Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
woher sie auf einmal ihren Mut nahm. Es war, als hätte sich ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt. Einen Moment war es still im Büro, dann begann Herr Svensson lauthals zu lachen. »Eine Reiseverkehrskauffrau, die nicht gerne reist, das habe ich ja noch nie gehört«, rief er aus und klatschte laut in die Hände. »Hat Ihre Antipathie gegen das Reisen einen Grund?«
»Ich bin eben ein ängstlicher Mensch«, sagte Leonie und hielt seinem Blick stand. Sie würde sich nie wieder für sich selbst schämen. Es war an der Zeit, endlich die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und einzusehen, dass sie den falschen Beruf gewählt hatte.
»Eine Mitarbeiterin, die nicht gerne reist, ist mit Sicherheit nicht die Richtige für Ihr Unternehmen, und schon gar nicht, um ein neues Programmsegment aufzubauen. Aus diesem Grund möchte ich Sie bitten, meine Kündigung entgegenzunehmen.«
Thomas Regner sah aus, als hätte Leonie ihn geohrfeigt.
»Das ist nicht Ihr Ernst, oder, Frau Rohlfs?«, fragte er völlig perplex. Doch Leonie war es ernst, äußerst ernst sogar. Eigentlich hatte sie die ganze Zeit schon geahnt, dass dieser Moment kommen musste. Aber immerhin war es nicht Doris Möller, die sie aus dem Reisebüro vertrieben hatte, sondern die Entscheidung lag ganz allein bei ihr.
»Es tut mir leid, Herr Regner, wenn ich Sie enttäuscht habe, aber ich bin überzeugt, dass es so am besten ist.«
Gespannt sah sie die beiden Männer an. Die Bombe war geplatzt, sie hatte gekündigt und sich von einer riesigen Last befreit. Nun mussten die Dinge nur noch ihren Lauf nehmen …
Kapitel 27
Z ur selben Zeit saß Stella in einem geräumigen Abteil der Nord-Ostsee-Bahn und dachte über ihre Zukunft nach. Nach ihrer Entlassung aus der Klinik hatte sie sich erstaunlich schnell erholt, und wenn alles gutging, würde sie im Herbst ihr Baby bekommen.
Heute Vormittag hatte sie beschlossen, sich etwas Gutes zu tun und ihren Geburtstagsgutschein im Husumer Wellness-Hotel Alte Schule einzulösen. Sie hatte ein Zimmer gebucht, ihre Termine für die kommenden Tage gecancelt und Nina und Leonie Bescheid gesagt.
Schön, dass ich das Abteil ganz für mich alleine habe, dachte sie, als sie aus dem Fenster blickte und die karge schleswig-holsteinische Landschaft an sich vorbeiziehen sah. Vorsichtig strich sie sich über den Bauch.
»Wenn du ein Mädchen wirst, nenne ich dich Emma«, sagte sie zärtlich und hoffte, dass ihre Stimme laut genug war, um zu dem kleinen Wesen durchzudringen, das da in ihrem Bauch heranwuchs. Eine starke Gefühlswelle durchflutete sie. Und das war schön. Sie war nicht mehr allein, sie musste Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen. Für jemanden, der vollkommen von ihr abhängig war. Sie würde versuchen, eine gute Mutter zu sein, ja, sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihr Kind für das Leben zu rüsten.
Wie ihre Mutter wohl reagierte, wenn sie erfuhr, dass sie schon bald Oma werden würde? Ganz einfach, Stella würde es ihr erst nach der zwölften Schwangerschaftswoche sagen. Nun musste sie sich nur noch überlegen, wie sie Mutterschaft und Beruf unter einen Hut bringen würde. Robert hatte ihr seine Unterstützung zugesichert und angekündigt, sooft es ging, nach Hamburg zu kommen, um nach ihr zu sehen. Auch ihre Freundinnen hatten sich sehr über ihre Entscheidung gefreut und sich spontan als Babysitter angeboten. Stella war erleichtert, dass zwischen ihr und Leonie alles wieder in Ordnung war. Die beiden hatten sich ausgesprochen, und Leonie hatte Stella zum Schluss alles Gute gewünscht. Es war nach wie vor nicht leicht für sie, aber sie gönnte Stella ihr Glück von ganzem Herzen.
Im Grunde war alles wunderbar, und sie musste sich keine allzu großen Sorgen machen. Immerhin hatte sie noch genug Rücklagen aus der Erbschaft ihres Vaters. Und ihre Mutter würde sich bestimmt freuen, ab und zu auf das Kind aufzupassen. Und schließlich war da noch Robert.
Robert …
Stella wurde warm ums Herz. Obwohl sie es ihm mit ihren Macken und ihrer komplizierten Art weiß Gott nicht leicht gemacht hatte, hatte er stets Verständnis für sie aufgebracht. Und auch jetzt stand er ihr anstandslos zur Seite, ohne eine Gegenleistung zu erwarten oder etwas von ihr zu fordern.
»Ein toller Mann«, murmelte sie und wunderte sich im selben Moment über die Worte, die ihr so spontan entschlüpft waren. Sie war gespannt, ob sich Robert für Hamburg entscheiden würde. Natürlich hatten sich die
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