Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
glücklicher wäre, wenn ihr kein Geld für neue, angesagte Turnschuhe hättet und er deswegen in der Schule gehänselt werden würde? Oder wenn er nicht mit auf Klassenfahrt darf, weil du dir das nicht leisten kannst?«, entgegnete sie und merkte sogleich, wie harsch sie geklungen haben musste. Eigentlich ging sie das Ganze überhaupt nichts an. Weshalb gelang es diesem Mann nur immer wieder, sie derart in Rage zu bringen?
Robert schien ebenfalls verärgert und verlangte die Rechnung.
»Noch kann ich sie ja bezahlen«, bemerkte er bissig, als Stella ihr Portemonnaie zückte.
Schweigend gingen die beiden zum Parkplatz, und Stella bereute es bereits, dass sie nicht getrennt zum Hafen gefahren waren. Fast war sie versucht, ein Taxi zu bestellen, aber das wäre dann doch zu albern gewesen, denn Robert fuhr ebenfalls zur Villa.
»Nun komm schon, ich beiße nicht«, brummte er und schob sie zu seinem Wagen.
Zu Hause angekommen, verabschiedeten sie sich kühl voneinander und wünschten sich eine gute Nacht. Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, horchte Stella in die Stille. Nun war sie wieder allein.
Während sie sich abschminkte, kehrten ihre Gedanken zu Robert zurück. Er war wirklich mit Leib und Seele Vater. Eine solche Entscheidung musste schwer für ihn sein. Und zu allem Überfluss hatte sie ihn auch noch mit ihrer Schwangerschaft konfrontiert.
Angesichts der Umstände hatte er wirklich sehr einfühlsam reagiert, ganz im Gegensatz zu ihrem heftigen Gefühlsausbruch.
Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie es war, wenn einem ein kleines Kind wichtiger war als das eigene Leben, wenn man jemanden mehr liebte als sich selbst. Während ihres Klinikaufenthalts war ihr schmerzhaft klar geworden, dass sie sich selbst nicht besonders mochte, und solange man sich nicht selbst liebte, konnte man wahrscheinlich auch niemanden anderen lieben, so hieß es ja immer.
Dass das Leben derart kompliziert sein musste! Seufzend schenkte sich Stella ein Glas Mineralwasser ein und dachte über Kinder, Verantwortung und Erwachsensein nach – all die Themen, die während ihrer Therapiestunden eine wichtige Rolle gespielt hatten.
Ein Kind zu haben würde sicher so manche Perspektive zurechtrücken, dachte sie, als plötzlich ein stechender Schmerz ihren Unterleib durchfuhr. Sie krümmte sich zusammen und sah entsetzt, dass ein hellroter Streifen an ihrem Oberschenkel hinunterlief. War das Blut? Panisch rannte sie zur Toilette und riss sich hektisch den Slip hinunter. Was um Himmels willen war geschehen? Wieder spürte sie einen ziehenden Schmerz, der sich bis in den Bauch hochzog, und ihr gesamter Unterleib krampfte sich ruckartig zusammen. Das Baby! Vor lauter Panik klingelte Stella bei Leonie Sturm.
»Hilfe, bitte schnell, ich brauche Hilfe«, rief sie, außer sich vor Angst. Leonie und Nina kamen gleichzeitig aus ihren Wohnungen gerannt und fackelten nicht lange, als sie den riesigen Blutfleck auf Stellas Nachthemd sahen.
»Ich rufe den Notarzt«, sagte Nina, und Leonie lief nach oben zu Robert Behrendsen, dessen Wagen sie in der Auffahrt entdeckt hatte. Bleich vor Schreck kam er wenige Sekunden später die Treppe heruntergestürzt, hinter ihm eine nicht weniger verstörte Leonie.
Stella folgte Roberts Anweisungen widerspruchslos und ließ sich auf das Sofa dirigieren, wo er ihr ein Handtuch unterlegte und die Beine hochlagerte. Liebevoll hielt er ihre Hand und sprach beruhigend auf sie ein. Stella weinte hemmungslos. Es passierte wirklich eine Katastrophe nach der anderen! Sie hatte es satt, dass ihr Körper ständig verrückt spielte.
»Mach dir keine Sorgen, es wird alles wieder gut«, sagte Robert zärtlich und streichelte ihr übers Haar. Leonie packte in der Zwischenzeit ein paar von Stellas Sachen zusammen, für den Fall, dass diese im Krankenhaus bleiben musste. Nina wartete währenddessen an der Eingangstür auf den Arzt.
Zwanzig Minuten später standen sie in der Notaufnahme der Uniklinik. Robert wich Stella nicht von der Seite und begleitete sie in den Untersuchungsraum. Nina und Leonie blieben in der Wartehalle und warteten angespannt auf Neuigkeiten.
Die diensthabende Ärztin verabreichte Stella eine hohe Magnesiumdosierung, um eine Fehlgeburt zu verhindern. Wie in Trance ließ sie die Prozedur über sich ergehen. Seltsam, nun, da sie ihr Kind zu verlieren schien, wollte sie alles tun, um es zu retten. Keinen Moment lang dachte Stella daran, dass sie in einer Woche zu einem Abtreibungstermin
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