verdient. Auch ihre Eltern waren anständige Menschen. Was für eine Schande!«
    »Es ist schrecklich.« Esther nickte. »Was glauben Sie, ist wirklich passiert, Levi?«
    Er sah die beiden Damen an und wirkte zerstreut. »Wie bitte?«
    »Da draußen. Was glauben Sie, was heute Nacht

Weitere Kostenlose Bücher