Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Menschen an seiner Seite gebraucht, der sich mit Liebe und Hingabe um ihn und seinen Sohn kümmerte. Und dieser Mensch wäre sie selbst gern gewesen.
»Du musst es ihm sagen, er hat ein Recht darauf, es zu erfahren!«, sagte sie lauter als beabsichtigt.
Stella wünschte sich weit, weit weg. Sie hatte das Gefühl, einem Inquisitionskommando gegenüberzusitzen, und bereute es, die beiden eingeweiht zu haben. Nina und Leonie waren also der Ansicht, dass Robert ein Mitspracherecht zustand. Und wenn sie nicht dieser Meinung war? Immerhin ging es hier um ihr Leben!
Sie musste unwillkürlich an den Slogan »Mein Bauch gehört mir!« denken, den Wahlspruch der Feministinnen, die für das Recht auf Abtreibung gekämpft hatten. Noch nie hatte Stella diesen Satz so gut verstanden wie jetzt.
»Ich möchte jetzt lieber nicht mehr darüber sprechen, sondern ein bisschen allein sein. Tut mir leid, wenn ich euch in Aufregung versetzt habe«, sagte sie leise und erhob sich. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging sie in den Flur und zog die Tür hinter sich zu. Leonie und Nina sahen einander an und tranken stumm ihren Tee.
»Ist dein Vater da?«, fragte Stella in den Telefonhörer. Seit einer halben Stunde ging sie unruhig in ihrer Wohnung auf und ab, und die Gedanken wirbelten nur so durch ihren Kopf. Sie ärgerte sich noch immer über Leonie und Nina, allmählich allerdings meldeten sich erste Zweifel.
Ob sie nicht doch auf die beiden hören sollte? Robert hatte zweifelsohne ein Recht darauf, zu erfahren, dass er bald Vater werden würde. Und da sie schon in ihrer Liebesnacht so erschreckend unvernünftig gewesen war, sollte sie wenigstens jetzt ein wenig Reife zeigen.
»Moment, ich hol ihn«, antwortete Moritz, und Stella wunderte sich, dass er noch auf war. Immerhin war es einundzwanzig Uhr, viel zu spät für einen Jungen in seinem Alter. Andererseits: Was wusste sie schon über Kinder?
»Das ist ja schön«, hörte sie Robert sagen. »Was verschafft mir die Ehre?«
Stella wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber plötzlich hatte sie Hemmungen, die Angelegenheit am Telefon zu besprechen.
»Ich wollte fragen, ob wir uns treffen können«, antwortete sie stattdessen und konnte hören, wie Robert am anderen Ende der Leitung tief durchatmete.
»Gern, jederzeit. Was schlägst du vor?«
Sie verabredeten sich für das kommende Wochenende, an dem Moritz bei seinen Großeltern sein würde.
»Ich hole dich Samstag um fünfzehn Uhr ab, dann können wir ein bisschen spazieren gehen«, schlug Robert vor, und Stella willigte ein.
Noch drei Tage, dann hatte sie es hinter sich! Eine neue Welle der Übelkeit stieg in ihr auf. Das Kind in ihrem Bauch wollte wohl auf sich aufmerksam machen.
»Ich finde, wir sollten ein Programm für alleinreisende Single-Frauen entwickeln«, schlug Leonie während des allwöchentlichen Abteilungsmeetings mit Thomas Regner vor. Oft schon hatte sie festgestellt, dass Frauen nur sehr ungern alleine verreisten, und sie kannte das Problem von sich selbst.
Beate Kröger, die Leiterin der Abteilung »Finanzen«, konnte ihr nur zustimmen. Seit ihrer Scheidung hatte sie sich schon länger nicht mehr zu einer Urlaubsreise durchringen können, auch wenn sie durchaus über die finanziellen Mittel verfügt hätte. Und der gerade mal dreißigjährigen Pressechefin ging es nicht anders. Die meisten ihrer Freundinnen waren liiert, und sie blieb ebenfalls lieber zu Hause, als sich alleine zu einer Reise aufzuraffen.
»Gute Idee!«, pflichteten die beiden ihr bei, unterstützt vom zustimmenden Gemurmel weiterer Kolleginnen. Interessiert blickte Thomas Regner in die Runde.
»Na, da scheinen sich ja ausnahmsweise mal alle einig zu sein«, sagte er lächelnd und wandte sich an Leonie.
»Wie wäre es, wenn Sie bis zur kommenden Woche ein Konzept ausarbeiten, das Sie uns dann beim nächsten Meeting präsentieren?«
Leonie wurden die Knie weich. Ach, du Schreck, dachte sie. Schon in der Schule hatte sie es gehasst, Referate zu halten, und beim Gedanken an eine Präsentation vor versammelter Runde bekam sie schwitzige Hände. Doch was blieb ihr anderes übrig? Sie lächelte krampfhaft und sagte:
»Natürlich … sehr gerne …«
»Nächste Woche kommt übrigens Ingvar Svensson aus der Zentrale in Stockholm, um sich ein Bild vom deutschen Reisebüromarkt zu machen, und da würde dieses Thema hervorragend passen«, hörte sie Thomas Regner sagen, und ihr wurde augenblicklich übel. Nein, nicht auch das
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