Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
sein. Mit Sicherheit gab es viele Frauen, die ihn nur allzu gerne getröstet hätten. Wie jedoch sollte sie das herausfinden?
»Nun sind Sie dran«, meinte Herr Behrendsen und sah sie auffordernd an.
Ein wenig verlegen schilderte Leonie ihre idyllische Kindheit im Alten Land, ihre Beziehung mit Henning und schließlich den Umzug nach Hamburg. Wie unglücklich sie mit ihrem Job bei Traumreisen war, wollte sie vorerst lieber nicht erwähnen. Schließlich sollte Herr Behrendsen nicht um seine Miete bangen müssen.
»Ich finde, Ihre Kindheit klingt sehr schön«, sagte er nach einer Weile. »Es scheint, als hätten Sie ein sehr gutes Verhältnis zu Ihren Eltern. Mein Vater lebt leider nicht mehr, und meine Mutter ist im Augustinum. Seien Sie froh, dass Ihre Liebsten noch so gut auf den Beinen sind. Das ist sehr, sehr viel wert!«
Im Laufe des Abends blieb es natürlich nicht aus, dass Leonie von Stellas Zusammenbruch und ihrem Aufenthalt in der Uniklinik erzählte. Von Bad Bramstedt sagte sie nichts, das wäre zu indiskret gewesen.
Als sich Robert Behrendsen von Leonie verabschiedete, sagte er:
»Grüßen Sie Frau Alberti bitte von mir, und richten Sie ihr meine herzlichsten Genesungswünsche aus.« Dann ging er die Treppe hinauf zu seiner Wohnung im ersten Stock.
»Das mache ich gern«, rief ihm Leonie hinterher und schloss sanft die Tür. Unruhig ging sie in ihrer Wohnung auf und ab und warf sich schließlich aufs Bett. War der Abend so verlaufen, wie sie es sich erhofft hatte? Nicht ganz, wenn sie ehrlich war. Aber Leonie rief sich sogleich zur Ordnung. Was hatte sie erwartet? Dass Robert Behrendsen ihr am Kamin des Vier Jahreszeiten einen Heiratsantrag machen würde?
»Du liest eindeutig zu viele Kitschromane, Leonie Rohlfs«, ermahnte sie sich streng und stand auf, um nach Paul und Paula zu sehen. Doch von beiden fehlte jede Spur.
Immerhin hatte Robert Behrendsen vorgeschlagen, ein weiteres Mal mit ihr in die Oper zu gehen, dachte Leonie, während sie sich die Zähne putzte. Das war auf jeden Fall ein Anfang!
»Herr Behrendsen, was machen Sie denn hier?«, rief Stella verwundert, als hinter einem riesigen Blumenstrauß das Gesicht ihres Vermieters auftauchte. Eigentlich hatte sie gehofft, dass Julian wenigstens für einen kurzen Moment bei ihr vorbeischauen würde. Allerdings wunderte es sie auch nicht, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden.
»Frau Rohlfs hat mir erzählt, dass Sie hier sind. Und da ich erst heute Nachmittag nach Husum zurückmuss, dachte ich, ich schaue mal bei Ihnen vorbei. Wie fühlen Sie sich?«
»Wie nett von Ihnen«, entgegnete Stella gerührt. »Es geht mir schon ein wenig besser. Aber was machen Sie eigentlich in Hamburg? Sind Sie nicht froh, dass Sie dem ganzen Wohnungstamtam endlich entkommen sind und wieder die ländliche Ruhe genießen können?«
»Höre ich da wieder eine kleine Spitze heraus, liebe Frau Alberti? Haben Sie eigentlich etwas gegen Husum speziell oder gegen Kleinstädte im Allgemeinen? Vielleicht sollten Sie Ihr hektisches Großstadtleben einmal überdenken. Ich kenne nicht viele Landbewohner, die mit Burn-out und Hörsturz ins Krankenhaus müssen.«
»Natürlich, bei Ihnen gibt es nur Unfälle mit dem Traktor, oder jemand rutscht aus Versehen vom Deich. Woher wollen Sie wissen, wie es in Wirklichkeit zugeht? Führen Sie eine Krankenstatistik für Husum?«
»Nein, aber zumindest bei den Kleinen kenne ich mich aus. Und bei den Eltern, die ihre Kinder zu mir bringen, wenn es irgendwo zwackt oder etwas gebrochen ist.«
»Sie sind Kinderarzt?«
»Scharf kombiniert, Frau Innenarchitektin!«
»Okay, dann gestehe ich Ihnen zu, dass Sie zumindest einen kleinen Ausschnitt der Husumer Landbevölkerung kennen. Aber ich muss Sie korrigieren. Ich habe nichts gegen Kleinstädte und schon gar nichts gegen Husum. Sie wollen mir das nur permanent unterstellen, warum auch immer.«
»Waren Sie überhaupt schon mal in Husum?«
»Wenn ich ehrlich sein soll, nein.«
»Dann können Sie ja gar nicht wissen, ob es Ihnen dort nicht gefallen würde.«
»Ach Gott, das wird wirklich langsam lächerlich«, erwiderte Stella gereizter, als sie beabsichtigt hatte. »Bislang hatte ich keinen Grund, mir überhaupt über Husum Gedanken zu machen, geschweige denn, dorthin zu fahren. Und ich glaube nicht, dass ich etwas Wesentliches verpasst habe.«
»Na ja. Wir haben durchaus die eine oder andere Sehenswürdigkeit, für die sich ein Abstecher lohnt. Allein die Millionen Krokusse,
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