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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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habe ich dann auch gemacht!“
    Sie hatte zwar weiter geredet, aber alles was ich vor mir sah,
war das Bild, als Dad mich festhielt und ich in seinen Armen schluchzte. Das
war der Moment!
    „Tja du hast dich aus Dads Klauen retten können. Ich hatte es
versucht, er hat mich fester an sich gedrückt und dann habe ich mich einfach
ergeben, nicht nur in dieser Situation, von da an komplett! Ich gab einfach
auf. Mit ihm habe ich die weitere Planung meines Lebens übernommen. Also, er
hat geplant und ich habe allem zugestimmt. Ich hatte keine Kraft und wollte nur
noch weg. Er dachte anfangs, er tut mir einen Gefallen. Und hoffte sicher, ich
würde vielleicht Spaß an seiner Passion finden. Schließlich liebte er auch
Zahlen. Aber ich konnte ihm die ganze Zeit nicht in die Augen schauen. Ich
merkte, dass ich auf dem falschen Weg war, aber nickte ihn einfach ab. Ich
glaube, ich habe es ihm immer übel genommen, dass er mich nicht hat trauern
lassen. Dabei hätte ich mir einfach die Zeit dafür nehmen können. So wie du! Dad
und ich haben bis heute kein gutes Verhältnis. Wir reden oberflächlich über die
Arbeit, über die ansteigende Skrupellosigkeit in unserem Job,   übers Wetter und fertig. Ein kleiner
Moment, ein klitzekleiner Unterschied und alles läuft anders ab.“
    Ich merkte wie Wut in mir aufstieg, Wut und Trauer, erst
gegen Dad, dann gegen mich.
    „Naja, nicht ganz. Du hättest sicher auch noch nach dem
Praktikum die Richtung wechseln können. Oder im Studium, aber das wäre für dich
ja wie ein Aufgeben gewesen und Aufgeben wäre Versagen gewesen.“
    Beth brachte es auf den Punkt. Ich hatte mich dann selbst an
den Weg gefesselt. Ich hatte schon versagt, Lukas zu behalten, da konnte ich es
nicht ertragen, bei der nächsten Sache auch noch zu versagen! Oder schlimmer
noch: aufzugeben.
    „Richtig! Aufgeben, das macht eine Gold nicht!“ ich imitierte
Dads Stimme.
    „Richtig, ganz genau. Das war immer Dads Spruch, ich habe
diesen Spruch gehasst. Warum eigentlich nicht? Wer sagt das? Manchmal muss man
aufgeben, um an einem besseren Punkt wieder ansetzen zu können, um dann auch an
einem besseren Punkt wieder rauszukommen. Und wer definiert was „Aufgeben“ und
was “Neu-Orientieren“ ist?“ stellte Beth keck in den Raum.
    „Das kannst aber auch nur du sagen!“
    Ich hatte nie das Aufgeben in Frage gestellt. Hätte ich auch
nicht gekonnt! Hätte ich es in Frage gestellt aufzugeben, wäre ich schnell an
dem Punkt angelangt, an dem ich mich und meinen Weg in Frage hätte stellen
müssen. Das wäre ja nicht gegangen. Ich hatte es mir ja hart genug erarbeitet.
Ich schaute Beth an und sah das angriffslustige Funkeln in ihren Augen.
    „So, jetzt reicht es aber! Lissi, was lehrt uns diese ganze
Geschichte?“
    „Das ich ein Vollidiot war, alles getan habe, um es zu
vertuschen und allem voran mir selbst vorgelogen habe, alles sei mein Plan
gewesen und ich sei doch superzufrieden. Damit habe ich dann wieder bewiesen,
dass ich noch ein größerer Vollidiot bin, als ich sowieso schon angenommen
hatte!“
    „Achhhh, nein! Das zeigt, mit nur einer kleinen Entscheidung
kann alles geändert werden. Du gehst jetzt Schritt für Schritt in eine neue
Richtung! In eine ganz neue, verglichen mit der, die ich noch vor zwei Wochen
von dir erwartet hätte. Das bedeutet, dass sich jetzt schon etwas ändert. Wo du
dann ankommst, das kann keiner mehr sagen, aber es wird weit weg sein von dem,
was du bisher gemacht hast. Soll heißen, je mehr Schritte du in eine andere
Richtung gehst, umso mehr Auswirkung wird es auf die Entwicklung deiner Zukunft
haben. Hin zu dem, wo du dich möglicherweise glücklich fühlst. Oder, wie ich
hoffe, du glücklich sein wirst! Und wer weiß schon was das bedeutet? Was dich
glücklich macht und wer du dann bist, darauf können wir gespannt sein!“
    „Amen, Beth, ich muss dich jetzt knutschen! Du bist besser
als der Dalai Lama!“
    Wir   fingen beide
an zu lachen und entspannten uns nach dieser Unterhaltung wieder. Ich gab Beth
eine innige Umarmung und drückte ihr einen saftigen Knutscher auf die Wange.
Ich war von meinem Frust ummantelt gewesen, bezogen auf meine Entscheidung von
vor 15 Jahren, ich war noch nicht geheilt, war ihn noch nicht ganz los, aber
ich wusste, was sie mir sagen wollte. Es bringt mir nichts, mich von der
Vergangenheit frustrieren zu lassen. Ich musste nach vorne schauen und vorwärts
gehen. Das ist immer schwieriger, als nur über die Vergangenheit zu jammern,
aber ich

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