Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
kochte … mit jemandem wie ihm könnte sie vielleicht sogar ihre Beziehungsangst überwinden … Doch diesen Gedanken schob Nina sofort weit von sich. Die Chance, wieder verletzt zu werden, war einfach zu groß. Was, wenn er »ein totaler Blender ist«, wie Leonie während ihrer gemeinsamen Zugfahrt skeptisch bemerkt hatte.
»Meinst du wirklich? Denkst du, dass er das alles nur erfindet, um mich zu beeindrucken?«, hatte Nina etwas beleidigt erwidert und sich zugleich darüber geärgert, dass sie auf dem besten Weg war, all ihre Wünsche auf einen Mann zu projizieren, von dem sie überhaupt nichts wusste. Und das nach dem Vortrag, den sie Willem über Internetbekanntschaften gehalten hatte!
»Vielleicht ist diese Schleieraster in Wirklichkeit ein zahnloser, alter Mann. Möglicherweise sogar eine Frau? Soweit ich weiß, gibt es jede Menge Freaks, die ihre Identitäten faken und falsche Fotos ins Netz stellen«, erklärte Leonie.
»Passiert so etwas nicht eher in diesen Flirt- und Chatforen? Immerhin ist Waldemar Achternbeck Kunde des Blumenmeers«, gab Nina zu bedenken.
»Aber ihr habt diesen Mann noch niemals zu Gesicht bekommen, oder? Vielleicht ist er ein Spinner, der sich einen Spaß daraus macht, alleinstehende Frauen in die Irre zu führen. Möglicherweise ist das einer, der sich im echten Leben nichts zutraut. Einer Kollegin aus dem Reisebüro ist das mal passiert. Das Ganze hat völlig harmlos begonnen und wurde irgendwann zu einem richtig heißen Flirt. Sie war dermaßen in ihn verknallt, dass sie ihn unbedingt kennenlernen wollte und ein Date vorgeschlagen hat. Danach hat sie nie wieder etwas von ihm gehört. Beinahe wäre ihre Ehe daran zerbrochen. Es klang einfach alles so wahnsinnig perfekt. Da konnte ihr Mann nach fünfundzwanzig Jahren und zwei gemeinsamen Kindern natürlich nicht mithalten.«
Nina schwieg nachdenklich. Wahrscheinlich sollte sie besser die Finger von dieser Geschichte lassen. Sie kannte sich. Von einer weiteren Enttäuschung würde sie sich nicht so leicht erholen …
»Wenn du nach Hause kommst, wird erst mal so richtig gefeiert«, schlug Leonie Stella vor, und Nina wurde aus ihren Gedanken gerissen.
»Gute Idee«, antwortete Stella erfreut und dachte an die Zeit nach ihrem Klinikaufenthalt. Wie schnell sie sich wohl wieder in ihr altes Leben einfinden würde?
Kapitel 14
F rau Rohlfs, kommen Sie mal«, rief Doris Möller aus ihrem Büro.
»Kann die vielleicht mal bitte sagen?«, sagte Olli genervt und sah seine Kollegin mitleidig an.
»Was gibt’s?«, erkundigte sich Leonie und betete, dass es jetzt, ein paar Tage vor ihrem wohlverdienten Weihnachtsurlaub, keinen neuen Ärger mit ihrer Chefin geben würde. Doris Möller war eisiger denn je und schickte Leonie immer wieder zu Botendiensten und zuletzt sogar in die Reinigung. Angeblich hatte sie selbst zu viel zu tun und steckte bis zum Hals in Arbeit.
»Du weißt, dass das nicht zu deinen Aufgaben gehört«, hatte Nina erbost gesagt. Doch Leonie wollte keine Auseinandersetzungen mehr riskieren. Sie war froh, wenn sie so wenig wie möglich mit ihrer Chefin zu tun hatte.
»Frau Rohlfs, ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Frau Koch hat gerade angerufen. Sie hat sich beim Schlittschuhlaufen das Bein gebrochen und muss jetzt zwei Wochen im Krankenhaus bleiben und anschließend in die Reha. Wir brauchen dringend eine Vertretung. Tut mir leid, aber aus Ihrem Urlaub wird nichts.«
Leonie wurde schwindlig vor Entsetzen. Sie hatte sich so darauf gefreut, endlich wieder ins Alte Land zu fahren und ihre Eltern zu besuchen. Seit einem dreiviertel Jahr hatte sie nicht mehr freigehabt. Noch nicht einmal die zwei Tage für den Umzug waren Leonie genehmigt worden, obwohl sie ihr gesetzlich zugestanden hätten.
»Können Sie nicht jemand aus der Zentrale anfordern?«, fragte sie, obgleich sie die Antwort bereits kannte. »Und wenn das nicht geht, könnten Sie nicht selbst die Vertretung übernehmen?«
Leonie bewegte sich auf dünnem Eis, und das wusste sie, aber inzwischen war ihr alles egal. Was für eine Unverschämtheit! Doris Möller war gerade erst auf den Kanaren gewesen, und jetzt nahm sie sich schon wieder Urlaub. Das durfte sie sich nicht bieten lassen! Leonie starrte ihre Vorgesetzte unverwandt an und bemerkte ein unsicheres Flackern in ihrem Blick.
Sie dachte an Ninas Worte: »Du hast doch mal erzählt, dass dieser Thomas Regner von deiner Arbeitsweise ganz angetan war. Traumreisen ist eine große Kette, da muss es
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