Eine von Zweien (German Edition)
versucht zu
erobern, um es überhaupt so richtig brechen zu können. Versteh‘ mich nicht
falsch, ich habe des Öfteren Dates, aber immer nur das Erste. Ob ich mit ihnen
in die Kiste hüpfe oder nicht, am Ende ist es meist dasselbe. Sie melden sich
dann nicht mehr. Ich kann dir sagen, die haben alle einen an der Waffel. Das
ist alles, was ich dir über meine Männergeschichten sagen kann.“
Wow, das war komplette Offenheit. Naja, nicht ganz, ich hatte
da so ein Gerücht gehört.
„Ich habe da ein Gerücht vernommen, du und Herr Dunken, was
ist denn damit? Habt ihr nicht was am Laufen? Ein kleines tête-à-tête?“
Kathrin sah mich verständnislos an.
„Was? Ich und der? Also, der ist ja ein hübscher Mann, mit
seiner arrogant-männlichen Manager-Art. Auch seine Augen, wenn der mal diese
Wirtschaftsprüfer-Brille abnimmt, dann könnte man schon schwach werden, und
trotz seines Alters ist er ja noch sehr gut in Schuss. Hast du mal auf seine
Oberarme geachtet. Ich muss ja zugeben, ich habe eine Vorliebe für wohlgeformte
Oberarme. Also attraktiv ist er schon, darüber brauchen wir gar nicht reden,
aber kann man mit dem überhaupt reden? Wohl eher nicht, und das ist mir auch
ganz wichtig. Also nein, da ist nichts dran. Wahrscheinlich habe ich betrunken
bei einer Feier mal gesagt, dass er ein Hübscher sei und das war dann unsere
Affäre. Ich muss dich enttäuschen, passiert ist nie etwas. Ich habe auch nie
über was anderes mit ihm geredet, als über die Arbeit. Nicht mal bei der
Weihnachtsfeier.“
„Gut, meinetwegen, ich hatte immer das Gefühl, ihr hättet ein
Geheimnis, so wie er dich in den Meetings anschaut. Dann liegt das wohl an
eurer Verbindung bezogen auf den Job.“
Ich war ein wenig enttäuscht. Ich konnte mir die beiden
irgendwie ganz gut zusammen vorstellen.
„Wie er mich anschaut? In den Meetings? Wovon redest du?
Davon habe ich noch nie etwas mitbekommen. Das denkst du dir doch gerade aus.“
„Na, dann, liebe Kathrin, achte doch mal darauf. Ich dachte
immer, es hätte etwas mit Insiderwissen von deiner Seite aus zu tun, das er
sich immer absichert, ob er auch alles richtig darlegt, aber wenn du sagst,
dass das nicht der Fall ist, dann schau doch mal nach, warum er dich so
anschaut.“ Jetzt wurde die Sache doch gleich wieder interessanter.
„Lissi, du bist ein Teufel!“ Kathrin lachte aus voller Kehle.
„Was, warum das denn?“ Ich konnte hinter ihrem
missbilligenden, amüsierten Blick ein weiteres Leuchten in ihren Augen
ausmachen. Hoffnung! Ich hätte es nicht gesagt wenn ich nicht schon oft diesen
komischen Verdacht gehabt hätte. Ich hoffte inständig, dass ich nicht falsch
lag.
Nach jeweils vier Cocktails -vier sehr starken Cocktails -
zahlten wir die Rechnung und machten uns auf den Weg zur U-Bahn Station. Wir
konnten noch zusammen warten, mussten dann aber in gegensätzliche Richtungen
verschwinden. Der Abend war super gelaufen. Ich hatte mehr über mich erfahren,
als erwartet. Nicht nur dank Kathrins Ehrlichkeit, sondern auch einfach nur
dadurch, dass ich den Abend durchgezogen hatte. Ich mochte Kathrin wirklich
gern und hoffte, dass wir diesen Abend wiederholen würden. Es war so befreiend,
sich mit anderen auszutauschen. Aber noch war ja unser Date nicht vorbei. Wir
nutzten, wenn auch eher ungewollt, die Zeit, bis die Bahnen kamen, um uns zu
amüsieren. Plötzlich war einfach alles komisch. Das Stück Papier auf dem Boden,
die Plakate an der Wand, wir lachten und kicherten über alles und nichts. Der
Alkohol nahm uns jegliche Hemmung oder Angst, dass wir uns blamieren könnten. Zweimal
in einer Woche. Einfach leicht sein. Einfach loslassen. Einfach lachen. Mit
jeweils bekannten Fremden. Einfach leben. Einfach atmen. Einfach mal nicht
denken. Ich war froh, dass ich das nach all den Jahren nicht verlernt hatte. Es
hatte sich versteckt, oder besser gesagt, ich hatte es weggeschickt, aber es
war wieder da. Es hatte sich befreit. Ich atmete tief ein, um alles in mich
aufzusaugen.
Als Ihre Bahn kam, umarmte ich Kathrin und sie erwiderte die
Umarmung, schaute mich an und nickte mir zu.
„Ich hoffe, du bist morgen immer noch so und nicht wieder die
Alte. Mir gefällt die neue Lissi sehr!“, sagte sie und stieg winkend ein. Ich
winkte zurück und hoffte das Gleiche, denn mir gefiel die neue Lissi auch
besser. Ich saß in der Bahn und hoffte, dass Beth nicht mit dem Malen auf mich
gewartet hatte. Ich hatte ja keine Möglichkeit gehabt, um ihr Bescheid zu
sagen. Ich besaß keine
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