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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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ganze Spiel verloren. Los doch!«
    Die Kuriere stoben davon.
    »Du bist deiner Sache ganz sicher?« sagte Chet Sawyer mißtrauisch.
    »Die Qahiren bauen keine Stadt, um sie ein paar Tage später wieder zu vernichten«, antwortete Ashley. Er wies mit ausgestrecktem Arm an den Wänden entlang. »Außerdem war die letzte Erschütterung kräftig genug, um sichtbaren Schaden anzurichten. Siehst du etwas?«
    »Dann wozu das Ganze?« wollte Sawyer wissen.
    »Vorspiel«, vermutete Ashley. »Wir sollen in die richtige Stimmungsmischung aus Angst und Schrecken versetzt werden, bevor der eigentliche Schlag erfolgt.«
    Er kehrte zu seinem Quartier zurück. Das Erdbeben näherte sich seinem Höhepunkt. Ein Stoß nach dem andern fuhr durch den Boden. Die Vorspiegelung war so vollendet, daß er mehrmals an der Wand Halt suchen mußte, um das Gleichgewicht zu wahren. Bob Koenig saß in stoischer Ruhe am Tisch und hielt seinen leeren Becher umklammert.
    »Du weißt, sie machen uns das alles nur vor«, sagte er mit dem Tonfall dessen, der seiner Sache absolut sicher war. »Ich frage mich, was danach kommt.«
    Ashley hatte eine Antwort auf der Zunge. Aber in diesem Augenblick durchfuhr ihn eine Welle körperlichen Schmerzes – so intensiv, daß er unwillkürlich aufstöhnte. Er tastete sich am Rand der Tischplatte entlang bis zu seinem Sessel. Ihm gegenüber hatte Bob Koenig sich zusammengekrümmt und starrte aus weit aufgerissenen Augen ins Leere. Das ist es! fuhr es Ashley durch den Sinn. Der Angriff beginnt. Der Schmerz ließ vorübergehend nach. Er hatte das Gefühl, der Raum beginne, sich mit Gewächsen und Gestalten zu füllen. Er hörte ängstliche Schreie. Ein schlangengleiches Tier schoß aus einem Stück verfilzten Buschwerks und stürzte sich auf einen der rennenden Schemen.
    »Ashley!«
    Er fuhr auf. Er hatte ganz deutlich gehört, wie jemand seinen Namen rief. Eine weibliche Stimme! Die Umrisse des Zimmers waren verschwunden. Er befand sich draußen im Dschungel. Eine Gestalt kam auf ihn zu. Wie durch einen Nebel erkannte er Birte Danielsson. Sie blutete aus zahlreichen Wunden. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Sie reckte ihm die Arme entgegen. Er versuchte, sie aufzufangen; aber gerade in dem Augenblick, in dem sie auf ihn zufiel, löste sie sich auf.
    Er empfand ihre Schmerzen. Er fühlte das Grauen derer, die inmitten des Dschungels von einer rasenden Meute blutgieriger Bestien überfallen worden waren. Er hörte sie schreien, sah sie fallen. Das Gefühl der Hilflosigkeit zerrte an seinem Verstand, trieb ihn auf den Wahnsinn zu.
    Im letzten Augenblick riß er sich zusammen. Was er sah, was er hörte und empfand, war das Ergebnis einer teuflischen Simulation, die die Qahiren sich ausgedacht hatten und mit den unbegreiflichen Mitteln ihrer Technik verwirklichten.
    Er zwang sich zur Ruhe. Das Gewirr der Pflanzen und Körper wurde durchsichtig, löste sich auf. Bob Koenig wurde wieder sichtbar. In seinem Gesicht spiegelte sich das Entsetzen. Er hatte die Faust gegen den Mund gepreßt, um nicht zu schreien.
    »Kepler!« rief Ashley. »Es ist soweit! Bring mich zu Tajsa.«
     
    Das erste, was er sah, war die unbeschreibliche Pracht der tiefvioletten Blüten. Zu Tausenden bedeckten sie den Busch, hinter dem er materialisiert war. Er erkannte sie wieder. Sie gehörten zu jener bougainvilleenähnlichen Art, der er an Bord der CONQUEST begegnet war.
    Von jenseits des Busches kamen menschliche Stimmen. Sie sprachen Qahirisch, und wie jedesmal, wenn er in die Pseudo-Wirklichkeit der Qahiren versetzt wurde, hatte er keine Schwierigkeit, die Sprache zu verstehen. Er schob sich vorsichtig am Astwerk des Gebüsches entlang, bis er einen Punkt erreichte, von dem aus er die Szene überblicken konnte. Er sah einen weiten Rasenplatz, auf dem mehr als zwei Dutzend Qahiren sich in malerischer Unordnung niedergelassen hatten. Er nahm sich Zeit, sie zu mustern, erkannte jedoch außer Tajsa nur Pellgon und die junge, hübsche Frau mit dem leuchtend hellblauen Gewand, die er bei jener ersten Besprechung in Pellgons Haus gesehen hatte. Für Tasja war in der Mitte der Rasenfläche eine Art Thron errichtet worden – ein breiter, mit bunten Polstern bedeckter Sitz, der scheinbar schwerelos in der Luft schwebte. Das Ganze machte den Eindruck einer ungezwungenen, fröhlichen Gartenparty; aber wer genauer hinsah, dem entging nicht, daß Tajsa das unbestrittene Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit war. Keiner der Gäste versäumte es, wenigstens einmal

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