Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Preise und alles, was es für uns über die Konkurrenz zu wissen gibt.«
Beim Stichwort »uns« dachte Nina unwillkürlich an Alexander Wagenbachs Frau, die sie mittlerweile ebenfalls einige Male im La Lune gesehen hatte. Isabelle Wagenbach war eine aparte Erscheinung.
»Ihre Frau erinnert mich ein wenig an diese französische Schauspielerin. Wie heißt sie noch gleich? … Audrey Tautou!«
»Ja, das stimmt. Sie hat sogar französische Wurzeln, ihr Vater kommt ursprünglich aus Paris«, sagte Alexander Wagenbach und wechselte dann schnell das Thema. »Wie geht es eigentlich Ihrer ehemaligen Kollegin? Haben Sie mal wieder etwas von ihr gehört?«
Nina nickte. Gerade vor kurzem hatte ihr Annette einen kleinen E-Mail-Gruß geschickt. Offensichtlich ging es ihr sehr gut in Frankfurt, und sie schien kaum mehr an ihre Hamburger Vergangenheit zurückzudenken.
»Ja, ja, diese E-Mails«, meinte Alexander mit nachdenklicher Miene. »Ein flüchtiges Medium, das einem fälschlicherweise echte Nähe vorgaukelt.«
Nina runzelte die Stirn. Machten Waldemar Achternbeck und sie sich etwas vor? Nein, entschied sie spontan. Zumindest sie selbst neigte nicht zur rosaroten Brille oder zu übersteigerten Erwartungen. Vor allem nicht, was Männer betraf.
»Schreiben Sie keine Mails?«, fragte Nina neugierig. Heutzutage gab es ja kaum jemanden, der nicht elektronisch kommunizierte.
»Wenn es sich vermeiden lässt, eigentlich nicht. Im Job geht es nicht anders, aber das sind geschäftliche Korrespondenzen. Privat telefoniere ich lieber oder treffe mich gleich direkt mit meinen Freunden. Simsen finde ich ähnlich schlimm«, erklärte er, und Nina wurde rot.
Sie beruhigte sich allerdings gleich wieder, da sie und Alexander Wagenbach im Prinzip absolut einer Meinung waren. Aus ihr würde sicherlich kein Handyjunkie werden.
Darüber hinaus hatte sich für ihre spontane Verabredung heute Abend der Kauf auf jeden Fall gelohnt. Nun hatte sie endlich Gelegenheit, Alexander Wagenbach besser kennenzulernen und leibhaftig mit ihm zu kommunizieren. So viel zu echter Nähe, dachte sie schmunzelnd.
Den Rest des Abends plauderten sie über Filme, Bücher und Musik.
Worüber man eben so spricht, wenn man sich gerade mit jemandem anfreundet, dachte Nina, als sie weit nach Mitternacht endlich in ihrem Bett lag. Wenn man verliebt ist und so viel wie möglich über den anderen wissen will, ist das etwas ganz anderes, als wenn man an einer Freundschaft bastelt, überlegte sie und wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere. Eigentlich war sie todmüde, doch ihre Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen.
Wenn Alexander nicht verheiratet wäre, würde ich ihn durchaus interessant finden, gestand sie sich verschämt ein, und ihre Gedanken wanderten zu Asterdivaricatus. Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen und fasste den Entschluss, ihm nichts von ihrem Abendessen mit Alexander zu schreiben.
Das würde allerdings gar nicht so leicht werden, denn mittlerweile erzählte sie ihm fast alles von sich, wen sie traf, was sie unternahm und was sie dachte. Ihre E-Mails waren fast so etwas wie ein virtuelles Tagebuch, und Nina vergaß bisweilen, dass es ein realer Mensch war, dem sie ihre Gedanken anvertraute, und das, obwohl sie ihn noch nicht einmal persönlich kannte. Aber vielleicht war das genau der Grund, weshalb sie sich ihm so bedingungslos anvertrauen konnte. Asterdivaricatus war eine abstrakte Person am anderen Ende einer Leitung und schien irgendwie gar nicht zum richtigen Leben dazuzugehören. Er war Ninas Flucht aus dem Alltag, von ihm hatte sie keine Kritik und kein Urteil zu erwarten, er war wie ein Schwamm, der ihre Sorgen und Nöte einfach aufsog und geduldig auf Neuigkeiten wartete.
Ihm selbst schien es ähnlich zu gehen, da auch er viel über sein tägliches Leben schrieb. Er amüsierte sie mit Anekdoten über Lulu, schickte ihr Kolumnen oder schimpfte über seinen Chefredakteur, mit dem er in regelmäßigen Abständen aneinandergeriet.
Als er einmal für eine knappe Woche verreist war, fiel Nina auf, wie leer ihr die Tage plötzlich vorkamen. Mittlerweile hatten es sich die beiden angewöhnt, einander morgens einen Gruß und abends ein paar Gute-Nacht-Zeilen zu schicken.
Auch an diesem Abend hatte Nina ihm noch geschrieben, obwohl sie müde war und randvoll mit Eindrücken. Die E-Mail war deshalb kurz ausgefallen, denn Nina wollte sich keine Lügen ausdenken. So dachte sie sich nichts dabei, als sie lediglich ein knappes »Gute
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