Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
trennen.
Zerstreut stand sie wenige Minuten später im Schaufenster, zupfte ein paar Schneeflocken zurecht und dachte über Internetromanzen nach. Virtuelle Liebe war immerhin besser als gar keine, oder? Konnte man ohne Liebe überhaupt glücklich sein? Sie wusste es nicht.
Kapitel 12
S eit ihrem Opernbesuch waren erst zwei Tage vergangen, doch Leonie zuckte jedes Mal zusammen, wenn das Telefon klingelte. Nach der Arbeit hörte sie als Erstes den Anrufbeantworter ab und war enttäuscht, dass sich Herr Behrendsen wieder nicht gemeldet hatte.
»Ich fürchte, ich bin ganz schön verknallt«, flüsterte sie, während sie mit Paula schmuste. »Aber jetzt meldet er sich nicht bei mir. Hast du eine Ahnung, was das bedeuten soll?«
Paula maunzte und rollte sich auf ihrem Schoß zusammen.
»Du bist mir keine große Hilfe«, lachte Leonie. »Aber dafür verdammt schwer«, ächzte sie und setzte Paula behutsam auf ihre Katzendecke. Leonie wusste kaum wohin mit ihrer Unruhe. Am liebsten hätte sie eine Wahrsagerin kontaktiert, um herauszufinden, ob Robert Behrendsen ihre Gefühle irgendwann erwidern würde.
Ich besorge mir ein Jahreshoroskop, entschied sie schließlich und holte ihren Mantel aus dem Schrank. Im Flur begegnete sie Nina, die gerade nach Hause kam.
»Ich gehe zum Kiosk, Zeitschriften mit Jahreshoroskopen kaufen. Soll ich dir was mitbringen?«
»Horoskope?«, entgegnete Nina verdutzt und sah Leonie fragend an. »Willst du wissen, was dich im kommenden Jahr erwartet, oder hast du eine bestimmte Frage an die Sterne?«
Leonie wurde rot. Sie wollte auf keinen Fall, dass ihre Nachbarin etwas von ihren Gefühlen für Robert Behrendsen erfuhr. Den Opernbesuch hatte sie mühevoll vor Nina geheim gehalten. Ja, sie hatte Stella nicht einmal seine Genesungswünsche ausgerichtet, um nicht in Erklärungsnot zu kommen. Leonie hatte schon ein ganz schlechtes Gewissen deswegen.
»Also, wenn du eine spezielle Frage hast, würde ich es lieber mit Tarotkarten probieren. Diese Horoskope sind so allgemein gehalten, dass du danach genauso schlau bist wie vorher. Nur mit dem Unterschied, dass du einen Haufen Geld für diese Magazine ausgegeben hast.«
»Ich habe leider keine Tarotkarten«, entgegnete Leonie bedauernd.
»Ich müsste irgendwo noch welche haben«, entgegnete Nina. »Ich hab’s eigentlich nicht so mit diesem ganzen Eso-Kram, doch meine Schwester kennt sich richtig gut aus und hat mir oft die Karten gelegt. Zu meinem letzten Geburtstag habe ich ein ganzes Set von ihr geschenkt bekommen. Wenn ich nur wüsste, wo ich es hingelegt habe …«
Sie verschwand in ihrer Wohnung und durchwühlte die Schubladen ihrer Kommode. Leonie hörte es poltern und rascheln und überlegte schon, ob sie Nina vielleicht helfen sollte. Aber da kam Nina bereits triumphierend in den Flur gerannt, in der Hand schwenkte sie ein kleines Köfferchen.
»Ich wusste, dass ich es hier irgendwo habe! Wenn du magst, können wir uns eine Pizza bestellen und dann für dich die Karten befragen. Und wenn wir schon dabei sind, ich hätte auch ein kleines Anliegen an die Sterne …«
In diesem Moment öffnete sich die schwere Eingangstür, und Stella betrat den Korridor. Zum ersten Mal seit Tagen war sie wieder daheim.
»Stella, schön, dass du da bist!«, riefen Nina und Leonie überschwänglich. Nach einer stürmischen Begrüßung und ein paar Minuten Smalltalk wollte Stella schon die Treppe hinaufgehen und in ihrer Wohnung verschwinden, doch Nina hielt sie zurück.
»Hast du Lust auf Tarotkarten, Pizza und ein Glas Wein? Du hast bestimmt nichts zu essen im Kühlschrank, und vielleicht können wir dir deinen ersten Abend zu Hause ein bisschen versüßen?«
Zuerst wollte Stella ablehnen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine heiße Dusche und ein bisschen Schlaf. Nach wie vor war sie sehr erschöpft. Aber als sie in die fröhlichen Gesichter ihrer beiden Mitbewohnerinnen sah, änderte sie ihre Meinung und willigte spontan in Ninas Vorschlag ein. Schließlich würde sie in Bad Bramstedt lange genug allein sein. Und wenn sie es recht bedachte, konnte das Universum auch ihr noch einige Fragen beantworten …
»Jetzt bin ich aber mal gespannt!«, sagte Leonie, als Nina wenig später ihre Karten auf dem Wohnzimmertisch ausbreitete. »Wie funktioniert das Ganze?«
»Du musst dir eine Frage überlegen, die man nicht mit einem simplen Ja oder Nein beantworten kann. Darauf werden die Karten eine Antwort suchen. Allerdings können sie dir
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