Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
gut«, meinte Robert beschwichtigend und nahm Stella in seine Arme. »Du alleine entscheidest, das ist klar. Hätten wir eine längere Beziehung gehabt, würde ich das Ganze vielleicht ein wenig anders sehen. Aber unsere leichtsinnige Liebesnacht und deine Sache mit Julian sind ein denkbar schlechter Ausgangspunkt, um ein Kind in die Welt zu setzen. Wenn du willst, begleite ich dich zu dem Eingriff und bleibe, bis es dir wieder bessergeht.«
»Ich danke dir, das schaffe ich schon alleine«, entgegnete Stella ruppig und befreite sich aus seiner Umarmung. Sie durfte nicht schwach werden und Robert neue Hoffnungen machen. Dieser Mann hatte eine andere Frau verdient! Eine, die seine Warmherzigkeit zu schätzen wusste, und nicht jemanden wie sie, die ihr Leben nicht in den Griff bekam. Eine Frau wie Leonie … Ja, Leonie würde wunderbar zu ihm passen und wäre eine liebevolle und fürsorgliche Mutter. Aber zwischen ihnen beiden lagen Welten!
»Hast du Lust, essen zu gehen? Schließlich ist heute Samstag – Ausgehtag«, sagte Robert nach einer Weile. »Ich verspreche auch, das Thema Kind nicht weiter zu erwähnen.«
Das ist auch besser so, dachte Stella bitter. Nein, Männer hatten ihr bislang kein Glück gebracht und sie ihnen vermutlich ebenso wenig. Robert würde bald erkennen, dass er etwas in sie hineinprojiziert hatte, dem sie in Wahrheit gar nicht standhalten konnte. Was war sie denn schon? Eine verwirrte und verunsicherte Vierzigjährige, die gerade sechs Wochen in einer psychosomatischen Klinik verbracht hatte. Eine ehrgeizige Karrieristin, die außer ihrem Beruf kaum andere Interessen hatte.
»Okay, aber nur, wenn ich dich einladen darf«, entgegnete sie.
Wenig später saßen sie bei einem rustikal eingerichteten Portugiesen und studierten die Speisekarte.
»Magst du Fisch?«
Robert bejahte und bestellte sich Garnelen in Knoblauchöl, Calamares und gegrillte Sardinen. Den Wein lehnte Stella bedauernd ab. Aus Solidarität stornierte Robert sein Bier und entschied sich stattdessen für eine große Apfelsaftschorle.
»Ist sowieso viel gesünder«, meinte er lächelnd. Zum ersten Mal bemerkte Stella die charmanten Fältchen um seine Augen und die distinguiert wirkenden gräulichen Strähnen, die sein volles, dunkles Haar sanft durchzogen.
»Erzähl mal«, sagte sie, »wie geht es euch da oben in Husum? Wie geht es deiner Mutter, und was macht die Praxis?«
Robert tunkte eine dicke Scheibe Weißbrot in die köstlich duftende Aioli-Sauce.
»Meiner Mutter geht es Gott sei Dank wieder gut, sie hat sich nach der Lungenentzündung schnell erholt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut ihre Konstitution ist. Husum, deine erklärte Lieblingsstadt, bereitet sich allmählich auf den ersten Besucheransturm vor. Wenn im Schlosspark die Krokusse blühen, gibt es kein Halten mehr, und die Touristen brechen in Scharen über unser kleines Örtchen herein. Ansonsten ist alles beim Alten. Nur …«
Robert zögerte und schluckte sein Brot hinunter.
»Nur mit der Praxis habe ich so meine Probleme.«
Stella sah ihn fragend an.
»Die Gesundheitsreform macht mir ziemlich zu schaffen. Momentan überlege ich, wieder nach Hamburg zurückzugehen und die Stelle in der Pädiatrie der Uniklinik anzunehmen, die mir angeboten wurde.«
»Und was würde dann aus deiner Praxis werden?«, erkundigte sich Stella, der einfiel, dass er sie von seiner Frau geerbt hatte.
»Mein Partner hat sich schon umgehört und könnte einen Arzt für Allgemeinmedizin aufnehmen, ein weitaus aussichtsreicheres Betätigungsfeld als meines.«
»Das klingt doch vielversprechend. Worauf wartest du noch?«
»Zum einen hänge ich an Husum, auch wenn du das nicht nachvollziehen kannst, und zum anderen würde das bedeuten, Moritz aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen. Seine Großeltern wären nicht mehr in der Nähe, und sie sind ihm sehr wichtig. In Hamburg wäre ihm alles fremd.«
»Da hast du natürlich recht«, sagte Stella und überlegte, was sie an seiner Stelle tun würde. »Meinst du nicht, dass es für Moritz langfristig wichtiger ist, finanziell abgesichert zu sein?«, fragte sie und sah, wie sich Roberts Miene verfinsterte.
»Geld und Karriere sind nicht alles, wie du mittlerweile gelernt haben solltest. Glaubst du immer noch, dass materieller Reichtum wichtiger ist als emotionale Stabilität?«
Stella fühlte Wut in sich aufsteigen. Da waren sie wieder, ihre unterschiedlichen Auffassungen vom Leben!
»Ach, denkst du vielleicht, dass Moritz
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