Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
seine Lieblingshefte von Gold Digger, Naruto, Green Lantern und Ultimate Spider-Man durch. Irgendwann, wahrscheinlich bei der Story, in der Doc Octopus Peter Parkers Tante May einen Antrag machte, war Kirby eingenickt.
    Die Schreie seines Vaters hatten ihn aufgeweckt, obwohl Kirby zunächst nicht wahrnahm, dass sie von ihm stammten. Dafür klangen sie zu schrill und unvertraut. Erst als sein Vater durch das Schlafzimmerfenster geschleudert wurde und mit Glassplittern im Gesicht im Garten landete, begriff er. Sein Vater lag da, warf sich zuckend hin und her und kreischte. Dann folgten einzelne Körperteile von Kirbys Mutter durch die zerbrochene Scheibe. Zuerst ihr Kopf, dann ihr Arm und Innereien, die er nicht identifizieren konnte und wollte. Zuletzt ein weiterer Arm.
    Kirby war zu verängstigt gewesen, um selbst zu schreien. Er kauerte an der Tür des Baumhauses und beobachtete voll Entsetzen und Grauen, wie sein Vater mit dem abgetrennten Kopf und verschiedenen inneren Organen seiner Mom auf der Brust verblutete. Blut versickerte in riesigen Pfützen in der Erde.
    Nachdem sein Vater verstummt war und sich nicht mehr rührte, fielen Kirby weitere Schreie auf, die aus der Stadt herangetragen wurden. Zu viele. Er hatte sich mit dem Rücken an die Wand aus Holzbrettern gelehnt, die Knie an die Brust gezogen, nach der Bibel gegriffen – und gebetet. Seine Mutter bestand darauf, dass er die Bibel im Baumhaus aufbewahrte, und war überzeugt davon, dass sie ihn beschützte. Im Nachhinein betrachtet stimmte das vielleicht sogar. Immerhin waren seine Eltern tot, während Kirby noch lebte. Er richtete die Aufmerksamkeit erneut auf das Buch und rezitierte einen willkürlich ausgewählten Psalm.
    »Lobt unsern Gott mit Harfen, der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die zu ihm rufen …«
    Kirby war weder bewusst, dass er laut las, noch, dass er weinte.
    »Er hat keine Freude an der Stärke des Rosses und kein Gefallen an den Schenkeln des Mannes. Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf …«
    Etwas Warmes und Nasses tropfte auf das Blatt und spritzte auf die Haut zwischen Kirbys Daumen und Zeigefinger. Ein Regentropfen? Stirnrunzelnd schaute er nach oben und sah, dass ihn durch das Loch zwei Augen musterten. Es schien sich um eine Krähe zu handeln. Die größte, die er je gesehen hatte. Der Vogel hatte durch das Loch mitten auf die Bibel geschissen.
    Kirby wischte die schmierige Substanz mit dem T-Shirt ab. Schniefend richtete er die Aufmerksamkeit wieder nach oben, doch der Vogel war bereits verschwunden. An seiner Stelle kauerte ein Mann auf dem Dach des Baumhauses und grinste so breit, dass seine Zähne in der Dunkelheit weiß schimmerten.
    Dann strömte Schwärze durch das Loch, und das Glück, das die Bibel Kirby beschert hatte, ließ ihn doch noch im Stich.
    »Gehört der Ihnen?«
    Levi schaute auf und stellte fest, dass Donny auf den Pferdewagen zeigte.
    »Ja, das ist meiner.«
    »Wo ist Ihr Pferd?«
    »In Sicherheit. Ich habe es unten in der Nähe des Flusses untergebracht.«
    »Woher wissen Sie, dass die sich nicht auch an Ihrem Pferd zu schaffen gemacht haben?«
    »Dee verfügt über bestimmte Schutzvorrichtungen. Ihr wird nichts passieren.«
    Marsha lächelte. »Ihr Pferd heißt Dee?«
    Levi nickte. »Ja. Mein Hund, der zu Hause in Pennsylvania auf mich wartet, trägt den Namen Crowley.«
    »Das sind ungewöhnliche Namen. Verstehen Sie mich nicht falsch – sie gefallen mir, nur hört man sie nicht jeden Tag. Hier in der Gegend machen sich viele Leute gar nicht erst die Mühe, ihren Tieren Namen zu geben.«
    »Ich habe sie nach alten Freunden meiner Familie benannt.« Levi verstummte kurz und ließ den Blick wandern. »Ich glaube, wir können gefahrlos die Straßenseite wechseln. Sobald wir Esthers Haus erreicht haben, befinden wir uns in Sicherheit.«
    »Wieso?«, fragte Donny. »Ich meine, nichts für ungut, Levi, aber ich wüsste nicht, wieso wir in der alten Pension besser dran sein sollten. Wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden.«
    »Ich glaube nicht, dass uns das gelingt. Ich fürchte, das werden sie nicht zulassen. Und was das Haus angeht: In einer abgeschlossenen Umgebung kann ich uns besser beschützen.«
    »Sie meinen so, wie Sie uns da hinten beschützt haben?«
    Marsha sog scharf die Luft ein. »Donny!«
    »Schon gut.« Levi hob die Hand. »Er hat recht. Da habe ich mich jämmerlich angestellt. Fast hätte ich versagt. Das wird

Weitere Kostenlose Bücher