Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
weiß Gott noch andere Optionen geben, als in diesem Laden festzusitzen und dich von dieser frustrierten Kuh schikanieren zu lassen.«
»Nun werden Sie nicht unverschämt, oder wollen Sie eine Abmahnung riskieren? Wenn ich die Möglichkeit zu einer Stornierung gehabt hätte, hätte ich sie sehr wohl genutzt, das können Sie mir glauben. Bei dem Gedanken, dass Sie hier ohne Aufsicht das Regiment übernehmen, ist mir sowieso nicht wohl, aber was bleibt mir anderes übrig. Also stellen Sie sich nicht so an, Frau Rohlfs. Zwischen den Jahren ist erfahrungsgemäß sowieso nicht viel los, da können selbst Sie nicht in große Schwierigkeiten kommen! So, jetzt gehen Sie besser wieder nach vorne, da ist nämlich Kundschaft.«
Wütend dachte Leonie daran, wie sich Doris Möller in einem Luxusbungalow auf Mustique sonnte, wo sonst Promis wie Mick Jagger Ferien machten, während sie in diesem öden Hamburger Schmuddelwetter festsaß und nichts von dem tun konnte, auf das sie sich seit Wochen gefreut hatte. Sie hatte sogar eine Katzenbetreuung für Paul und Paula organisiert, alles war startklar für ihren mehr als wohlverdienten Winterurlaub. Und nun sollte er flachfallen.
»Ich finde wirklich, dass es an der Zeit ist, diesen Regner anzurufen«, meinte Nina, als sie von dem Vorfall erfuhr. »Eine Filialleiterin wird schließlich dafür bezahlt, dass sie den Laden am Laufen hält. Wenn sie keine Vertretung für dich organisieren kann, ist es ihr Pech. Dann muss sie eben mal was tun für ihr Geld und nicht den ganzen Tag shoppen gehen, Pralinen essen und Zeitschriften lesen, während ihr alle Stress habt.« Nina wusste mittlerweile recht gut über die Verhältnisse bei Traumreisen Bescheid, Leonie klagte ihr in regelmäßigen Abständen ihr Leid. »Außerdem stimmt es gar nicht, dass zwischen den Feiertagen nichts los ist. Da haben alle Urlaub und Zeit, sich zu überlegen, wo’s im nächsten Jahr hingehen soll. Das schafft ihr allein doch gar nicht.«
Leonie nickte stumm und kämpfte mit den Tränen. Nina hatte mit ihrer Einschätzung absolut recht – und auch Doris Möller wusste das.
»Wovor hast du so viel Angst, meine Süße?«, fragte Nina mitleidig und nahm ihre Freundin in den Arm. »Du bist eine tolle Frau, die ihren Job gut macht. Nach so einer wie dir suchen die bestimmt überall. Du bist immer freundlich und serviceorientiert. Daran sollten sich so einige ein Beispiel nehmen. Mach dich nicht ständig so klein!«
»Aber du weißt doch selbst am besten, wie es ist, seinen Job zu verlieren und Angst vor der Zukunft zu haben«, schniefte Leonie und traf Nina damit an ihrem wunden Punkt.
Nur noch wenige Tage bis zur offiziellen Schließung des Blumenmeers, und sie hatte nach wie vor nicht die geringste Ahnung, wovon sie ab Januar leben sollte. Sie hatte noch nicht einmal ihre Eltern informiert.
»Aber wer sagt denn, dass du arbeitslos wirst? Momentan geht es nur darum, diesen Regner über eure Personalknappheit zu informieren, wie es jede verantwortungsvolle Mitarbeiterin tun würde.«
»Aber nicht um den Preis, die eigene Vorgesetzte anzuschwärzen. Was glaubst du, was dann los ist? Thomas Regner wird ausflippen, der Möller den Urlaub verbieten, und ich bekomme erst recht keinen Fuß mehr auf den Boden!«
»Jedenfalls kann es nicht schlimmer werden als jetzt, hab ich recht? Meiner Meinung nach hast du mehr zu gewinnen als zu verlieren. Und wenn du Angst hast, keinen anderen Job zu finden, weil du nicht qualifiziert genug bist, dann solltest du daran etwas ändern. Besuche Abendkurse, absolviere ein Fernstudium. Tu irgendwas, das dir Spaß macht und dir Sicherheit gibt, anstatt ständig wie das Kaninchen vor der Schlange zu sitzen.«
»Hallo, Frau Hansen, Leonie Rohlfs hier. Ich würde gerne Herrn Regner sprechen.« Mit klopfendem Herzen saß Leonie am darauffolgenden Morgen auf ihrer Bettkante und bekam einen Schweißausbruch nach dem anderen.
»Frau Rohlfs, was kann ich für Sie tun?«
Jetzt oder nie, dachte Leonie und erzählte ohne Umschweife von ihrem Zusammenstoß mit Doris Möller. Herr Regner sagte nichts, und Leonie hätte am liebsten wieder aufgelegt. Bestimmt hielt er sie für illoyal. Doch nun war es zu spät – sie musste das jetzt durchziehen.
»Ich danke Ihnen, dass Sie den Mut hatten, mich anzurufen. Ich kümmere mich darum. Sie hören spätestens morgen wieder von mir.« Es klickte in der Leitung, und schon war das Gespräch beendet. Verunsichert blickte Leonie auf den Telefonhörer.
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