Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
immer nur Hilfestellungen geben, keine Zukunftsprophezeiungen. Wenn du ganz konkret wissen möchtest, ob du demnächst Karriere machst, gesund bleibst oder deinem Traummann begegnest, wirst du keine Antwort erhalten. Hier geht es darum, was du selbst für die Erfüllung deiner Wünsche tun kannst.«
Stella lauschte interessiert. Wenn sie also wissen wollte, ob ihre Beziehung mit Julian eine letzte Chance hatte, musste sie fragen, wie sie sich verhalten sollte, damit dieser Wunsch wahr werden würde.
»Überlege dir jetzt deine Frage und konzentriere dich nur darauf. Dann musst du die Karten mit der linken Hand mischen und in einem Halbkreis auffächern. Danach ziehst du – ebenfalls mit links – insgesamt sieben Karten, von denen die erste zuunterst liegen muss.«
Leonie starrte gebannt auf die Formation, die Nina aus den sieben Karten legte.
»Nun deckst du die erste auf.«
Mit klopfendem Herzen betrachtete Leonie das Bild, das Symbol für ihre Ausgangssituation, wie Nina erklärte.
»Das Rad des Schicksals, wow«, kommentierte Nina. »Bevor ich beginne, musst du mir sagen, ob sich deine Frage auf deinen Beruf, deine Bewusstseinsebene oder persönliche Beziehungen bezieht.«
Leonie zuckte verlegen die Schultern. Natürlich ging es um eine emotionale Frage.
Nina begann zu lesen: »Bei dieser Karte sehen wir uns häufig dem Status quo ausgeliefert. Sei es, dass wir keinen Partner haben oder in einer schwierigen, konfliktreichen Beziehung leben. Sie sollten erkennen, was Sie dabei zu lernen haben, bevor Sie mit einer erfreulichen Wende Ihrer Situation rechnen können!«
Das klingt schon mal gut, dachte Leonie, die sich noch nicht so recht an die blumigen Formulierungen gewöhnen konnte.
»Die kommenden drei Karten stehen für deine momentane Ist-Situation«, fuhr Nina fort. »Sie geben Aufschluss darüber, wie du dich innerlich fühlst und wie du nach außen wirkst. Die Karten fünf bis sieben zeigen, wie du dich verhalten sollst, um deinem Ziel näherzukommen. Manchmal warnen sie dich davor, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, weil er falsch ist.«
»Aha«, antwortete Leonie aufgeregt und trank ihr Glas Rotwein in einem Zug leer. Als ihr die entscheidende Karte auf Platz sieben den »Tod« bescherte, folgte ein hektisches zweites. Sie musste »Abschied nehmen und sich von ihren bisherigen Vorstellungen lösen«. Das klang ganz danach, als hätte ihre Schwärmerei für Robert Behrendsen keine Aussicht auf Erfolg, und lieferte eine Erklärung dafür, dass er sich bislang nicht gemeldet hatte.
Auch Stella brachten die Karten kein wirklich vielversprechendes Ergebnis. Das Symbol der »Zehn Schwerter« riet ihr dringend, »mit aller Macht einen Schlussstrich zu ziehen und sich mittels Ihres Verstandes aus einer unguten Situation zu befreien«.
Nina wollte als Einzige wissen, wie es beruflich für sie weiterging. Ihr stand gleichfalls ein schwerer Weg bevor, allerdings war in der Ferne ein kleiner Hoffnungsschimmer zu erkennen. Die »Königin der Münzen« riet zu Ruhe und Besonnenheit und stellte klar, dass noch Zeit und ein weiteres Zusammentragen von Fakten vonnöten war, bis sie zu einer klaren Haltung gelangte.
»Geduld gehört nicht gerade zu meinen Stärken«, seufzte Nina und leerte ebenfalls ihr Glas. »Tut mir leid, wenn euch die Karten deprimiert haben. Es scheint so, als hätten wir alle drei noch einen schwierigen Weg vor uns, bis wir endlich glücklich werden.«
Betretenes Schweigen war die Antwort, und alle drei hingen ihren Gedanken nach. Natürlich hätte gerne jede von der anderen gewusst, welche Frage sie gestellt hatte, um herauszufinden, was im Leben der anderen vor sich ging.
»Und nun?«, fragte Stella, die als Erstes ihre Sprache wiederfand. Im Grunde hatten ihr die Karten nur gesagt, was sie selbst schon wusste und wozu sie sich bisher nur nicht hatte durchringen können. Aber heute Abend würde sie sich endgültig von Julian trennen und den Kontakt abbrechen.
»Endlich, die Pizza ist da«, rief Leonie, als es an der Tür läutete.
»Noch Wein?«, fragte sie schließlich, während Nina und Stella wortkarg vor sich hin kauten, um die Atmosphäre ein wenig aufzulockern. Die beiden nickten zustimmend, und so tilgten sie im Laufe des Abends insgesamt vier Flaschen Rotwein. Das war eindeutig zu viel, wenn man am nächsten Tag arbeiten musste!
»Was hast du eigentlich für Probleme?«, fragte Nina unvermittelt, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, und sah Stella dabei
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