Eine von Zweien (German Edition)
unsere Gläser zusammen, ohne Rücksicht auf
Verluste, die wir auch zu beklagen hatten. Die halben Getränke hatten wir uns
über die Arme geprostet. Daraufhin, bestellten wir gleich noch eine weitere
Runde.
„Genug Seelenstriptease von meiner Seite. Was ist mit dir?
Was ist dein Geheimnis?“, wollte ich jetzt aber wissen.
„Mein Geheimnis? Gute Frage, meine Eltern sind beide Lehrer
und konnten es nicht wirklich glauben und längere Zeit auch nicht akzeptieren,
dass ich in die korrupte Finanzwelt einsteigen wollte. Deren Leben war und ist
komplett auf das Wohl Anderer ausgerichtet. Ich fand Zahlen schon immer
faszinierend und die Macht des Geldes spannend. Geld hat immer etwas Dunkles an
sich, kann aber auch soviel Gutes mit sich bringen. Also beschloss ich, mich den
Zahlen und der Macht hinzugeben. Ich liebe meinen Job, aber ich liebe mich selbst
mehr. Da ich diesen Job nicht mache, um die Weltherrschaft an mich zu reißen,
sondern nur um zu tun, was ich mag, interessiert mich auch der Konkurrenzdruck
nicht! Ich kann meinen Job voll und ganz genießen. Also, keine wahren
Geheimnisse. Meine Liebe zur Kunst habe ich dir auch schon gestanden. Das ist
meine Parallelwelt, wenn ich von den ganzen Zahlen der Woche eine Pause
brauche. Jedes Wochenende tauche ich in sie ein. Ich gehe in Galerien und zu Ausstellungseröffnungen
in ganz Europa. Mit der Zeit habe ich mir hier auch einen Freundeskreis
aufgebaut. Wir lieben alle die Kunst und können nach dem Besuch der Galerie
noch Stunden in einem gemütlichen Restaurant, bei Wein über das Gesehene reden.
Was ist deine Parallel-Welt neben der Arbeit?“
„Ich liebe Sport, vor allem alles, was mich lebendig fühlen
lässt. Alles, was gefährlich ist oder mich total auslaugt. Das gibt mir den
Kick und das nötige Adrenalin, um die folgenden Tage ruhig zu sein. Ich kann,
oder ich sollte sagen ich konnte, nur genießen wenn Gefahr mit im Spiel war.
Aber nachdem ich dann erstmals nach Jahren den Pinsel wieder in die Hand
genommen hatte, hat sich das verschoben. Ich war total befriedigt und wie in Trance
beim - und auch noch nach dem Malen.“
Es entstand ein kleine Pause, in der wir beide unseren
Gedanken nachhingen. Kathrin unterbrach das Schweigen.
„Was ist eigentlich mit der Liebe? Du warst ja bei der
letzten Weihnachtsfeier mit einem sehr netten Herren zusammen, ist er dein
Mann?“
„Ben, mein Mann? Nein, er ist mein Partner, mein Freund. Wir
kennen uns schon eine ganze Weile. Er ist toll! Er ist einfach der Beste. Er
kocht gerne und versteht mich einfach. Wir passen eben einfach sehr gut
zusammen. Wir ergänzen uns gut! Wir sind genau das Gegenteil voneinander. Was
schaust du mich so an? Glaubst du mir nicht?“
Ich wusste selber nicht wieso, aber irgendwie klang die
Lobeshymne auf Ben unecht. Wollte ich mich vielleicht gerade selber nochmal
mehr davon überzeugen, wie toll Ben war? Es stimmte ja, er war toll, aber das
mit dem Zusammenpassen, das musste ich mir nochmal in Ruhe anschauen sobald der
ganze Zirkus mit Beth vorbei war. Warte, was sollte das ganze Zweifeln? Nein,
er war toll. Da musste ich nichts mehr schauen. Ich war ja total durch den
Wind. Ich sollte das Thema wechseln!
„Doch, doch, ich hab nur geguckt“, winkte sie ab.
„Ok, jetzt bist du dran, was ist mit dir und den Männern oder
nur einem Mann, was gibt es da zu berichten?“
„Oh nein, nicht dieses Thema! Also bei mir gibt es rein gar
nichts. Ich habe kein Glück mit den Männern. Ich bin verflucht und das war es
dann auch. Wenn ich jemanden kennenlerne, brauche ich mir fast nicht seinen
Namen zu merken. Die bleiben sowieso nur kurz. Ich kann dir nie sagen, was
genau das Problem ist. Ich bin immer schon froh, wenn sie nach dem ersten
Treffen wenigstens anrufen. Das ist auch seltener geworden. Sie sagen, sie
würden sich melden und dann war es das. Verstehen tut das keiner. Wieso sie
nicht einfach sagen: “War nett, aber ich werde mich nicht bei dir melden.“ Das
wäre auf jeden Fall fairer. Aber die Männer haben verlernt, Rückgrat zu haben,
ich glaube das ist durch die Emanzipation verloren gegangen oder vielleicht
haben wir es den Männern vor der Emanzipation nie abverlangt und nie gemerkt,
dass es fehlt. Entschuldige bitte, wenn ich getrunken habe und mit diesem Thema
anfange, dann ist kein Halten mehr. Also bei mir gibt es nichts Interessantes
zu berichten. Vor vier Jahren wurde mir das letzte Mal so richtig das Herz
gebrochen und seitdem hat es keiner versucht. Also ich meine,
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