Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
zusammengepresst und tat, als wäre sie zu einem zehnminütigen Tauchgang ohne Sauerstoffgerät unterwegs.
»Vergiss nicht, dir etwas zu wünschen«, ermahnte Leonie das Geburtstagskind und stellte Blumen in eine Vase.
»Lieb, dass ihr gekommen seid«, bedankte sich Stella und umarmte die beiden. Seit dem ersten Dezember hatten die beiden sie regelmäßig in Bad Bramstedt besucht, und es schien sich wirklich so etwas wie eine Freundschaft zwischen den drei unterschiedlichen Frauen zu entwickeln – vor allem Nina gelang es inzwischen wesentlich besser, ihre Vorurteile gegenüber Stella im Zaum zu halten.
»Jetzt musst du dein Geschenk auspacken. Hoffentlich haben wir deinen Geschmack getroffen!« Gespannt verfolgten Nina und Leonie, wie Stella einen länglichen Umschlag aus einer liebevoll verpackten Schachtel herausholte und vorsichtig öffnete.
»Ihr seid total verrückt, das kann ich unmöglich annehmen«, protestierte Stella, als sie einen Gutschein für einen einwöchigen Wellness-Aufenthalt in der Alten Schule in Husum in der Hand hielt.
»Doch, das kannst du!«, entgegnete Nina. »An dem Gutschein hat sich deine Mutter beteiligt. Wir sind also weder finanziell ruiniert noch müssen wir in Zukunft Rotwein aus dem Tetrapack trinken.«
»Wenn du hier raus bist, sollst du nicht vergessen, dich zu entspannen und dir ab und zu ein paar Tage Wellness gönnen. Du kannst den Gutschein auch splitten, wenn du nicht eine Woche am Stück dort bleiben willst«, erklärte Leonie mit leuchtenden Wangen. Sie war sehr zufrieden mit dem Geschenk, über das sie und Nina so lange nachgedacht hatten.
»Aber wieso gerade Husum?«, fragte Stella verwirrt und dachte an Robert Behrendsen. »Wir hatten nach etwas gesucht, das nicht allzu weit weg ist und trotzdem allen Komfort bietet. Die Alte Schule soll eines der schönsten Wellness-Hotels im Norden sein. Im Übrigen hat uns Robert Behrendsen auf die Idee gebracht. Er war zwischendurch mal in Hamburg, und ich habe ihm erzählt, dass wir nach einem Geschenk für dich suchen«, erklärte Leonie und sah etwas verlegen aus. Sie war immer noch verliebt in den Vermieter, hatte aber inzwischen einsehen müssen, dass er ihre Gefühle leider nicht erwiderte. Die Tarotkarten hatten recht gehabt.
»Tausend Dank, ihr seid wirklich lieb! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wie wär’s, wenn ich euch als Dankeschön ganz pompös in die Cafeteria einlade«, schlug Stella vor und erhob sich eilig.
Das triste Klinikzimmer ging ihr mittlerweile ziemlich auf die Nerven, obwohl sie erst seit knapp zwei Wochen hier war. Zwei lange und harte Wochen, in denen zahllose Therapiestunden auf ihrem Tagesplan standen und sie sich mit ihrer gescheiterten Liebe zu Julian auseinandersetzen musste. Gleich nach dem Tarotspiel hatte Stella ihm einen langen und ausführlichen Abschiedsbrief geschrieben, mit der Bitte, sich nicht wieder bei ihr zu melden. Und tatsächlich hatte er seitdem nichts mehr von sich hören lassen. Kein Wort des Abschieds, kein Bedauern, er machte sich nicht einmal die Mühe, so zu tun, als würde er um sie kämpfen. Eine Tatsache, die Stella insgeheim sehr schmerzte. Sie fühlte sich einsam und blickte ängstlich in die Zukunft. Heute war sie vierzig geworden, zu alt, wie sie fand, um noch große Hoffnungen in die Liebe zu setzen.
Irgendwo allerdings, in den Tiefen ihrer verletzten Seele, glomm ein schwacher Funke Kampfgeist, der sie daran hinderte, sich wegen eines oberflächlichen Mannes wie Julian aufzugeben. Und oberflächlich war ihre Liebe wohl gewesen. Es hatte keinen Raum gegeben für Sorgen, für echte Gefühle und innige Zweisamkeit. Alles war nur Luxus, heile Welt und schöner Schein. Das wollte Stella nicht mehr. Sie sehnte sich nach etwas »Echtem« in ihrem Leben, nach mehr Unmittelbarkeit und Schlichtheit. Die Zeichen standen auf Veränderung. Das merkte man auch an ihrer Wohnung in der Villa. Teure Materialien und kostspielige Möbel suchte man hier vergebens. Stella hatte sich sogar weit mehr zurückgehalten, als sie ursprünglich geplant hatte, und stattdessen ein wenig bei Leonie und Nina abgekupfert. Einfache Holzregale, simple Rattanmöbel, bunte Flickenteppiche und fröhliche Stoffe dominierten ihre Wohnungen, die charmant improvisiert, sehr warm und heimelig wirkten. Ganz anders als früher. Wer hätte gedacht, dass sie einmal so leben würde? Sie, die erfolgreiche Innenarchitektin! Der einzige Luxus, den sie sich gegönnt hatte, war ihre cremefarbene
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