Eine von Zweien (German Edition)
Nummer und keine E-Mail-Adresse. Aber da sie mir ja die
Aufgabe gegeben hatte, mich mit einer Kollegin zu treffen, musste sie ja
erwartet haben, dass es länger werden würde. Ich war beruhigt, schlaffte ab und
wäre beinahe eingeschlafen und hätte meine Station verpasst. Als ich ausstieg,
versuchte ich in gerader Linie meinen Weg nach Hause zu finden. Da ich selten
Alkohol trank, schienen vier Cocktails ein großes Hindernis fürs Geradelaufen
zu sein. Noch ein anstrengender, interessanter Tag ging zu Ende. Ich legte
mich, nicht ohne vorher eine Aspirin zu nehmen, ins Bett und war sehr
zufrieden. Vielleicht sogar ein wenig glücklich, aber das konnte auch
Einbildung sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
11
Dank der Aspirin war das Aufstehen am Morgen nicht allzu hart
und ich hatte sogar die Zeit gefunden, um schnell zu Beth hinüberzulaufen, um
ihr vom Vorabend zu berichten. Wie gut alles geklappt hatte und wie nett der
Abend war. Als ich fragte, was sie den ganzen Tag über gemacht hatte, winkte
sie meine Frage als uninteressante Bürokratie ab und fragte detaillierter nach
meinem gestrigen Gespräch. Auf dem Weg zur Arbeit musste ich noch schnell Ben
schreiben. Er hatte mich gestern, als ich mit Kathrin zusammen saß, fünfmal
angerufen. Ich hatte das Telefon aber nicht gehört. Also schnell eine
Textnachricht schicken und auf zur Arbeit.
Wir hatten heute gleich ein Meeting. Wie ich es prophezeit
hatte, verlief alles wie immer. Nach den letzten Worten von Herrn Dunken, kam
Kathrin zu mir herüber und hatte nur einen einzigen Satz, zum Glück mit einem
breiten Lächeln bestückt, für mich übrig.
„Du bist ein Teufel, liebe Lissi, ich hätte es nicht gedacht,
doch, du bist ein Teufel, einer, der mehr mitbekommt, was um ihn herum passiert, als man dachte oder sich
gewünscht hätte!“ Sie drückte meinen Arm und ging in ihr Büro.
Ahhhja, sie hatte auf die Blicke von Herrn Dunken geachtet
und ihn damit das ein- oder andere Mal sogar ein wenig aus dem Konzept
gebracht, was sie selbst mehr überrascht hatte als ihn. Sie war irritiert,
konnte es jetzt aber nicht mehr von der Hand weisen, irgendwas ging da vor
sich. Aber hier im Büro, am besten noch vor Herr Dunkens Augen, war sicher
nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Das mussten wir verlegen.
Ich war sehr gespannt, was sie dazu sagen wird.
Die restlichen der Tage, bis zu meiner Abreise nach Nürnberg,
ging ohne besondere Vorfälle vorbei. Am Freitag brachte ich Kathrin das Bild
mit, das Beth und ich nach dem Fertigstellen noch mit Firnis einsprühten.
Kathrin rannte mit dem Bild von Büro zu Büro, um es allen zu zeigen. Sie war
wohl wirklich begeistert. Ich wäre einerseits gerne im Boden versunken,
andererseits war ich stolz und dankbar, wie meine Kollegen reagierten. Ich
hatte ja in so kurzer Zeit hauptsächlich positives Feedback für meine Kunst
bekommen. Das gab mir ein gutes Gefühl. Auch meine Kollegen waren zum größten
Teil erstaunt und konnten alle nicht glauben, dass ich die Urheberin war. Das
Foto des Bildes schickte ich Kathrin auf ihr Handy und machte mich gen
Nachmittag auf den Weg zum Bahnhof, wo Beth und ich uns treffen wollten. Am
Abend davor hatte Beth mich noch vor einem Nervenzusammenbruch bewahren müssen,
als es darum ging, was ich alles zum Anziehen mitnehmen sollte. Ich hatte
meinen halben Kleiderschrank ausgeräumt, konnte ihn natürlich nicht in meinen
Koffer verstauen, was mich zur Verzweiflung brachte. Beth stand mir hierbei
tapfer zur Seite. Sie beruhigte mich, sortierte die zehn schwarzen und zehn weißen
Tops wieder aus und machte mir klar, dass ich nicht alle bräuchte. Nicht nur
das, sie erklärte sich auch bereit, das Geschenk für Anna abzuholen. Ich hatte
weder den Nerv, noch die Zeit dafür. Damit das Geschenk aber trotzdem sozusagen
von mir war, suchte ich es selbst auf der Internetseite des süßen
Kinderklamottenladens aus und Beth kaufte dann die Leggins mit einem Kleidchen
für mich ein. Ich hätte mich Stunden auf der Seite aufhalten können. Was dort
angeboten wurde, war alles unglaublich niedlich, es war nicht so leicht, eine
Auswahl zu treffen. Aber es gelang mir letztendlich doch und Beth sorgte dafür,
dass ich das Geschenk dann auch übergeben konnte. Es machte mich nervös, nur an
zu Hause zu denken. Jedes Mal, wenn ich in der Vergangenheit am Bahnhof oder am
Flughafen ankam, wurden zu viele Erinnerungen geweckt. Normalerweise habe ich
sie gleich verbannt und in den Tiefen
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